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Hängepartie im Schuldenstreit ängstigt Anleger an US-Börsen

Seit Wochen schon können sich Demokraten und Republikaner nicht auf einen Kompromiss einigen. Das volatile Klima in Washington macht sich inzwischen auch an der Wall Street bemerkbar.

Joe Biden
US-Präsident Joe Biden bei einem Treffen mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy. Foto: Alex Brandon
US-Präsident Joe Biden bei einem Treffen mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy.
Foto: Alex Brandon

Belastet vom weiterhin ungelösten Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze sind die US-Aktienmärkte am Dienstag eingeknickt. Der Dow Jones Industrial beschleunigte im späten Handel seine anfangs moderate Talfahrt und schloss mit einem Minus von 0,69 Prozent bei 33.055,51 Punkten. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,12 Prozent auf 4145,58 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es um 1,28 Prozent auf 13.672,54 Punkte abwärts.

Im US-Schuldenstreit brachte auch ein weiteres Spitzengespräch keine Lösung des Problems, auch wenn sich das Weiße Haus und die Republikaner über den Verlauf des Gesprächs vom Vortag zufrieden äußerten. Ohne einen Kompromiss droht Anfang Juni ein Zahlungsausfall der USA mit potenziell schwerwiegenden Folgen für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft.

Apple und Broadcom sorgen für Gesprächsstoff

Aus Branchensicht standen Energiewerte ganz oben in der Gunst der Anleger. Grund dafür sind deutlich steigende Ölpreise. Eine erneute Warnung des führenden Ölförderlandes Saudi-Arabien vor der Spekulation auf weiter fallende Ölpreise zeigte am Markt entsprechende Wirkung. Die Aktien von ExxonMobil verteuerten sich um 1,4 Prozent, jene von Chevron kletterten an der Dow-Spitze um 2,9 Prozent nach oben. Zuvor hatten die Analysten der HSBC die Chevron-Titel auf »Buy« hochgestuft.

Unter den Einzelwerten sorgten Apple und Broadcom für Gesprächsstoff. Der iPhone-Konzern wird im Rahmen eines milliardenschweren Deals mit dem Halbleiterhersteller Teile für Kommunikationschips in den USA entwickeln und herstellen lassen. Die mehrjährige Vereinbarung umfasst unter anderem Bauteile für 5G-Funktechnik. Die Apple-Papiere verloren 1,5 Prozent, während die Broadcom-Titel um 1,2 Prozent zulegten.

Die Aktien von Netflix büßten 1,9 Prozent ein. Nutzer des Streaming-Dienstes, die einen Account über einen Haushalt hinaus teilen, werden bald zusätzlich zur Kasse gebeten. Das Vorgehen gegen das Teilen von Accounts war schon länger angekündigt und vor dem nun bekanntgegebenen breiten Start in mehreren Ländern erfolgreich getestet worden.

Moderna legt zu

Die Anteilsscheine von Zoom verloren als Schlusslicht im Nasdaq-100-Index 8,1 Prozent. Der Videokonferenz-Anbieter schätzt seine Umsatz- und Ergebnisaussichten für das Geschäftsjahr besser ein als bisher. Allerdings hat das Unternehmen im ersten Geschäftsquartal nicht so viele große Firmenkunden hinzugewonnen, wie von Analysten erwartet wurde. Diese Entwicklung ist entscheidend für den Nachweis, dass Zoom sein Umsatzwachstum wieder steigern kann.

Die Papiere von Moderna schnellten zeitweise um mehr als 10 Prozent nach oben, auf den höchsten Stand seit rund einem Monat. Letztlich gewannen sie 8,7 Prozent. Mehrere Börsianer hatten sich zuvor positiv zu den weiteren Aussichten des Impfstoffherstellers und der Aktie geäußert.

Mit Quartalszahlen standen auch die Handelsketten Lowe's und Autozone im Blick. Lowe’s meldete für das erste Quartal zwar einen rückläufigen Gewinn, der aber über den Erwartungen lag. Allerdings senkte das Unternehmen seine Jahresziele. Die Aktie gehörte mit einem Kursplus vom 1,7 Prozent zu den Top-Werten im S&P-100-Index. Autozone gaben um 6,0 Prozent nach, obwohl der Gewinn im dritten Geschäftsquartal besser als erwartet ausfiel. Allerdings verfehlte der Umsatz die durchschnittliche Analystenschätzung. Zudem ist die Aktie zuletzt gut gelaufen und hatte erst vor rund zwei Wochen ein Rekordhoch erreicht.

US-Staatsanleihen drehen ins Plus

Der Kurs des Euro hielt sich im US-Handel unter der Marke von 1,08 US-Dollar und notierte zuletzt bei 1,0770 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0779 (Montag: 1,0822) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9277 (0,9240) Euro.

US-Staatsanleihen machten ihre anfänglichen Kursverluste wett und drehten ins Plus. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) notierte zuletzt 0,11 Prozent höher bei 113,59 Punkten. Die Rendite für zehnjährige Papiere sank im Gegenzug auf 3,70 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:230523-99-802036/3