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Negativzinsen auf Guthaben könnten wegfallen

Wer viel Geld bei seiner Bank parkt, muss dafür inzwischen oft bezahlen. Solche als »Strafzinsen« empfundenen Gebühren könnten bald der Vergangenheit angehören. Vorausgesetzt, die Zinswende kommt.

Zinsen
Bankkunden dürfen angesichts der erwarteten Zinswende in Europa auf Gebührensenkungen hoffen. Foto: Daniel Karmann
Bankkunden dürfen angesichts der erwarteten Zinswende in Europa auf Gebührensenkungen hoffen.
Foto: Daniel Karmann

Bankkunden dürfen angesichts der erwarteten Zinswende in Europa auf Gebührensenkungen hoffen.

»Sobald die Europäische Zentralbank sich von ihrer Minuszinspolitik verabschiedet, werden wir keine Verwahrentgelte für Privatkunden mehr erheben«, kündigte der Vorstandschef der ING Deutschland, Nick Jue, im »Handelsblatt« (Freitag) an. »Das ist ein Versprechen.«

Am Donnerstag hatte auch die Finanzvorständin der Commerzbank, Bettina Orlopp, Änderungen in Aussicht gestellt: »Wenn es jetzt auch im Euroraum zu Zinserhöhungen kommt, werden wir peu à peu das Guthabenentgelt anpassen.« Zunächst müsse aber abgewartet werden, welchen Kurs die Europäische Zentralbank (EZB) einschlage.

Seit Juni 2014 müssen Geschäftsbanken im Euroraum Zinsen zahlen, wenn sie Gelder bei der EZB parken. Aktuell liegt dieser Einlagenzins - im Fachjargon Einlagefazilität genannt - bei minus 0,5 Prozent. Die Kosten dafür geben etliche Geldhäuser an ihre Kundinnen und Kunden weiter.

Viele Volkswirte rechnen angesichts der anhaltend hohen Inflation inzwischen mit einer Zinswende im Euroraum im laufenden Jahr. Jue geht davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik so straffen wird, dass die Minuszinsen für Banken im ersten Quartal 2023 der Vergangenheit angehören könnten. »Das wäre dann der Zeitpunkt, an dem wir die Verwahrentgelte für unsere Kunden streichen würden«, sagte der ING-Deutschland-Chef. Die Direktbank verlangt derzeit ab 50 000 Guthaben je Konto ein sogenanntes Verwahrentgelt von ihren Kunden.

»Verwahrentgelte« könnten wegfallen

Der Genossenschaftsverband, der Volks- und Raiffeisenbanken in allen Bundesländern mit Ausnahme von Bayern und Baden-Württemberg vertritt, rechnet ebenfalls nicht damit, dass die Institute Verwahrentgelte auf Dauer beibehalten werden. »Keine Bank hat ein ureigenes Interesse an diesen Verwahrentgelten«, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Siegfried Mehring, am Freitag in Neu-Isenburg. Er rechne damit, dass das zurückgedreht werde, wenn sich die Zinslandschaft verändert habe. »Vom Grundsatz her würde ich das erwarten«, sagte Mehring. »Aber im Moment spekulieren wir noch über die Zinswende, noch haben wir das Negativzinsumfeld.«

Nach Daten des Vergleichsportals Verivox verlangen 436 Banken und Sparkassen in Deutschland von Privatkunden ein »Verwahrentgelt« auf Tagesgeld-, Giro- oder Verrechnungskonten. Das Verbraucherportal Biallo kommt sogar auf 561 Institute, die Privatkunden Negativzinsen berechnen (Stand beider Erhebungen: 17.2.2022).

© dpa-infocom, dpa:220218-99-189185/3