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Scheuer fordert Autoindustrie zu mehr Tempo bei Wandel auf

Aus Sicht des Bundesverkehrsministers ist 2020 ein »Hoffnungsjahr« für weniger klimaschädliche Fahrzeugantriebe in Deutschland. An die Branche richtet er eine klare Botschaft.

Andreas Scheuer
Andreas Scheuer (CSU) ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Foto: Bernd Thissen/dpa
Andreas Scheuer (CSU) ist Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Foto: Bernd Thissen/dpa

Berlin (dpa) - Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fordert von den Autobauern mehr Tempo beim Umstieg auf weniger klimaschädliche Antriebe.

Der CSU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Dass die deutsche Autoindustrie technologisch gut und innovativ ist, bestreitet keiner.

Wir müssen diese deutschen Innovationen schneller auf die Straße bringen, erlebbar und alltagstauglich machen." Es gehe nicht nur um die Mobilität der Zukunft, sondern auch um die Arbeitsplätze von morgen. Die Opposition mahnte dafür aber auch bessere Rahmenbedingungen der Bundesregierung an.

»Wir müssen die Leute neugierig machen und begeistern. Wir müssen Vorurteile gegenüber alternativen Antrieben entkräften, was die Reichweite betrifft und die Alltagstauglichkeit«, sagte Scheuer. »Wenn ich mir manche Produkte ausländischer Autohersteller anschaue, dann steckt schon viel Image und Marketing dahinter. Unsere Stärke ist Perfektion. Aber Perfektion darf nicht zu Zeitverlust führen in der Entwicklung.«

Scheuer betonte: »2020 ist ein Hoffnungsjahr für klimafreundliche Antriebe beim Auto in Deutschland.« Viele neue E-Auto-Modelle kämen auf die Straße. »Wir müssen aber technologieoffen sein.«

Scheuer kritisierte in diesem Zusammenhang, dass der synthetische Kraftstoff Care Diesel noch nicht vom Umweltministerium genehmigt sei. »Wir brauchen die vollständige Technologieoffenheit bei alternativen Antrieben und Kraftstoffen.« Es wäre aus Scheuers Sicht ein Fehler, sich nur auf eine Variante festzulegen. »Ja, die Elektromobilität wird als erstes kommen. Aber jetzt Technologien einschlafen zu lassen, allein durch Verzögerung von Genehmigungen, wäre falsch.«

Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung könne als »Wirtschaftsförderprogramm« gestaltet werden, sagte Scheuer: »Damit wir so durchstarten, dass unsere Produkte wieder einen Schritt weiter sind als andere auf der Welt. Und dass diese Produkte dann überall gekauft werden, weil sie sauberer, effizienter und besser sind - und begeistern.«

Fahrzeuge mit alternativen Antrieben haben in Deutschland immer noch nicht den Durchbruch auf dem Massenmarkt geschafft, auch wenn mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im vergangenen Jahr 63.281 reine E-Autos neu zugelassen. Das waren 75,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Fahrzeugen mit Hybridantrieb stiegen die Neuzulassungen um fast 84 Prozent auf 239.250. Erdgasbetriebene Pkw lagen bei 7623 Neuzulassungen, flüssiggasangetriebene Pkw bei 7256. Der Gesamtmarkt lag bei 3,6 Millionen Neuwagen.

Die Autohersteller wollen in den kommenden Monaten und Jahren zahlreiche E-Autos anbieten, auch im Massenmarkt. Um Klimaschutzziele bis 2030 zu schaffen, hält die Bundesregierung bis dahin sieben bis zehn Millionen E-Autos in Deutschland für notwendig. Die Politik hatte angekündigt, die Elektromobilität mit höheren Kaufprämien und einem zügigeren Aufbau der Ladeinfrastruktur voranbringen zu wollen.

Der FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic sagte, Scheuers Appell für mehr Technologieoffenheit sei richtig, in der Praxis mache seine Regierung aber das Gegenteil. »Statt Voraussetzungen zu schaffen, unter denen sich die beste Technologie durchsetzen kann, wird nach wie vor sehr einseitig auf die batteriegetriebene E-Mobilität gesetzt.« Der Linke-Industriepolitiker Alexander Ulrich kritisierte, der Ausbau der Infrastruktur für E-Autos gehe schleppend voran, in Forschung und Entwicklung werde zu wenig investiert, und das Klimapaket setze keinerlei Anreize zum Wechsel der Antriebstechnologie.

BMVI zu Elektromobilität