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Umweltschützer: Weniger Plastik bei Verpackung von Süßwaren

Kekse, Pralinen, Gummibärchen: Geht es ans Naschen, können die wenigsten Nein sagen. Aber ist all der Plastikmüll nötig, der dabei entsteht?

Süßigkeiten
Vor dem Start der jährlichen Süßwarenmesse ISM Cologne fordern Umweltschützer einen »Systemwechsel« bei der Verpackung der Süßigkeiten. Foto: Lisa Krassuski/dpa
Vor dem Start der jährlichen Süßwarenmesse ISM Cologne fordern Umweltschützer einen »Systemwechsel« bei der Verpackung der Süßigkeiten. Foto: Lisa Krassuski/dpa

Köln (dpa) - Vor dem Start der jährlichen Süßwarenmesse ISM Cologne fordern Umweltschützer einen »Systemwechsel« bei der Verpackung der Süßigkeiten. »Der Umbruch muss jetzt stattfinden«, fordert die Verpackungsreferentin bei Greenpeace, Viola Wohlgemuth, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Es gebe einen Interessenkonflikt, denn: »Die Industrie will verpacken. Verpackung ermöglicht mehr Werbung.« In der Süßigkeitenbranche werden besonders viele Produkten in Plastik eingeschweißt oder stückweise einzeln verpackt.

»Wir hatten noch nie sicherere Süßigkeiten, als wir es heute haben«, hält Bastian Fassin, Vorsitzender des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie, am Dienstag in Köln dagegen. »Das liegt natürlich auch daran, dass wir Verpackungen haben.« Außerdem sei es in vielen Fällen schwer möglich, die Qualität der Produkte ohne Plastik beizubehalten. Bonbons verklebten, Schokolade liefe weiß an - »und statt Chips hätten sie nur noch Labberchips«. Trotzdem wolle man dem Bedürfnis entgegen kommen und arbeite mit Hochdruck an anderen Lösungen.

Wohlgemuth von Greenpeace fordert kompostierbare Verpackungen oder - noch besser - mehr Möglichkeiten zum unverpackten Einkaufen. »Es muss Rechtssicherheit geschaffen werden, damit unverpacktes Einkaufen einfacher wird«, meint die Referentin. Bislang stelle die sogenannte Beweislast, mit der Händler ihre ausreichenden Hygienestandards für unverpacktes Verkaufen nachweisen müssen, ein großes bürokratisches Hindernis für viele dar.

Für Verbraucher spielt es laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Nielsen mittlerweile eine Rolle, wie Waren verpackt sind: 71 Prozent der Befragten aus 11.000 deutschen Haushalten gaben an, beim Einkaufen darauf zu achten, dass möglichst wenig Verpackung auf dem Band liegt - das sind den Forschern zufolge zehn Prozentpunkte mehr als noch vor drei Jahren. Zuvor hatte das »Handelsblatt« über die Umfrage berichtet.

Sven Sängerlaub, Professor für Verpackungstechnik an der Hochschule München, hält die Einwände für übertrieben: »Die öffentliche Meinung ist momentan kontra Plastik - gerade im Kontext der Meeresvermüllung.« Das sei allerdings nur teilweise gerechtfertigt. »Kunststoff ist ein tolles Verpackungsmaterial. Die Meeresvermüllung wird eher durch falsche Entsorgung verursacht.« Außerdem ergebe sich eine negative Ökobilanz, wenn durch die Vermeidung von Verpackung mehr Lebensmittel weggeschmissen würden.

Auf der Süßwarenmesse, die ab dem 2. Februar in Köln stattfindet, präsentieren Süßwaren- und Snack-Hersteller einem Fachpublikum Trends und Neuheiten. Unter den Trends sind zurzeit etwa Süßigkeiten mit vielen Proteinen und aus natürlichen Zutaten - wie auch Linsen oder Bohnen - besonders gefragt. Weiterhin hoch im Kurs stehen Snacks für unterwegs.

Die Süßwarenbranche hielt ihren Umsatz 2019 mit rund 12,5 Milliarden Euro recht stabil. Aber sie leidet zunehmend unter Unsicherheiten im Export wie durch den bevorstehenden Brexit. »Jede zweite Tafel Schokolade, die wir in Deutschland produzieren, wird exportiert«, erklärt Fassin. Außerdem machen die erheblich gestiegenen Preisen für Rohstoffe wie Kakao den Firmen Sorgen. Nach Einschätzung des Gebäckherstellers Lambertz etwa könnten sie in diesem Jahr zu höheren Preisen bei Lebkuchen, Printen und anderem Süßgebäck führen.