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Machtkampf bei Credit Suisse: Vorstandschef Thiam geht

Schweizer Banken sind für Diskretion bekannt - bei der Credit Suisse gilt das nicht mehr, seit eine Spitzelaffäre die Großbank erschüttert. Verlierer des anschließenden Machtkampfs ist der Vorstandschef.

Credit Suisse
Credit Suisse bekommt nach einer Spitzelaffäre einen neuen Vorstandschef. Foto: Steffen Schmidt/epa/dpa
Credit Suisse bekommt nach einer Spitzelaffäre einen neuen Vorstandschef. Foto: Steffen Schmidt/epa/dpa

Zürich (dpa) - Entscheidung im Machtkampf bei der Schweizer Großbank Credit Suisse: Der seit Mitte 2015 amtierende Konzernchef und wegen einer bankinternen Spitzelaffäre unter Druck stehende Tidjane Thiam tritt zum 14. Februar zurück.

Nachfolger wird Thomas Gottstein, der bisher die Geschäfte der Bank im Mutterland Schweiz leitet, wie die Credit Suisse am Freitag in Zürich mitteilte.

Der Auslöser: Zwei führende Manager waren auf Anweisung aus der Konzernspitze beschattet worden. Der scheidende Bankchef hatte damit zwar persönlich nichts zu tun, wie die Untersuchung durch eine Anwaltskanzlei ergab, verliert nun aber trotzdem seinen Job.

Damit hat sich der ebenfalls unter Druck geratene Chef des Verwaltungsrats durchgesetzt, Urs Rohner. Das von Rohner geleitete Aufsichtsgremium stützte seinen umstrittenen Vorsitzenden: Rohner habe den Verwaltungsrat während dieser turbulenten Zeit »in anerkennenswerter Weise« geführt. Das Aufsichtsgremium sprach zudem dem Verwaltungsratspräsidenten das volle Vertrauen aus - und erwartet, dass Rohner sein Amt bis April 2021 ausübt.

Mitte der Woche hatten sich noch zwei Großaktionäre für Thiam stark gemacht. Sie hatten Rohner aufgefordert, Thiam in dem Skandal um die Überwachung von Spitzenbankern öffentlich zu unterstützen - oder selbst sein Amt niederzulegen.

David Herro von Harris Associates - einem der größten Credit-Suisse-Anteilseigner - hatte dem Verwaltungsratschef in einem Interview mit der Nachrichten-Website »The Market« vorgeworfen, er wolle Thiam vom Posten des Bankchefs entfernen. In einem Interview mit »Bloomberg TV« hatte Herro noch schärfer formuliert: Es sehe nach einem abgestimmten Versuch aus, Thiam etwas anzuhängen. Beweggründe vermutete er im Neid möglicher Rivalen oder der Tatsache, dass Thiam der erste Schwarze an der Spitze der Schweizer Bank ist.

Auch der Großaktionär Silchester International Investors, der nach eigenen Angaben etwas mehr als drei Prozent der Credit-Suisse-Anteile hält, hatte Thiam halten wollen. Rohner solle seinen Posten vor Vertragsende verlassen, wenn er Thiam nicht unterstütze.

Mit dem Sturz Thiams ist die Affäre aber nicht beendet. Die Schweizer Finanzaufsicht Finma führt die Untersuchung gegen die Großbank weiter. Der Börsenkurs der Bank sackte zeitweise um bis zu fünf Prozent ab, erholte sich aber anschließend wieder etwas. Die zwei Spitzelfälle hatten internationale Schlagzeilen gemacht: Zuerst war bekannt geworden, dass der Vermögensverwalter Iqbal Khan beschattet worden war. Später hatte die Bank dann noch eingeräumt, dass auch der ehemalige Personalchef im Auftrag eines Vorstandskollegen überwacht worden war.

Thiam betonte am Freitag im Zuge seines Rückzugs, dass er keinerlei Kenntnis von der Beschattung hatte. »Zweifellos hat dies der Credit Suisse geschadet und zu Verunsicherung und Leid geführt. Ich bedauere das Vorgefallene, und es hätte nie passieren dürfen«, wird er in der Mitteilung zitiert. Thiams Nachfolger Gottstein muss nun die Scherben aufräumen. Gottstein kennt jedenfalls seine Bank bestens: Er ist seit mehr als 20 Jahren bei der Credit Suisse.