Berlin (dpa) - Kommt nach der Preissenkung im Januar ein Extra-Rabatt für Millionen Bahnkunden? Die Deutsche Bahn plant, im nächsten Jahr auch die Bahncards zehn Prozent günstiger anzubieten.
Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen. Der Preisnachlass bei Bahncard 50 und Bahncard 25 hänge aber davon ab, ob auch für sie die Mehrwertsteuer sinke, hieß es.
Verhandlungen zwischen Bund und Ländern dazu laufen bereits. Von Fahrgastseite verlautete: Nicht nur an Preisen, auch an der Qualität müsse die Bahn weiter arbeiten.
Rund fünf Millionen Fahrgäste haben die Bahncard 50 oder 25 im Portemonnaie. Mit den Rabattkarten erhalten sie beim Fahrkartenkauf einen Abschlag von der Hälfte beziehungsweise einem Viertel. Für die zweite Klasse kostet die Bahncard 50 derzeit 255 Euro pro Jahr, für die Bahncard 25 werden 62 Euro fällig.
Hintergrund der Überlegungen bei der Bahn ist, dass im Januar voraussichtlich die Mehrwertsteuer auf Fernzugtickets von 19 auf 7 Prozent sinkt. Darauf hat sich der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat verständigt.
Bahnfahren soll billiger werden, Fliegen teurer - das ist eine Maßgabe aus dem Klimapaket, das die Bundesregierung vor drei Monaten geschnürt hat. Mehr Menschen sollen in die Bahn statt ins Auto oder das Flugzeug steigen, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht.
Deshalb hat die Bahn schon mit einer Tradition gebrochen: Anders als in den meisten Vorjahren wurden Fahrkarten zum Fahrplanwechsel am vergangenen Sonntag nicht teurer. Und für Buchungen vom 1. Januar an sollen sie sogar zehn Prozent billiger werden - sofern die Steuersenkung an diesem Donnerstag und Freitag beschlossen wird.
Die Mehrwertsteuersenkung von 12 Prozentpunkten würde damit komplett an die Kunden weitergegeben. Rechenbeispiel: Eine 100 Euro-Fahrkarte kostet mit 19 Prozent Mehrwertsteuer 119 Euro. Mit 7 Prozent Steuer werden es 107 Euro sein. Differenz: 12 Euro. Das sind ziemlich genau 10 Prozent von 119 Euro.
Auch die etwa 60.000 Inhaber einer Bahncard 100 kommen aller Voraussicht nach schon zum 1. Januar in den Genuss einer Preissenkung. Hier ist die steuerrechtliche Lage klarer als bei den anderen Bahncards. Denn wer die Bahncard 100 hat, braucht keine Fahrkarte mehr. Er zeigt einfach die bislang 4395 Euro teure Plastikkarte vor. Sie ist somit eine Fahrkarte.
Anders die Bahncards 25 und 50: Sie sind keine Fahrkarten, sondern Rabattkarten. Zudem enthalten sie Nebenleistungen, die nichts mit Bahn-Fernverkehr zu tun haben. Darunter sind günstigere Tarife bei den bahneigenen Leihrad- und Mietwagenanbietern Call-a-bike und Flinkster.
In Konzernkreisen geht man aber davon aus, dass dieser Vorteil für die Kunden sehr gering ist - sodass es die Finanzbehörden akzeptieren, wenn die Bahn auch die beiden Bahncard-Typen mit reduziertem Mehrwertsteuersatz verkauft. Bund und Länder müssten sich aber verständigen, wie sie die Einnahmeausfälle aufteilen.
»Unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten ist das sinnvoll«, kommentierte der Fahrgastverband die Aussicht darauf, dass sämtliche Bahncards billiger werden könnten. Damit mehr Menschen Bahn fahren, ist aus Sicht des Ehrenvorsitzenden Karl-Peter Naumann aber anderes wichtig: »Die Fahrgäste brauchen Verlässlichkeit.« Pünktliche Züge und stabile Internetverbindungen seien entscheidende Qualitätsmerkmale.
Für mehr Züge und mehr Qualität investiert die Bahn zwar so viele Milliarden wie nie. Doch es dauert - weil Gleise verlegt und Züge entwickelt werden müssen. Auch in diesem Jahr verfehlt die Bahn ihr Pünktlichkeitsziel. Fast jeder vierte Fernzug ist verspätet.
Dennoch steigt die Zahl der Kunden seit Jahren, auf voraussichtlich rund 150 Millionen in diesem Jahr. Günstigere Bahncards dürften diesen Trend nicht stoppen. Allein die Zehn-Prozent-Preissenkung für Fahrkarten zu Neujahr bringe fünf Millionen zusätzliche Kunden in ICE und Intercitys, erwarten die Manager im Berliner Bahntower.