Der Ausbruch des Ukraine-Krieges hinterlässt auch im deutschen Onlinehandel tiefe Spuren.
Das bis zum Kriegsbeginn am 24. Februar zu beobachtende stürmische Umsatzwachstum im E-Commerce sei nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine deutlich gebremst worden, berichtete der Branchenverband bevh am Montag. Während die Umsätze im Onlinehandel mit Waren in den Wochen vor dem Krieg noch um durchschnittlich 11,5 Prozent zulegten, schrumpfte das Wachstum nach dem Kriegsausbruch auf nur noch 2,3 Prozent. Nur wegen der starken Umsätze in den Wochen nach Weihnachten kam der Onlinehandel im 1. Quartal insgesamt noch auf ein Umsatzplus von 8,2 Prozent.
Besonders hart litt der Onlinehandel mit Bekleidung und Schuhen. Hier gingen die Umsätze nach Kriegsbeginn im Vorjahresvergleich um 8,6 Prozent zurück. Auch die Geschäfte mit Einrichtungsgegenständen liefen seit Kriegsausbruch deutlich schlechter. Allerdings gab es auch Branchen, die deutlich weniger von der Kaufzurückhaltung vieler Menschen getroffen wurden. Bei Waren des täglichen Bedarfs, lag das Umsatzwachstum im Onlinehandel nach Kriegsausbruch mit 19,4 Prozent zwar etwas unter dem Niveau der Vorwochen, blieb aber überdurchschnittlich hoch.
Mehr Nachfrage nach Medikamenten
Der Onlineeinkauf von Medikamenten erlebte laut bevh sogar einen Umsatzschub. Das Wachstum in dieser schon durch die andauernde Corona-Pandemie dynamischen Kategorie stieg nach dem 24. Februar sprunghaft um mehr als 40 Prozent an.
»Es gibt Unternehmen, die Versorger oder Lieferant von dringend benötigten Gütern sind und deshalb mehr Nachfrage erfahren, und solche, deren Sortiment für die Menschen aktuell kaum relevant erscheint«, erklärte der Stellvertretende bevh-Hauptgeschäftsführer, Martin Groß-Albenhausen, die unterschiedlichen Tendenzen.
Erholen konnte sich im 1. Quartal auch der Umsatz mit Dienstleistungen, etwa die Online-Buchungen von Reisen oder Events. Diese hatten unter Corona massiv gelitten und legten im 1. Quartal 2022 um fast zwei Drittel (64,2 Prozent) auf 1,85 Milliarden Euro zu. Auch hier bildete der Kriegsbeginn allerdings eine Zäsur: Von Anfang Januar bis 24. Februar verdoppelte sich der Umsatz nahezu (+93,3 Prozent), um nach Kriegsbeginn auf ein moderates Wachstum von 13,4 Prozent zurückzufallen.
© dpa-infocom, dpa:220411-99-879746/3