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Klöckner: »Bullerbü«-Bauern können Menschen nicht ernähren

Der Schutz von Umwelt, Klima und Tieren - dies seien Megatrends, sagt die Landwirtschaftsministerin. Bauern sollten sich an die Spitze der Bewegung setzen. Doch auch Supermarktkunden seien gefragt.

Klöckner: »Bullerbü-Vorstellungen« machen nicht satt
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), kritisiert auf der Grünen Woche Idyll-Vorstellungen der Landwirtschaft. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), kritisiert auf der Grünen Woche Idyll-Vorstellungen der Landwirtschaft. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Berlin (dpa) - Die Landwirtschaft muss aus Sicht von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) noch leistungsfähiger werden. Bis 2050 müsse die weltweite landwirtschaftliche Produktion um 70 Prozent erhöht werden, um die Menschen satt zu machen.

Klöckner verwies vor Beginn der Grünen Woche in Berlin auf angekündigte Demonstrationen von Kritikern während der Agrarmesse und ergänzte: »Wir werden nicht mit romantisierenden Bullerbü-Vorstellungen zurück zu einer vormodernen Landwirtschaft kehren, weil man sich ein Idyll sucht, weil der eigene Alltag vielleicht zu hektisch ist. Damit werden wir die Menschen nicht ernähren können.«

In »Wir Kinder aus Bullerbü« hatte die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren das Bild eines weitgehend technikfreien Landlebens gezeichnet. Die Grüne Woche öffnet am Freitag. Bis zum 26. Januar werden rund 400.000 Besucher erwartet.

Kritik an den Bauern komme oft aus Städten und oft ohne differenzierte Recherche, sagte Klöckner. Sie forderte sachliche Diskussionen etwa über neue Pflanzenzüchtungen und Offenheit für neue Methoden wie etwa die Genschere Crispr/Cas.

Zugleich sprach sie von den »Megatrends« Umweltschutz, Klimawandel und Klimaschutz sowie Tierwohl - Schlagworte, die sich zum Teil auch auf einem Transparent fanden, das Greenpeace in der Halle des Agrarministeriums entrollte: »Frau Klöckner, machen Sie Ihren Job.«

Die Ministerin sagte, die Bauern sollten sich der Kritik stellen und sich an die Spitze der Bewegung stellen. Sie bräuchten aber auch bessere Preise an der Supermarktkasse, um etwa in bessere Ställe zu investieren. »Von einem Euro für Fleisch kommen beim Landwirt 20 Cent an, das wird auf Dauer nicht so weitergehen«, sagte Klöckner. Kunden zahlten ungern mehr. Es gebe »verbale Aufgeschlossenheit bei gleichbleibender Verhaltensresistenz.«

Grünen-Chef Robert Habeck kritisierte die Ministerin im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag): »Sie zeigt auf die Verbraucher: Macht ihr mal, dann muss ich nichts machen.« Notwendig sei etwa ein verbindliches Tierwohlkennzeichen.

Lebensmittelkäufer sollen ab 2021 Schweinefleisch mit dem Tierwohl-Kennzeichen in den Kühlregalen finden. Wie die von Ernährungsbranche und Handel getragene Initiative Tierwohl vor der Grünen Woche mitteilte, startet im kommenden Jahr die dritte Projektphase der Initiative.

Bis 2024 sollen Ferkelerzeuger honoriert werden, wenn sie höhere Standards im Stall einhalten. Dafür sollen jährlich 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Finanzieren soll das der Lebensmitteleinzelhandel, der 2 Cent pro verkauftem Kilogramm Schweinefleisch zahle. »Unser Ziel ist die Schließung der gesamten Lieferkette von der Sauenhaltung bis zur Schlachtung bis 2024«, heißt es in einer Mitteilung der Initiative.

Die 2015 gestartete Initiative Tierwohl hat derzeit nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 70 Prozent bei Geflügel und 24 Prozent bei Schweinen in Deutschland.

Initiative Tierwohl