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Finanzholding will Hecker & Koch übernehmen

Heckler & Koch ist der größte deutsche Hersteller von Handfeuerwaffen, ein Großkunde ist die Bundeswehr. Bei dem Schwarzwälder Unternehmen hat bisher ein deutscher Eigentümer das Sagen - künftig dürfte ein Franzose das Zepter übernehmen.

Waffenhersteller Heckler & Koch
Die Bundesregierung prüft noch, ob sie grünes Licht gibt für die Übernahme des Waffenherstellers Heckler & Koch. Foto: Patrick Seeger/dpa
Die Bundesregierung prüft noch, ob sie grünes Licht gibt für die Übernahme des Waffenherstellers Heckler & Koch. Foto: Patrick Seeger/dpa

Oberndorf (dpa) - Das Rätselraten ist beendet: Die Firma, welche die Mehrheit am Waffenhersteller Heckler & Koch anpeilt, ist eine Finanzholding aus Luxemburg.

Die Compagnie de Développement de l'Eau (CDE) gab auf Nachfrage bekannt, dass sie Interesse an der Mehrheit an dem Unternehmen aus Baden-Württemberg habe. 

Im November hatte der bisherige Eigentümer Andreas Heeschen (59) verlauten lassen, er wolle die Mehrheit abgeben - an wen, blieb offen.

Nun legte die CDE die Karten auf den Tisch. Seit 2015 hält die Holding den Angaben zufolge 5,1 Prozent am Stammkapital der Waffenschmiede, bald könnte sich der Anteil verzehnfachen.

Die Firma betonte, dass sie einen »langfristigen Anlagehorizont« habe und den von der Geschäftsführung eingeschlagenen Kurs fortsetzen wolle. Damit bezog sie sich auf die »Grüne-Länder-Strategie«, derzufolge H&K seine Waffen nur noch an demokratische und nichtkorrupte Nato-Staaten sowie Nato-nahe Staaten verkauft.

Hinter der CDE steht der französische Investor Nicolas Walewski mit dem Privatvermögen seiner Familie, als Treuhänder dieses Vermögens ist ein französischer Anwalt mit Sitz auf der Karibikinsel Barbados tätig.

Die Bundesregierung prüft noch, ob sie grünes Licht gibt für die Übernahme - bei Rüstungskonzernen hat Berlin hierbei das letzte Wort. Nach eigenen Angaben ist der 54-jährige Walewski, der in London lebt, ein Nachfahre von Napoleon.

Wie aus einem Luxemburger Handelsregisterauszug hervorgeht, wurde die CDE 1998 gegründet. Es besteht eine personelle Verbindung zwischen beiden Firmen: Im CDE-Verwaltungsrat - also praktisch der Geschäftsführung - sitzt der Finanzexperte Nicolas Bocklandt, der schon seit langem auch ein Mandat im Aufsichtsrat von H&K hat.

Mit Blick auf mögliche Interessenkonflikte heißt es von der CDE, Bocklandt sei von Entscheidungen ausgeschlossen, welche die CDE-Beteiligung an der H&K AG betreffen. Seine beiden Mandate seien »sehr klar voneinander getrennt«. Zudem war der Unternehmensberater Jean-Christoph Arntz 2018/19 für ein knappes Jahr ebenfalls in dieser Doppelfunktion in beiden Unternehmen vertreten.

Am Donnerstag kommen die Aktionäre von H&K in Rottweil zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen. Das Treffen wird mit Spannung erwartet, weil die CDE hierbei die Abwahl des amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Kujat beantragt hatte.

Noch-Mehrheitseigner Heeschen will den früheren Generalinspekteur der Bundeswehr hingegen im Amt behalten und zudem - ebenfalls gegen den Widerstand der CDE - einen eigenen Sitz im Aufsichtsrat bekommen. Heeschen dürfte sich bei der Versammlung zwar noch einmal durchsetzen. Sobald die Übertragung der Aktien amtlich ist, schwindet allerdings sein Einfluss - beim nächsten Aktionärstreff im Sommer dürfte die CDE hingegen den Ton angeben.

Der Wachwechsel in Oberndorf wäre eine schlechte Nachricht für den einst ranghöchsten deutschen Offizier. Das im Sommer erst begonnene Wirken als Aufsichtsrat dürfte dann wieder beendet sein. Die CDE will den 77-jährigen Kujat unter anderem mangels Erfahrung in der Wirtschaftswelt aus dem Kontrollgremium abwählen. Zugleich gab sich das Unternehmen aber versöhnlich und bot ihm einen Beraterposten an, damit der Militär seine Erfahrungen und Kontakte einbringen kann.

Die Firma mit gut 900 Mitarbeitern ist unter Druck, der Schuldenberg ist hoch. Nach zwei Verlustjahren konnte das Unternehmen zuletzt wieder kleine Quartalsgewinne verbuchen. Sehr wichtig ist ein 250 Millionen Euro schwere Ausschreibung für ein neues Sturmgewehr der Bundeswehr. Einer der größten Erfolge des Unternehmens vergangener Jahre war ein Großauftrag zur Sturmgewehr-Lieferung an die französische Armee.

Für das vor knapp 70 Jahren gegründete Unternehmen wäre es kein Neuland, wenn ausländische Investoren das Sagen hätten in Oberndorf: Nach dem Ende des Kalten Krieges, der dem Gewehrfabrikanten volle Auftragsbücher gebracht hatte, kaufte ein britische Rüstungskonzern die Waffenschmiede. 2002 griff der Deutsche Heeschen zu, nun greift der Franzose Walewski nach der Mehrheit.