BERLIN. Netflix und Co. haben seit Dienstag einen neuen starken Rivalen in Deutschland: Disney hat seinen Videostreaming-Dienst gestartet.
Disney+ hat zwar zunächst ein deutlich schmaleres Programmangebot als die großen Konkurrenten, doch der Unterhaltungsriese setzt auf die Anziehungskraft von »Star Wars«, der Marvel-Comic-Verfilmungen und seines reichhaltigen Kinderprogramms. Wie andere Streamingdienste läuft auch Disney+ in den kommenden Wochen in Europa mit etwas reduzierter Bildqualität, um die Netze in der Coronavirus-Krise zu entlasten.
Mit Disney+ riskiert der Konzern eine Strategiewende: Zuvor verdiente er gut mit Gebühren von anderen Streaming-Plattformen, wo seine Inhalte liefen, sowie Kabelanbietern. Doch angesichts des Streaming-Booms beschloss der kürzlich abgetretene Firmenchef Robert Iger, dass Disney die Inhalte in Eigenregie an die Nutzer bringen muss. Das erforderte massive Investitionen unter anderem in Streaming-Technologie. Da der Service zum Start nur wenige exklusive Publikumsmagnete wie die »Star-Wars«-Serie »The Mandalorian« vorweisen kann, setzte Disney den monatlichen Preis mit 6,99 Euro unter dem Niveau der großen Konkurrenten an.
Gerade in der Coronavirus-Krise mit geschlossenen Schulen und Kindergärten sowie den Eltern im Homeoffice können Inhalte für Kinder ein reizvolles Argument für einen Streaming-Dienst sein. Der Netzausrüster Nokia stellte in einer Auswertung des Datenverkehrs vergangene Woche fest, dass sich schon am ersten Tag der Beschränkungen das Netflix-Datenvolumen um 9.00 Uhr morgens verdoppelte. Amazon machte kurz vor dem Start von Disney+ viele Inhalte für Kinder in seinem Dienst Prime Video kostenlos verfügbar. (dpa)