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Was die Inflation in Deutschland drückt

Verbraucher müssen im September weniger für Energie zahlen als noch ein Jahr zuvor. Das dämpft die Teuerung insgesamt.

An der Kasse
Die Inflation in Deutschland ist auf dem niedrigstem Stand seit Februar vergangenen Jahres. Foto: Jens Kalaene Foto: Jens Kalaene
Die Inflation in Deutschland ist auf dem niedrigstem Stand seit Februar vergangenen Jahres. Foto: Jens Kalaene
Foto: Jens Kalaene

WIESBADEN. Gesunkene Energiepreise haben die Inflation in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 19 Monaten gedrückt. Die Verbraucherpreise stiegen im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte.

Niedriger hatte die Rate nach Angaben der Wiesbadener Behörde zuletzt im Februar 2018 mit 1,1 Prozent gelegen. Gegenüber August 2019 blieben die Verbraucherpreise im September unverändert.

Für Haushaltsenergie und Kraftstoffe mussten die Menschen in Deutschland im Schnitt 1,1 Prozent weniger zahlen als im Vorjahresmonat. Zudem schwächte sich der Anstieg der Nahrungsmittelpreise ab. Sie legten um 1,3 Prozent zu. Im August hatte der Anstieg noch 2,7 Prozent betragen.

Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen.

Der für europäische Vergleichszwecke berechnete Preisindex HVPI für Deutschland, den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht, lag um 0,9 Prozent über dem Stand von September 2018. Im Euroraum hatte die Jahresinflation nach jüngsten Daten der Statistikbehörde Eurostat im August 1,0 Prozent betragen.

Angesichts der Konjunkturabkühlung und der vergleichsweise schwachen Inflation hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik jüngst gelockert. Eine von Sparern ersehnte Zinserhöhung ist in weite Ferne gerückt. Die Zentralbank verlangt zudem von Banken nicht nur höhere Strafzinsen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Sie steckt ab November auch monatlich 20 Milliarden Euro in den Erwerb von Anleihen - und das zeitlich unbefristet.

Für Sparer ist die Entwicklung bitter. Denn Tagesgeld und Co. werfen kaum noch etwas ab. Nach Berechnungen der Comdirect Bank lag der Realzins - also der tatsächliche Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - im dritten Quartal 2019 bei minus 1,30 Prozent. Sparer verloren demnach allein im Zeitraum Juli bis September 7,7 Milliarden Euro.

Statistisches Bundesamt zu Inflation Deutschland

Eurostat zu Inflation im Euroraum