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Institute sehen Konjunkturrisiken für Deutschland

Die deutsche Wirtschaft wächst weiter - doch nicht so stark wie bisher erwartet. Zu diesem Schluss kommen die führenden Wirtschaftsinstitute in ihrem Herbstgutachten. Ein Hemmnis: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Containerumschlag im Hamburger Hafen
Containerumschlag im Hamburger Hafen. Foto: Axel Heimken
Containerumschlag im Hamburger Hafen. Foto: Axel Heimken

Berlin (dpa) - Führende Ökonomen warnen vor erheblichen Folgen zunehmender Handelskonflikte für den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland. Die bisherigen US-Zölle hätten bisher nur geringe Auswirkungen gehabt.

»Eine Eskalation des Handelskonflikts, die zu erheblichen Zollerhöhungen der USA auf breiter Front führt, dürfte in Deutschland und in Europa eine schwere Rezession auslösen«, schreiben die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten, das heute in Berlin vorgestellt wird.

Die EU könne den Effekt aber mit Gegenmaßnahmen abmildern - dies werde dann aber zu einem Konjunktureinbruch in den USA führen, so die Experten. Seit Jahresbeginn habe sich das internationale handelspolitische Klima »drastisch verschlechtert«, schreiben die Institute und verweisen auf die Ankündigung und Umsetzung von Strafzöllen durch US-Präsident Donald Trump. »Sie leiteten eine weltweite Spirale hin zu mehr Protektionismus ein.« Die betroffenen Handelspartner, allen voran China, reagierten mit Gegenzöllen.

Die Wissenschaftler gehen für dieses Jahr nunmehr von einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent aus, für 2019 rechnen sie mit einem Plus von 1,9 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die Forscher noch mit Zuwächsen von 2,2 Prozent für das laufende Jahr und 2,0 Prozent für 2019 gerechnet.

Als ein weiteres Hemmnis für den Wirtschaftsaufschwung stufen die Experten den Fachkräftemangel ein. In diesem Jahr nimmt die Zahl der Erwerbstätigen nach ihren Schätzungen um etwa 590.000 Menschen zu. In den kommenden beiden Jahren erwarten die Ökonomen aber nur noch ein Plus von 420.000 beziehungsweise 310.000 Arbeitskräften. So werde es immer schwieriger, freie Stellen mit Arbeitslosen zu besetzen. Für dieses Jahr rechnen die Wissenschaftler mit einer Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent, für 2019 mit einem Rückgang auf 4,8 und für 2020 auf 4,5 Prozent.

»Aufgrund der hohen Arbeitsknappheit dürften die Löhne weiter kräftig steigen«, so die Experten. Sie rechnen mit einem Plus bei den tariflichen Monatsverdiensten von 2,6 Prozent sowie für die kommenden beiden Jahren von jeweils 2,7 Prozent. Effektiv würden die Gehälter sogar höher zulegen, da Arbeitgeber vermehrt außertarifliche Anreize setzten, um Arbeitnehmer zu gewinnen und zu binden.

Die jüngste Ausdehnung der Strafzölle der USA auf nunmehr die Hälfte aller Importe aus China stelle einen weiteren gravierenden Schritt hin zu einer Eskalation des Handelsstreits dar. »Es besteht die Gefahr, dass die Hürden im Welthandel höher werden und das multilaterale Handelssystem ernsthaft beschädigen.«

Mit Ausnahme von Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte sei die EU bislang in einem nur geringen Umfang betroffen. Aber die von den USA angedrohten Anhebungen der Zölle auf Autos verdeutlichten, dass auch die Europäische Union tiefer in den Handelskonflikt hineingezogen werden könnte. Höhere Zölle für Autos könnten vor allem die starke deutsche Autoindustrie empfindlich treffen. Die USA und die EU verhandeln derzeit über die Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter.