Kräftig gestiegene Öl- und Gaspreise infolge des Ukraine-Kriegs haben bei den Energie- und Ölkonzernen erneut die Kassen klingeln lassen. Shell, Repsol und Totalenergies legten wieder Milliardengewinne vor und konnten damit die Vorjahreswerte deutlich toppen. Allerdings stehen die Konzerne wegen ihrer hohen Gewinne in der Kritik von Regierungen, die mit den hohen Energiekosten kämpfen.
Der französische Öl- und Gaskonzern Totalenergies steigerte im dritten Quartal trotz einer erneuten Wertberichtigung in Russland den Gewinn um 43 Prozent auf 6,6 Milliarden US-Dollar. Totalenergie musste auf einen Anteil an einem russischen Gasproduzenten 3,1 Milliarden Dollar abschreiben. Bereinigt um Sondereffekte wie vor allem der Abschreibung erzielte Totalenergie mit knapp 9,9 Milliarden Dollar ein Rekordergebnis, wie das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das war deutlich mehr als von Experten erwartet.
Ölkonzern Shell fuhr zwar den zweithöchsten Gewinn in der Firmengeschichte ein, der bereinigte Gewinn lag mit 9,45 Milliarden Dollar im dritten Quartal aber leicht unter den Erwartungen der Analysten. Zudem stieg der Verschuldungsgrad des Konzerns unerwartet an. Neben einer höheren Dividende kündigte Shell an, in den nächsten drei Monaten weitere Aktien im Wert von vier Milliarden US-Dollar zurückzukaufen. Damit erhöht sich der Gesamtbetrag der Rückkäufe dieses Jahr auf 18,5 Milliarden Dollar.
Übergewinnsteuer greift bei Shell noch nicht
Von der Übergewinnsteuer (»Windfall-Tax«) in Großbritannien war der Shell-Konzern trotz des hohen Gewinns im dritten Quartal zunächst nicht betroffen, weil er viel Geld in die Förderung in der Nordsee investierte. Finanzchefin Sinead Gorman sagte, Shell könnte Anfang 2023 entsprechende Steuern zahlen müssen.
Beim spanischen Ölkonzern Repsol stieg das bereinigte Nettoergebnis im dritten Quartal dank kräftiger Gewinne durch die hohen Ölpreise von 623 Millionen Euro im Vorjahr auf fast 1,48 Milliarden Euro. Allerdings hatten Analysten auch hier noch etwas mehr erwartet.
Zudem kommt das spanische Unternehmen schneller bei dem geplanten Aktienrückkauf voran. Bis Ende des laufenden Jahres sollen 200 Millionen eigene Anteile zurückgekauft sein und eingezogen werden, teilte Repsol in Madrid mit. In den darauffolgenden Jahren sollen zudem weitere 50 Millionen Scheine zurückerworben werden. Ursprünglich wollte der Ölkonzern zwischen 2021 und 2025 jährlich 50 Millionen Anteilsscheine - also insgesamt 250 Millionen - zurückkaufen.
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