Angesichts einer drohenden Gaskrise im Konflikt mit Russland soll der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden schneller befüllt werden.
Wenn man dort ab Anfang Juni »mit großer Energie und großem Schwung« einspeichere, könne man die Füllvorgaben des Gasspeichergesetzes einhalten, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dem Deutschlandfunk in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview. Bisher verlaufe die Befüllung zu langsam.
Der Speicher, der auf halbem Weg zwischen Osnabrück und Bremen liegt, war bisher in der Hand des russischen Staatskonzerns Gazprom. Dessen Deutschlandtochter ist inzwischen unter Kontrolle der Netzagentur. Müller sagte, bei der näheren Beschäftigung mit der Treuhänderschaft habe man gemerkt, dass das Eigentum der Speicher und die Rechte am Einspeichern nicht zwingend das Gleiche seien. »Das mussten wir erst klären. Das konnten wir aber inzwischen klären.«
Zudem brauche man eine starke Zwischenfinanzierung, weil man Gas heute zu hohen Preisen einkaufen müsse, um es im Herbst und Winter weiterverkaufen zu können, sagte der Behördenpräsident. Für diese Zwischenfinanzierung sei eine Lösung avisiert worden.
Möglicher russischer Lieferstopp soll ausgeglichen werden
Deutschland versucht gerade, die Gasspeicher vor dem Winter schnell zu füllen, um notfalls einen russischen Lieferstopp ausgleichen zu können. Russland hat zwar auch nach dem Angriff auf die Ukraine betont, ein verlässlicher Lieferant zu sein. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass Gazprom im Streit über Zahlungsmodalitäten den Hahn zudrehen könnte. Ein Gasembargo gegen Russland lehnen Bundesregierung und Wirtschaftsverbände ab, weil sie für diesen Fall eine Wirtschaftskrise in Deutschland befürchten.
Nach neuen gesetzlichen Vorgaben müssen die Gasspeicher bis zum 1. November zum Beginn der Heizsaison zu 90 Prozent gefüllt sein. Am Freitag waren es der Netzagentur zufolge 47,5 Prozent. Der Gasspeicher in Rehden ist dagegen fast leer.
Bei einer Notlage im Winter hofft die Bundesregierung zudem, bereits Terminals in Betrieb zu haben, mit denen Flüssiggas von Tankschiffen in normales Gas umgewandelt werden kann. »Stand heute sieht es so aus, dass uns das noch in diesem Jahr in Wilhelmshaven gelingen wird und wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres voraussichtlich in Brunsbüttel«, sagte Müller.
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