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Schätzung: 2022 verbraucht Deutschland weniger Energie

Der Krieg in der Ukraine, Corona-Lockerungen und Bevölkerungswachstum haben Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Deutschland wird in diesem Jahr wohl weniger Energie verbrauchen, schätzen Experten.

Heizung
Schätzungsweise verbrauchen die Deutschen in diesem Jahr weniger Energie. Foto: Marcus Brandt
Schätzungsweise verbrauchen die Deutschen in diesem Jahr weniger Energie.
Foto: Marcus Brandt

Der Energieverbrauch in Deutschland wird 2022 laut einer Schätzung von Energieexperten um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Damit rechnet die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) auf Grundlage aktueller Daten zum Energieverbrauch der ersten neun Monate. Insgesamt gehen die Experten von einem Gesamtverbrauch von 12.040 Petajoule (PJ) aus, wie die Arbeitsgemeinschaft in Berlin mitteilte.

In den ersten drei Quartalen lag die Energienachfrage den Angaben zufolge ebenfalls 2,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Für einen höheren Verbrauch hätten dabei unter anderem das Wirtschaftswachstum und eine höhere Bevölkerungszahl geführt, für eine Verbrauchssenkung hätten dagegen unter anderem die drastisch gestiegenen Energiepreise sowie die mildere Witterung gesorgt. Die Entwicklung bei den verschiedenen Energieträgern verlief insgesamt sehr unterschiedlich.

Erhöhter Kraftstoffverbrauch nach Corona-Lockerungen

So erhöhte sich der Verbrauch von Ottokraftstoff um knapp 4 Prozent, Diesel blieb etwa auf Vorjahresniveau (minus 0,2 Prozent). Der Verbrauch von Flugkraftstoff legte um 48,5 Prozent zu. »Wesentliche Ursache für den Verbrauchsanstieg ist die gesteigerte Nachfrage bei der individuellen Mobilität auf der Straße und in der Luft durch Lockerungen der Corona-Maßnahmen«, schrieben die Statistiker.

Der Absatz von leichtem Heizöl nahm vor allem wegen höherer Nachfrage aus der Industrie um rund 13 Prozent zu. Bei Rohbenzin für die chemische Industrie betrug der Zuwachs knapp 4 Prozent.

Der Erdgasverbrauch ging in den ersten drei Quartalen um gut 12 Prozent zurück. Hauptursache dieser Entwicklung sei neben einer vergleichsweise milden Witterung das hohe Preisniveau für Erdgas gewesen, hieß es. Der Steinkohleverbrauch legte insgesamt um knapp 12 Prozent zu, vor allem wegen einer deutlich gestiegenen Verstromung. Der Kohlebedarf der Stahlindustrie ging wegen einer rückläufigen Eisen- und Stahlproduktion dagegen um 4,7 Prozent zurück. Der Primärenergieverbrauch von Braunkohle legte um 8 Prozent zu.

Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging wegen der Abschaltung von drei Atomkraftwerken zum Jahresende 2021 um rund die Hälfte zurück. Strom aus Erneuerbaren Energien legte insgesamt um 4,2 Prozent zu.

© dpa-infocom, dpa:221116-99-541939/3