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Rüstungsfirmen wollen deutlich mehr produzieren

Im Kalten Krieg waren die Auftragsbücher der Waffenfirmen prall gefüllt. In den vergangenen Jahrzehnten war die Nachfrage aus dem Inland hingegen nicht allzu hoch. Der Ukraine-Schock hat alles geändert.

Rheinmetall
Die Aussicht auf milliardenschwere Bestellungen hat den Aktien von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall in einem wegen des Ukraine-Kriegs schwachen Markt Rückenwind verliehen. Foto: Federico Gambarini
Die Aussicht auf milliardenschwere Bestellungen hat den Aktien von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall in einem wegen des Ukraine-Kriegs schwachen Markt Rückenwind verliehen.
Foto: Federico Gambarini

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der geplanten Milliardeninvestitionen in die Bundeswehr wollen Deutschlands Rüstungskonzerne ihre Produktion erheblich ausweiten.

Die Düsseldorfer Firma Rheinmetall hat dem Bund eine Projektliste angeboten, die einen Umfang von 42 Milliarden Euro hat und Panzer, Munition, Militär-Lkw und andere Güter enthält. »Wir könnten sofort anfangen zu produzieren«, sagt Rheinmetall-Chef Armin Papperger der Deutschen Presse-Agentur. Die ersten Munitionschargen könnten in einem Jahr geliefert werden, Radpanzer in eineinhalb und Kettenpanzer in zwei Jahren. Neben neuem Gerät geht es auch um die Modernisierung von Bundeswehr-Fahrzeugen.

100 Milliarden Sondervermögen für Bundeswehr

Die Bundesregierung hatte am Sonntag verkündet, dass sie der Bundeswehr ein Sondervermögen von 100 Milliarden zur Verfügung stellen wolle und dauerhaft mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in die Verteidigung stecken will. Auch der Kleinwaffen-Hersteller Heckler & Koch, der Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt und der Flugkörper-Fabrikant Diehl stellen sich auf mehr Geschäft ein. Der Panzerfaust-Hersteller Dynamit Nobel Defence dürfte ebenfalls viele Aufträge bekommen.

Die auf rund zehn Jahre ausgelegten 42 Milliarden Euro würden nicht nur in Rheinmetalls Kassen fließen. So kämen 229 Puma-Schützenpanzer für 3,7 Milliarden Euro von einem Konsortium aus Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Die Liste sei nur ein Vorschlag, der sich schrittweise realisieren ließe, sagt Firmenchef Papperger. »Es ist ein Signal an den Bund, dass wir bereitstehen.« Zuvor hatten mehrere Zeitungen über den Rheinmetall-Vorschlag berichtet.

Selbst wenn der Bund nur einen Teil der Vorschläge aufgreift, rechnet der Manager im Deutschlandgeschäft seiner Firma mit sehr starkem Wachstum. Vorläufigen Zahlen zufolge machte der Konzern 2021 weltweit einen Umsatz von 5,66 Milliarden Euro, ein Plus von 4,7 Prozent. Mit Blick auf den Ukraine-Effekt für die Verteidigungsgeschäfte seiner Firma sagt er: »Mittelfristig sehen wir in Deutschland ein jährliches Potential von bis zu zwei Milliarden Euro an zusätzlichem Umsatz, wenn die entsprechenden Beauftragungen erfolgen.«

Rheinmetall: 3000 neue Mitarbeiter

Hat die Firma überhaupt genug Fabriken und Personal, um eine sprunghaft steigende Nachfrage zu bedienen? Das sei machbar, sagt der Manager. So könnte Rheinmetall seine Werke vom aktuellen Ein- oder Zwei-Schicht-Betrieb auf einen durchgängigen Drei-Schicht-Betrieb inklusive Samstagsarbeit erweitern. Das Personal müsste aufgestockt werden, und zwar um rund 1500 bis 3000 zusätzlich zu den derzeit 8000 Beschäftigten, die im Inland in Rheinmetalls Sicherheitsbereich arbeiten. Zudem könnte die Firma Werke in anderen Staaten nutzen.

Zuletzt erhielt Rheinmetall auch Anfragen aus Zentral- und Osteuropa. Details nannte Papperger nicht. Die Nachfrage aus anderen Nato- und EU-Staaten werde langfristig deutlich anziehen.

© dpa-infocom, dpa:220303-99-362572/3