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Krise von US-Geldhaus erschüttert Finanzmarkt

Das Vorgehen erinnert an die Finanzkrise: Die US-Aufsichtsbehörden machen ein in Schieflage geratenes Geldhaus dicht - die Einlagensicherung übernimmt die Kundengelder. Die Börsen reagieren nervös.

Start-up-Finanzierer SVB
Die Silicon Valley Bank in Santa Clara. Foto: Jeff Chiu
Die Silicon Valley Bank in Santa Clara.
Foto: Jeff Chiu

Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das gab die US-Einlagensicherung FDIC am Freitag bekannt. Zum Schutz der Kunden seien alle versicherten Einlagen der Bank in eine neue Zweckgesellschaft überführt worden. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den vergangenen Tagen im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen.

Die 17 Filialen der Bank sollen aber schon Montag wieder öffnen und Kunden spätestens dann wieder Zugang zu diesem Geld haben. Laut FDIC verwaltete SVB Ende Dezember Vermögenswerte im Volumen von 209 Milliarden Dollar und hatte rund 175,4 Milliarden Dollar an Einlagen. Wie viel davon von der Einlagensicherung abgedeckt werde, sei zunächst aber noch unklar. Bei Beträgen über der Versicherungsgrenze von 250.000 Dollar gilt eine volle Rückerstattung als zweifelhaft. Vor allem für Unternehmen ergibt sich dadurch große Ungewissheit.

Die Aktien von SVB waren am Freitag nach einem Kursrutsch aufgrund der akuten Notlage vom Handel ausgesetzt worden. Auch andere Banken gerieten an der Börse erheblich unter Druck. Am Donnerstag hatte bereits die freiwillige Abwicklung der US-Kryptobank Silvergate Capital Schockwellen durch Teile des Finanzsektors geschickt. Silvergate hatte im Zuge der Pleite der Kryptobörse FTX bereits gewarnt, das Geschäft möglicherweise einstellen zu müssen. Die Silvergate kündigte aber an, sämtliche Kundeneinlagen zurückzuzahlen.

Die Probleme der US-Banken sorgten auch an den europäischen Börsen für Verunsicherung und ließen etwa die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank zeitweise deutlich absacken. Laut dem Harvard-Professor und früheren US-Finanzminister Larry Summers sind große Sorgen vor Ansteckungsgefahren aber übertrieben. Im US-Finanzsender Bloomberg TV sprach Summers von einer »Überreaktion« - solange die Krise bei SVB vernünftig bewältigt und Kundengelder ausgezahlt würden, sei von keinen systemischen Risiken für den Bankensektor auszugehen.

© dpa-infocom, dpa:230310-99-903013/4