Logo
Aktuell Wirtschaft

IG Metall rüstet sich für erste Warnstreiks in der Nacht

Vor dem Hintergrund der hohen Inflation spitzt sich der Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie zu. Statt einer Lösung in der Friedenspflicht gibt es nun Warnstreiks.

IG Metall
Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall erste Warnstreiks angekündigt. Foto: Hauke-Christian Dittrich
Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall erste Warnstreiks angekündigt.
Foto: Hauke-Christian Dittrich

Im Tarifkonflikt der deutschen Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall erste Warnstreiks für die Nacht zum Samstag organisiert.

Mit Ablauf der Friedenspflicht um Mitternacht lassen die Beschäftigten bundesweit in ausgewählten Industriebetrieben die Arbeit ruhen, wie die Gewerkschaftsbezirke am Freitag ankündigten. Allein in Nordrhein-Westfalen sollten am Samstag sechs Betriebe jeweils für einige Stunden bestreikt werden. Weitere Aktionen sind beispielsweise in München und bei ThyssenKrupp Rasselstein im rheinländischen Andernach geplant.

Die Arbeitgeber hatten in regionalen Verhandlungen am Donnerstag und Freitag jeweils Einmalzahlungen von 3000 Euro und zudem bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine nicht bezifferte Erhöhung der Lohntabellen angeboten. Die Einmalzahlung soll steuer- und abgabenfrei direkt bei den Beschäftigten ankommen. Die Gewerkschaft verlangt hingegen für einen Zeitraum von zwölf Monaten dauerhaft 8 Prozent mehr Geld für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten. Am Freitag lehnte unter anderem der einflussreiche Bezirk NRW die Offerte ab.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann forderte die Arbeitgeber auf, nachhaltige Lohnerhöhungen anzubieten. Ihr Angebot gehe nicht auf die Forderung ein, sagte der Gewerkschafter dem »Handelsblatt«. »Es ist weiter unklar, wie die Entgelte der Beschäftigten nachhaltig erhöht werden sollen«, stellte der Hofmann fest.

Dauerhafte Erhöhung der Entgelte gefordert

Für die unteren Lohngruppen entspräche die Einmalzahlung ziemlich genau den geforderten acht Prozent, sagte der IG-Metall-Chef. »Auf zwölf Monate wäre das also schon eine gute Geschichte, wenn es das jedes Jahr gäbe. Aber auf 30 Monate verteilt und ohne dauerhafte Wirkung, entpuppt sich die Zahl als Scheinriese.« Leider gelte das nicht für die Teuerungen, unter denen die Haushalte litten. »Wir brauchen daher eine Erhöhung der Entgelte, die bleibt«.

Hofmann ließ erkennen, dass zunächst bis zur vierten Verhandlungsrunde, die am 8. November in Bayern und Baden-Württemberg beginnt, nur kürzere Warnstreiks von einigen Stunden geplant sind. Danach werde die IG Metall entscheiden, wie es weitergeht. »Wir können dann zu 24-Stunden-Warnstreiks aufrufen oder in einzelnen Bezirken auch zu einer Urabstimmung in der Fläche.« In beiden Fällen müsste die Gewerkschaft laut Satzung den Streikenden die Lohnausfälle per Streikgeld ersetzen.

Die Forderung nach 8,0 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ist die höchste Forderung in der Metall- und Elektroindustrie seit dem Jahr 2008. Die erwartete Teuerung kann damit nicht vollständig ausgeglichen werden, so dass Gewerkschaftschef Hofmann wiederholt staatliche Hilfen für die Haushalte einschließlich einer Energiepreisbremse verlangt hat und zur Eile drängt. Zu den Hilfen gehört auch die Freistellung von Arbeitsentgelten bis 3000 Euro. Nach Lesart der Gewerkschaft kann diese auch auf feste, dauerhaft wirksame Lohnbestandteile angewendet werden und nicht nur auf Einmalzahlungen. In der Chemie-Industrie wurde neben zwei Einmalzahlungen von jeweils 1500 Euro zwei Tarifstufen von jeweils 3,25 Prozent vereinbart.

© dpa-infocom, dpa:221028-99-298906/5