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Personalmangel an Flughäfen und bei Airlines: Ausweg gesucht

Nach zwei Corona-Jahren wollen die Menschen wieder reisen und die Hauptreisezeit im Sommer steht unmittelbar bevor. Doch Flughäfen und Airlines fehlt europaweit Personal.

Reiseverkehr zum Start in die Pfingsttage am Flughafen BER
Menschen stehen am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) »Willy Brandt« an der Sicherheitskontrolle Schlange. Foto: Christoph Soeder
Menschen stehen am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) »Willy Brandt« an der Sicherheitskontrolle Schlange.
Foto: Christoph Soeder

Angesichts von Flugstreichungen und Verspätungen wegen Personalengpässen bei Airports und Fluggesellschaften wird nach Lösungen für den erwarteten Reiseansturm in den Sommerferien gesucht.

Der Luftverkehrsverband BDL kann dabei Vorschlägen von FDP-Fraktionschef Christian Dürr einiges abgewinnen. Dürr hatte unter anderem einen stärkeren Einsatz der Bundespolizei bei den Sicherheitskontrollen an Airports gefordert.

Mehr Bundespolizisten in die Flughäfen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse mehr Bundespolizisten in die Flughäfen bringen, »damit die Schlangen an den Sicherheitskontrollen geringer werden«, sagte der FDP-Politiker am Sonntag dem »Tagesspiegel«. Außerdem müsse Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) dafür sorgen, »dass die Bodendienstleister schnell und unbürokratisch Leute einstellen können - gegebenenfalls mit befristeten Verträgen«. Es sei denkbar, dafür auch Personal aus dem Ausland einzustellen. Die Bundesländer müssten alle Kräfte bündeln. »Damit die Menschen möglichst bald wieder ohne Probleme reisen können«, sagte Dürr.

Für den Ablauf der Sicherheitskontrollen ist grundsätzlich die Bundespolizei zuständig, an einigen Flughäfen auch die Landespolizei. In der Regel werden dafür von ihr beauftragte Dienstleister eingesetzt. »Falls die Dienstleister nicht in der Lage sind, die Kontrollen in der beauftragten Qualität und Effizienz durchzuführen, müssen die Polizeibehörden auf anderem Weg die Durchführung sicherstellen, gegebenenfalls auch mit eigenem Personal der staatlichen Behörden«, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) auf Anfrage mit.

Einsatz von Arbeitnehmern aus Drittstaaten

Zudem könne ein kurzfristiger Einsatz von Arbeitnehmern aus Drittstaaten, zum Beispiel aus der Türkei, die Situation bei Bodendienstleistern entspannen. »Wir haben die Bundesregierung bereits gebeten in dieser Sondersituation den Prozess der Arbeitnehmerüberlassung mit Ausnahmegenehmigungen zu erleichtern«, teilte der BDL weiter mit. Die Entscheidung liege beim Bundesarbeitsminister und Bundesverkehrsminister. Beide hätten eine Prüfung zugesagt.

Der Flughafenverband ADV mahnte: »Die privaten Luftsicherheitsdienstleister müssen ihren Verpflichtungen nachkommen und zeitnah ausreichend Personal zur Verfügung stellen.« Über eine Neuorganisation der Luftsicherheitskontrollen könne man im nächsten Schritt nachdenken.

Zugleich betonte der Verband, die Zuverlässigkeitsüberprüfung für Mitarbeiter im Sicherheitsbereich bleibe unerlässlich. Notwendig seien aber Vereinfachungen bei den Nachweispflichten, die für viele potenziell Beschäftigte nur mit viel Aufwand zu erfüllen oder abschreckend seien. »Gleichzeitig dauern die Verfahren für eine Zuverlässigkeitsüberprüfung mit 6 bis 8 Wochen zu lange, um kurzfristig mehr Personal einstellen zu können.«

Seit Wochen gibt es an Deutschlands Flughäfen aber auch in anderen europäischen Ländern massive Probleme wegen Personalmangels in der Branche, allein die Lufthansa will im Juli 900 Flüge in München und Frankfurt streichen. Die Sorge vor chaotischen Zuständen in der Ferienzeit im Sommer wächst.

Verdi zufolge sind besonders die großen Flughäfen wie Frankfurt, Hamburg oder Berlin vom Personalmangel in allen Dienstleistungsbereichen am Boden wie Sicherheitskontrolle oder Check-in betroffen. Auch in München fehle Personal, allerdings sei die Lage dort besser, weil das Sicherheitspersonal nicht bei einer Privatfirma angestellt sei, sondern bei einer Firma im Staatsbesitz, die nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahlt.

© dpa-infocom, dpa:220613-99-647741/4