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N26 meldet höheren Verlust trotz starken Ertragswachstums

Die Smartphone-Bank N26 hatte im vergangenen Jahr Ärger mit der Finanzaufsicht Bafin und muss seitdem mit Wachstumsbegrenzungen leben. Die Geschäfte liefen aber trotzdem gut.

Smartphone-Bank N26
Die deutsche Internetbank N26 hat 2021 ihren Umsatz um über 50 Prozent steigern können. Foto: Christophe Gateau
Die deutsche Internetbank N26 hat 2021 ihren Umsatz um über 50 Prozent steigern können.
Foto: Christophe Gateau

Die Smartphone-Bank N26 hat im vergangenen Jahr den Umsatz um über 50 Prozent auf 182,4 Millionen steigern können. Das teilten N26-Mitbegründer Valentin Stalf und Finanzchef Jan Kemper am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit. Wegen der hohen Marketingausgaben, Aufwendungen für den gescheiterten Marktstart in den USA und anderen Kosten schloss das Berliner Start-up sein Geschäftsjahr 2021 allerdings mit einem Verlust von 172,4 Millionen Euro ab - 14,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Stalf und Kemper zeigten sich trotzdem über den Geschäftsverlauf äußerst zufrieden. »2021 haben wir unsere führende Position unter den europäischen Digitalbanken gefestigt«, sagte Stalf. Auch für das laufende Jahr zeichne sich eine kräftige Steigerung der Erlöse ab, etwa in der Größenordnung von 30 Prozent. »Wir verfolgen das Ziel, in den kommenden Jahren in Richtung Profitabilität zu gehen.«

Der Umsatzzuwachs von N26 hätte noch höher ausfallen können, wenn N26 nicht im Oktober eine Auflage der Finanzaufsicht Bafin kassiert hätte, wodurch das Wachstum von N26 auf 50 000 Neukunden pro Monat limitiert wurde. Außerdem verhängte die Bafin eine Geldbuße von 4,25 Millionen Euro, weil N26 Geldwäscheverdachtsmeldungen verspätet bei der Aufsicht eingereicht hatte. Ferner setzte die Bafin einen Sonderbeauftragten ein, um die Umsetzung der Maßnahmen zu überwachen.

Kundenzahl und Umsatz steigen

Trotz der Auflagen der Bafin konnte N26 den Kundenstamm ausbauen. Die Zahl der registrierten Kunden stieg von 7 auf 8 Millionen. Mit knapp der Hälfte von ihnen (3,7 Millionen) erwirtschaftete das Start-up auch Umsätze. 2020 hatte N26 erst 3 Millionen umsatzrelevante Kunden. Haupterlösquellen sind die Gebühren für Premium-Konten sowie die Umsatzbeteiligungen, wenn die Mastercard-Debitkarte von N26 zum Bezahlen eingesetzt wird. Wenn Kunden auf der kostenlosen Konten-Variante nur Geld parken und herkömmliche Überweisungen vornehmen, macht die Bank keinen Umsatz.

Zufrieden zeigten sich die N26-Manager mit der Entwicklung des Transaktionsvolumens, das in 2021 um 59 Prozent auf 80 Milliarden Euro anstieg. Dies sei auch ein Indiz dafür, dass immer mehr Kunden ein Konto bei N26 nicht mehr nur ausprobierten, sondern als Hauptkonto einsetzten, auf dem das Gehalt lande. Dadurch stiegen auch die Kundeneinlagen um 52 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro.

N26 will dem Umsatz auch über neue Services steigern, etwa bei Kryptowährungen. Das Produkt sei programmiert. Es stehe aber die generelle Anordnung des europäischen Regulierers im Raum, wonach jegliche Kryptoprodukte noch einmal speziell zu überprüfen seien. Da es keine einheitlichen Regeln in der EU gebe, müsse N26 auf die Anforderungen der jeweiligen Länder eingehen. Daran arbeite man nun.

Die Berliner Neo-Bank ist neben Deutschland auch in Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowenien, der Slowakei und Spanien aktiv. Versuche, auch in Großbritannien und den USA Fuß zu fassen, waren aber gescheitert.

© dpa-infocom, dpa:221011-99-87659/3