Nürnberg (dpa) - Die deutsche Wirtschaft zeigt sich nach Einschätzung von Experten in den kommenden Monaten weiter stabil - auch wenn der Aufschwung etwas an Dynamik verloren hat.
Die robuste Konjunktur wirke sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sie gehen von einem moderaten Herbstaufschwung mit immer noch deutlich sinkenden Arbeitslosenzahlen aus.
Nach den Berechnungen der Ökonomen waren im September 2,256 Millionen Frauen und Männer ohne Job. Das wären etwa 95.000 weniger als im August und rund 184.000 weniger als vor einem Jahr. Für den stärkeren Rückgang sorge das Ende der Sommerpause. Viele Unternehmen hätten wieder verstärkt Mitarbeiter eingestellt, so die Experten. Die offiziellen Arbeitsmarkt-Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Freitag (28. September) bekanntgeben.
Die heimische Nachfrage trage weiterhin den Konjunkturaufschwung in der Republik, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. »Das haben wir vor allem dem stabilen Beschäftigungswachstum und den Einkommenserhöhungen zu verdanken.« Die jüngsten Tarifabschlüsse etwa im Öffentlichen Dienst spülten zusätzliches Geld in viele Haushaltskassen, was den Konsum angekurbelt hat.
Der Export dagegen entwickle sich verhaltener, so die Ökonomen. »Der Export-Motor ist ins Stottern geraten«, stellte etwa Gregor Eder von der Allianz fest. Grund dafür seien vor allem internationale Unsicherheiten wie der sich zuletzt zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und China.
Gerade nach den ersten Monaten des Jahres, in denen noch euphorische Stimmung geherrscht habe, seien die Nachrichten von den Handelsstreitigkeiten wie ein »Nackenschlag« gewesen, sagte Deutsche-Bank-Ökonom Marc Schattenberg. Prinzipiell sei von den Auswirkungen noch erstaunlich wenig zu sehen, so viele Ökonomen. Vor allem die Autobranche glaube, dass es wohl nicht ganz so schlimm komme wie zunächst erwartet, sagte Sebastian Link vom Ifo Institut.
Für die kommenden Monate rechnen die Experten wegen der günstigen gesamtwirtschaftlichen Lage weiter mit steigender Beschäftigung und sinkenden Arbeitslosenzahlen. Für dieses Jahr erwarten sie im Schnitt bis zu 200.000 Arbeitslose weniger. Die Denkfabrik der BA, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), geht in ihrer aktuellen Herbstprognose von einem durchschnittlichen Rückgang von 190.000 auf rund 2,35 Millionen Menschen ohne Job aus.
Neben der Verunsicherung über die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump werfen den Experten zufolge die möglichen Brexit-Folgen ihren Schatten voraus. Doch die Ökonomen sorgen sich auch zunehmend über den Fachkräftemangel. Dieser sei das größte Risiko für den weiteren Aufschwung am Arbeitsmarkt, so KfW-Chefvolkswirt Zeuner.