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Hunderte Flüge fallen wegen Warnstreiks aus

Mit einem Warnstreik haben die privaten Sicherheitsleute den Betrieb der größeren deutschen Flughäfen erneut empfindlich getroffen. Die Branche schäumt und verlangt eine Reorganisation.

Nach Warnstreik - Flughafen Hamburg
Reisende stehen in langen Schlangen vor dem Check-In (r) und quer durch das Terminal 1 vor der Sicherheitskontrolle im Flughafen Hamburg. Foto: Christian Charisius
Reisende stehen in langen Schlangen vor dem Check-In (r) und quer durch das Terminal 1 vor der Sicherheitskontrolle im Flughafen Hamburg.
Foto: Christian Charisius

Hunderte Flugausfälle und Scharen genervter Passagiere sind erste Ergebnisse eines erneuten Warnstreiks der privaten Sicherheitskräfte an fast allen größeren Flughäfen in Deutschland.

Die Gewerkschaft Verdi hatte in der Nacht zum Dienstag auch die Kontrolleure in Leipzig zur Arbeitsniederlegung aufgerufen, so dass neun Flughäfen bestreikt werden, um bessere Arbeitsbedingungen für die Fracht- und Passagierkontrolleure zu erzwingen.

Allein am Drehkreuz Frankfurt sagten die Gesellschaften 108 von 790 geplanten Flügen ganz ab, wie der Betreiber Fraport berichtete. Zusteigen konnte am Rhein-Main-Flughafen niemand, stattdessen wurden nur Umsteiger abgefertigt. Von einer Anreise zum Flughafen riet Fraport ab. In Düsseldorf fielen dem Arbeitskampf rund 140 Verbindungen zum Opfer. Begonnen hatten die Warnstreikwelle bereits um 22.00 Uhr in Leipzig und um Mitternacht in Köln/Bonn, wie Verdi berichtete. An diesen Frachtdrehkreuzen gibt es kein Nachtflugverbot. An den übrigen Flughäfen wie Stuttgart, Hannover, Bremen, Berlin oder Hamburg soll am Dienstag bis Betriebsende gestreikt werden.

Arbeitgeber: »Maßlose« Forderungen

Verdi fordert in den Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen, den Stundenlohn um mindestens einen Euro pro Stunde zu erhöhen. Wesentlich kostspieliger könnten regionale Angleichungen sowie vereinheitlichte Tarifgruppen werden, die den Arbeitgebern zufolge für einzelne Beschäftigte bis zu 40 Prozent mehr Gehalt bringen würden. Die Arbeitgeber werfen der Gewerkschaft Maßlosigkeit vor, nachdem man bereits bis zu 22 Prozent angeboten habe. Nach vier Verhandlungsrunden wollen sich beide Seiten am Donnerstag in Raunheim bei Frankfurt erneut treffen.

Die Branche kritisierte den ohne Urabstimmung geführten Ausstand schärfer denn je. Bereits in der vergangenen Woche hatte Verdi ganztägige Warnstreiks veranstaltet. Mit Ausnahme Bayerns werden die Kontrollen der Fracht, der Passagiere und des Personals von privaten Dienstleistern durchgeführt, die von der Bundespolizei mit dieser hoheitlichen Aufgabe beauftragt sind.

Obwohl Flughäfen und -gesellschaften nicht Teil des Konfliktes seien, treffe der Streik in erster Linie den Luftverkehr und viele Tausende Reisende, erklärte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. »Mit der unverhältnismäßigen flächendeckenden Lahmlegung des Luftverkehrs verlässt Verdi die Grundlage einer verantwortungsvollen Tarif- und Arbeitskampfpolitik«, sagte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow

Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) verlangte vom Staat eine Neuordnung der Sicherheitskontrollen. »Die bestehende Organisationsstruktur macht alle Beteiligten, den Bund als Auftraggeber wie auch die Passagiere, die ohne Kontrollen ihren Flug nicht antreten können, erpressbar. Dieses System hat in den letzten zehn Jahren dazu geführt, dass sich die Kosten für diese Kontrollen in Deutschland verdoppelt haben«, sagte BDF-Geschäftsführer Michael Engel. Ryanair-Manager Andreas Gruber verlangte von der Regierung sofortige Maßnahmen, »um diese Streiks und die inakzeptablen Beeinträchtigungen für die Fluggäste zu beenden«.

Verdi-Warnstreikankündigung

© dpa-infocom, dpa:220322-99-619414/4