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Schlag für Tourismus - Kritik an Reisewarnung für Kanaren

Die Kanarischen Inseln zählen neben den Balearen zu den besonders beliebten Reisezielen der Bundesbürger in Spanien. Die Reisewarnung für die Inselgruppe im Atlantik wirbelt Urlaubspläne durcheinander und verärgert die Branche.

Reisewarnung für Kanaren
Eine Maschine der Fluggesellschaft Lufthansa startet bei regennasser Startbahn vom Flughafen Frankfurt (FRA) aus. Foto: Andreas Arnold/dpa
Eine Maschine der Fluggesellschaft Lufthansa startet bei regennasser Startbahn vom Flughafen Frankfurt (FRA) aus. Foto: Andreas Arnold/dpa

BERLIN. Nach Mallorca nun auch die Kanaren: Die Reisewarnung für die bei deutschen Urlaubern beliebte Inselgruppe im Atlantik trifft Veranstalter und Reisebüros hart.

Der Deutsche Reiseverband DRV sprach am Donnerstag von einem weiteren »herben Schlag« für Urlauber und die Branche. Tourismusunternehmen bedauerten die Entscheidung des Auswärtigen Amtes vom Mittwochabend, mit der jetzt für ganz Spanien eine Reisewarnung gilt. Vor Reisen in den Rest des Landes samt der Ferieninsel Mallorca wird bereits seit Mitte August gewarnt.

»Es ist nicht verhältnismäßig, die gesamten Kanaren unter die Reisewarnung zu stellen, obwohl sich die Infektionszahlen nur auf einige wenige Gebiete beschränken«, kritisierte der DRV, der vor allem Veranstalter und Reisebüros vertritt. Betroffen seien nur die Städte auf Gran Canaria und Teneriffa. »Risikogebiete sollten möglichst zielgenau und differenziert ausgewiesen werden - ähnlich wie dies in Deutschland bereits auf Landkreisebene geschieht«, forderte der Verband. Pauschale Warnungen würden den Realitäten in den Ländern nicht gerecht.

Dem DRV zufolge sind die Kanaren aktuell bei Urlaubern sehr beliebt und für die nächsten Wochen gut gebucht. Viele Kunden hätten nach der Reisewarnung für die Balearen auf die Kanaren umgebucht.

Wegen der gestiegenen Zahl von Neuinfektionen waren die Inseln im Atlantik zuvor als Risikogebiet eingestuft worden. Eine Reisewarnung ist zwar kein Reiseverbot, aber eine abschreckende Wirkung ist beabsichtigt. Die Warnung ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Große Veranstalter wie Branchenprimus Tui und DER Touristik sagten Reisen auf die Kanaren bis vorerst 12. September beziehungsweise 15. September ab. Alltours überlässt wie schon im Falle von Mallorca den Urlaubern die Entscheidung. Die Kunden haben bis 15. September demnach die Wahl, ob sie die Reise antreten, umbuchen oder stornieren.

»Wir bedauern, dass nun auch die Kanaren eine Reisewarnung erhalten haben - zumal sich die Neuinfektionen auf einige Hotspots konzentrieren. Viele unserer Mallorca-Gäste hatten die Kanaren als Alternativ-Reiseziel gewählt«, sagte Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef von DER Touristik. »Wir hoffen, dass das Auswärtige Amt statt einer Reisewarnung differenzierte Sicherheitshinweise für die Kanaren erlässt und Urlaub demnächst wieder möglich sein wird.« Vorbild könnten die Balearen sein, die bereits weitere effektive Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ergriffen hätten.

Auch TUI sprach sich für regionale Warnungen aus, statt für ganze Länder oder Inselgruppen. »Man sollte sowohl die Inseln einzeln betrachten, als auch auf einzelnen Inseln bestimmte Orte geöffnet lassen«, sagte ein Tui-Sprecher. Gerade die Pauschaltouristen auf den spanischen Inseln verhielten sich vorbildlich und blieben meist den gesamten Urlaub in ihren Ressorts oder an den nahe gelegenen Stränden.

Alltours geht aktuell davon aus, dass die Reisewarnung für die Kanaren nicht länger als vier Wochen gelten wird. »Auch im Fall von Mallorca gehen wir von einer Aufhebung der Reisewarnung in absehbarer Zeit aus, da die Infektionszahlen rückläufig sind«, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Die Tourismusindustrie zählt mit zu den am härtesten von der Corona-Krise getroffenen Branchen. Der DRV fürchtet eine Pleitewelle. Laut einer jüngsten Umfrage des Verbandes unter fast 650 Unternehmen sehen sich mehr als 60 Prozent der Reisebüros unmittelbar von der Insolvenz bedroht. Bei den Reiseveranstaltern sind es gut die Hälfte. (dpa)