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Trotz Lieferstopp: Nordseeinsel hält an Kupfergeld fest

Im Geldbeutel sind die kleinen, braunen Münzen lästig - und wer sie an der Kasse zusammenklaubt, kann einigen Unmut auf sich ziehen. Nicht aber auf Wangerooge, wo sich Einzelhändler seit einem Lieferstopp der Bank über Kupfergeld freuen.

Kupfergeld
Die Nordseeinsel Wangerooge wird seit einigen Monaten nicht mehr mit kleinen Münzen beliefert - es rechnet sich nicht. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Die Nordseeinsel Wangerooge wird seit einigen Monaten nicht mehr mit kleinen Münzen beliefert - es rechnet sich nicht. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wangerooge (dpa) - Die politische Debatte um die Abschaffung von kleinen Cent-Münzen ist in vollem Gange - die Nordseeinsel Wangerooge hat sich vor einigen Monaten als mögliches Experimentierfeld fürs Bezahlen ohne Kupfergeld ins Gespräch gebracht.

Doch dort läuft für Kunden zunächst alles weiter wie gewohnt. Denn seit die Bank auf dem Festland die Lieferung mit Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen im November einstellte, tauschen Händler die Münzen untereinander oder nehmen Spardosen von Kunden entgegen. Eigentlich sollten Preise beim Bäcker oder im Supermarkt auf- oder abgerundet werden - oder der Kunde gleich bargeldlos zahlen. Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) aber erzählt, die Einzelhändler wollten das nicht. Die Wirtschaft war von Anfang an skeptisch.

»Wir kommen nicht ohne die Münzen aus«, sagt die Inhaberin der Inselbuchhandlung, Claudia Grunemann. »Man sagt das immer so leicht, aber das macht nicht jeder Kunde mit.« Dem Bürgermeister zufolge sollten Kunden immer vor die Wahl gestellt werden, ob sie den Preis aufrunden und die Cent-Beträge sozialen Projekten zugute kommen lassen - so wie bereits an manchen deutschen Supermarktkassen. »Das müsste man mit jedem Kunden ausdiskutieren«, erklärt die Buchhändlerin. »Das würde jetzt gehen, aber wenn sich im Sommer die Schlangen bilden, nicht.«

In der Hochsaison mit zahlreichen Touristen in den Läden könnte dann auch das aktuelle System, bei dem sich die Einzelhändler gegenseitig mit Münzen aushelfen oder gesammeltes Kleingeld der Kunden gegen größeres Geld tauschen, zusammenbrechen. Die Volksbank Jever hatte die Lieferung im November mit der Begründung eingestellt, dass der Transport der Münzrollen - meist mit dem Flugzeug - teurer als der Geldwert sei. Sollte der Vorrat der Münzen im Sommer also tatsächlich zur Neige gehen, »müsste jeder Händler die Münzen kompliziert vom Festland holen«, so Bürgermeister Fangohr. Vielleicht könne man dann noch mal einen Vorstoß wagen, die Bezahlpraxis zu ändern.

In den Niederlanden, Finnland und Belgien wird an Kassen bereits in Fünf-Cent-Schritten auf- oder abgerundet. Die EU-Kommission erwägt einen Vorstoß zur Abschaffung der beiden kleinsten Cent-Münzen mit Kupferauflage, wie aus einem Arbeitspapier hervorgeht. Hintergrund seien die »Nachteile und Herausforderungen, die mit ihrer Nutzung einhergehen«. Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) sagte dazu, »jedem sollte selbst überlassen bleiben, wie er oder sie bezahlt. Und das gilt insbesondere, solange die Preise auf 99 oder 98 Cent gebildet werden.« Barzahlungen müssten gegenüber elektronischen Zahlungen gleich behandelt werden.

In ihrer Buchhandlung kann Grunemann viele der krummen Preise nicht einfach ändern, denn für Bücher gilt deutschlandweit eine Preisbindung. Ebenso für verschreibungspflichtige Medikamente in Rita Ademes' Apotheke auf Wangerooge: »Natürlich würde ich die Abschaffung der Münzen begrüßen, aber da muss sich vorher noch Einiges in der Wirtschaft ändern.« Ein freiwilliges Angebot zum Spenden gebe es ohnehin schon: »Bei uns steht das Schiff der Seenotretter. Das wird auf der Insel geleert und die Münzen kommen wieder in Umlauf.«