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Großhandel blickt mit Sorge in die Zukunft

Teure Energie, steigende Rohstoffpreise, Lieferengpässe - bei Deutschlands Großhändlern wachsen die Sorgen. Die Unternehmen fordern Entlastungen vom Staat.

BGA-Präsident Dirk Jandura
BGA-Präsident Dirk Jandura blickt mit großer Sorge in die Zukunft. Foto: Kamil Janus
BGA-Präsident Dirk Jandura blickt mit großer Sorge in die Zukunft.
Foto: Kamil Janus

Nach einem soliden ersten Halbjahr nimmt im Großhandel in Deutschland die Unsicherheit zu. »Wir Großhändler blicken mit Sorge auf Herbst und Winter«, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Mittwoch in einer Videokonferenz. »Die Sorgen bezüglich der Energieversorgung und der Energiepreise sind überdeutlich. Drei von vier Unternehmen drücken steigende Preise.«

Zwar erwartet der BGA, dass die Umsätze im Großhandel wegen stark steigender Preise in diesem Jahr nominal - also nicht inflationsbereinigt - um etwa 15 Prozent auf den Rekordwert von 1,7 Billionen Euro steigen werden. »Aber real, und das ist der wichtigste Wert, rechnen wir mit einer nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik und somit mit einer Tendenz in Richtung Null, wenn nicht gar darunter«, schränkte Jandura ein.

BGA-Unternehmerbefragung

Die Geschäftserwartungen hätten sich »dramatisch verfinstert«, referierte Jandura Ergebnisse der aktuellen BGA-Unternehmerbefragung. Sie seien »fast wieder so niedrig wie nach Beginn der Corona-Pandemie«. Für die nach BGA-Angaben repräsentative Erhebung wird zwei Mal jährlich ein Pool von 10 000 Unternehmen befragt.

Aktuell wünschten sich die Unternehmen »einen mutigeren Staat«, sagte Jandura. »Sie sehen kurzfristig dringenden Handlungsbedarf bei der Entlastung bei Steuern und Abgaben. Dies vertritt fast jeder zweite Befragte.« Damit Entlastungen nicht wirkungslos verpufften, müssten »die Rahmenbedingungen dauerhaft und langfristig zur Eindämmung erhöhter Preise und Versorgungsengpässe verbessert werden«.

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für Güter, die nach Deutschland importiert werden, im Juli um 28,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit schwächte sich der Anstieg der Einfuhrpreise zwar im dritten Monat in Folge leicht ab, der Preisauftrieb bleibt jedoch vergleichsweise hoch. Vor allem die Energiepreise legen weiter kräftig zu. Importierte Energie war im Juli knapp 132 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Hauptgrund sind deutlich höhere Gaspreise, die mehr als dreimal so hoch liegen wie vor einem Jahr. Strom kostet sogar fast viermal so viel.

Weniger staatliche Abgaben für Unternehmen gefordert

Notwendig seien unter anderem eine sichere und bezahlbare Energieversorgung sowie Entlastungen der Unternehmen von staatlichen Abgaben, forderte der BGA. »Was wir nicht brauchen, sind neue Belastungen oder sogar Steuererhöhungen«, betonte Jandura. »Die Debatte über eine Übergewinnsteuer halte ich für absurd.« In der Ampel-Koalition wird über eine solche Steuer für Unternehmen mit krisenbedingt hohen Gewinnen diskutiert, die FDP lehnt sie ab.

© dpa-infocom, dpa:220831-99-577288/2