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Peloton mit höherem Verlust - Aktienkurs bricht ein

Die New Yorker Firma profitiert zu Beginn der Corona-Pandemie noch stark von der Schließung von Fitnessstudios. Doch der Boom beim Verkauf der Trainings-Bikes und Laufbänder ist vorbei.

Peloton
Der Sportartikelhersteller Peloton hat von geschlossenen Fitnessstudios während der Pandemiezeit zunächst profitiert. Foto: Mark Lennihan
Der Sportartikelhersteller Peloton hat von geschlossenen Fitnessstudios während der Pandemiezeit zunächst profitiert.
Foto: Mark Lennihan

Der Sportartikel-Spezialist Peloton hat nach dem Corona-Boom mit weiter wachsenden Verlusten zu kämpfen. Im vergangenen Quartal weitete sich der Fehlbetrag auf 757 Millionen Dollar (717 Mio Euro) aus.

Schon im Vierteljahr davor hatte Peloton rote Zahlen von rund 440 Millionen Dollar verbucht, im Vergleichsquartal des vorherigen Geschäftsjahres war das Minus mit 8,6 Millionen Dollar noch deutlich geringer.

Die zuletzt schon ziemlich gebeutelte Aktie fiel im frühen US-Handel am Dienstag um rund zwölf Prozent. Nach einst 50 Milliarden Dollar war Peloton damit an der Börse nur noch gut vier Milliarden Dollar wert. In einer ersten Reaktion ließen Anleger das Papier im vorbörslichen Handel zunächst um mehr als ein Viertel fallen.

Profiteur der Corona-Pandemie

Peloton hatte zu Beginn der Pandemie stark von der Schließung von Fitnessstudios profitiert. Die Verkäufe der Trainings-Bikes und Laufbänder der New Yorker Firma sprangen hoch, Interessenten mussten zum Teil lange auf ihre Geräte warten. Peloton interpretierte den Schub allerdings nicht als Sonderkonjunktur, sondern als Beginn einer Wachstums-Ära und investierte in den Ausbau der Kapazitäten bis hin zum Bau einer Fabrik in den USA.

Das erwies sich als schwerwiegende Fehlkalkulation: Mit der Aufhebung von Corona-Einschränkungen ging das Interesse an Geräten der Firma wieder zurück, Peloton saß auf hohen Lagerbeständen, der Bau der Fabrik in den USA wurde wieder abgebrochen.

Seit Februar versucht der ehemalige Finanzchef der Streaming-Giganten Netflix und Spotify, Barry McCarthy, Peloton mit einem stärkeren Fokus auf Abo-Erlöse wieder in die Spur zu bringen. Nun kündigte er an, dass Peloton-Geräte bald erstmals auch bei anderen Händlern statt nur direkt von der Firma verkauft werden sollen.

Drastischer Umsatzrückgang

Im Ende März abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal fiel der Umsatz um rund ein Viertel auf 964 Millionen Dollar, wie Peloton am Dienstag mitteilte. Die Erlöse aus Geräteverkäufen brachen dabei um 42 Prozent auf knapp 600 Millionen Dollar ein. Für das laufende Vierteljahr rechnet die Firma mit nur noch 675 bis 700 Millionen Dollar Umsatz - während Analysten im Schnitt eine Prognose von mehr als 820 Millionen Dollar erwartet hatten. »Es ist wie es ist«, entfuhr es dem neuen Peloton-Chef mehrfach in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

McCarthy versucht auch, die aktuellen Probleme mit großen Visionen zu übertünchen: Er wolle Peloton zu einer globalen Plattform mit 100 Millionen Nutzern ausbauen. Bis dahin sei noch ein weiter Weg, und es sei nicht zu schaffen ohne einen Ausbau des App-Geschäfts und einer stärkeren internationalen Expansion, räumte er zugleich selbst ein. Im vergangenen Quartal wuchs die Nutzerzahl um 195.000 auf sieben Millionen. Immerhin gab es pro Abo-Kunden im Schnitt 18,8 Trainings pro Monat - wieder ein Zuwachs nach 15,5 Workouts in den drei Monaten davor. In der Corona-Krise vor einem Jahr hatten Pelotons Abo-Kunden allerdings ihre Geräte noch im Schnitt 26 Mal pro Monat genutzt.

© dpa-infocom, dpa:220510-99-231307/3