Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner hat den bevorstehenden Außeneinsatz von Esa-Astronaut Matthias Maurer als einen Höhepunkt der Mission des deutschen Raumfahrers bezeichnet.
Die mehr als sechsstündigen Wartungsarbeiten außerhalb der Raumstation ISS an diesem Mittwoch seien kein Spaziergang und neben der Gefahr sehr anstrengend, sagte Wörner der Deutschen Presse-Agentur. »Die ersten sogenannten EVAs wurden im Kalten Krieg durchgeführt, um Leistungsfähigkeit zu zeigen. Der allererste Einsatz von Alexej Leonow 1965 wäre beinahe in einer Katastrophe geendet, da er nur mit Mühen wieder in die Kapsel kam.«
»Weder Prestige noch Abenteuer«
Heute hätten solche Einsätze einen sachlichen Sinn. »Das ist weder Prestige noch Abenteuer. Es geht immer um spezielle Aufgaben, die außerhalb an der ISS durchgeführt werden müssen und nicht von dem robotischen Arm erledigt werden können«, erklärte Wörner. Bei Maurer gehe es um mehrere Arbeiten zur Temperatursteuerung der ISS, um den Austausch einer Kamera und Arbeiten am europäischen Modul Columbus.
Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt sagte der jetzige Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, es sei gut, dass die ISS auch in schwierigen politischen Zeiten Astronauten aus verschiedenen Ländern friedlich vereine. »An Bord sind Russen, Amerikaner und ein Europäer: Matthias Maurer aus dem Saarland. Raumfahrt hat in der Vergangenheit irdische Konflikte überbrückt - die ISS steht dafür als Symbol.« Wörner leitete von 2015 bis Februar 2021 die europäische Raumfahrtbehörde Esa in Paris.
Maurer war am 11. November mit drei Kollegen der US-Raumfahrtbehörde Nasa zur ISS aufgebrochen. Er ist der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf dem Außenposten der Menschheit. Den Außeneinsatz rund 400 Kilometer über der Erde übernimmt er mit seinem US-Kollegen Raja Chari. Ende April soll Maurer zur Erde zurückkehren.
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