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Fed entscheidet Leitzins: Zehnte Anhebung in Folge erwartet

Erneut ist ein US-Geldhaus zusammengebrochen - dieses Mal hat es die First Republic Bank getroffen. Wird die Fed dennoch weiter an der Zinsschraube drehen? Für die Notenbank ist es ein Drahtseilakt.

Jerome Powell
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, während einer Pressekonferenz in Washington. Foto: Jacquelyn Martin
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, während einer Pressekonferenz in Washington.
Foto: Jacquelyn Martin

Die US-Notenbank Fed steht im Kampf gegen die hohe Inflation vor der womöglich zehnten Anhebung des Leitzinses in Folge. Es wird erwartet, dass die Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins an diesem Mittwoch um weitere 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 5 bis 5,25 Prozent anheben wird. Das wäre der höchste Wert seit 16 Jahren.

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der jüngste Bankenkollaps - der Zusammenbruch der First Republic Bank - die Entscheider der Fed nicht davon abhalten wird, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Die große Frage ist nun, ob Fed-Chef Jerome Powell eine Zinspause in Aussicht stellen wird.

Zuletzt kleinere Zinsschritte

Die Fed muss bei ihrer Entscheidung abwägen zwischen der Beruhigung der Sorgen im Bankensektor und dem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise. Im vergangenen Jahr hatte die Fed mehrmals den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben. Damit hatte die Fed ein Tempo vorgelegt wie seit Jahrzehnten nicht. Sie leitete diese Zinswende vor gut einem Jahr ein - damals lag der Leitzins bei nahezu null.

Zuletzt setzte die Notenbank aber auf kleinere Zinsschritte. Bereits im März setzte die Fed auf einen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten. Die Prognose der Fed signalisiert für dieses Jahr nun noch mindestens eine weitere Erhöhung des Leitzinses.

Die hohen Verbraucherpreise erweisen sich in den USA als hartnäckig. Die Fed erwartet in ihrer jüngsten Prognose aus dem Monat März für dieses Jahr im Schnitt eine Inflationsrate von 3,3 Prozent. Die hohe Inflation in den USA hatte sich zuletzt zwar stärker als erwartet abgeschwächt. Im März stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,0 Prozent. Es war der niedrigste Anstieg seit Mai 2021. Aber sowohl dieser Wert als auch die Prognose für das gesamte Jahr sind immer noch weit entfernt von der angestrebten Inflationsrate der Fed von durchschnittlich 2 Prozent.

Turbulenzen im Bankensektor

Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben - oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Powell betonte nach der vergangenen Sitzung mit Blick auf die Turbulenzen im Bankensektor, dass diese einen ähnlichen Effekt auf die Kreditvergabe haben könnten. Das erhöht allerdings auch das Risiko, dass die Wirtschaft ausgebremst wird.

Ein Teil der Turbulenzen im Bankensektor ist auf die aggressiven Zinserhöhungen der Fed zurückzuführen. Mit der First Republic Bank ist ein nun ein weiteres strauchelndes US-Geldhaus am Ende. Am Montag wurde bekannt, dass der Branchenführer JP Morgan Chase die in Schieflage geratene Bank in einer staatlich koordinierten Rettungsaktion übernimmt. Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im März hatte es zunächst so ausgesehen, als seien die Turbulenzen überwunden.

Starker Arbeitsmarkt treibt Inflation

Der Fed muss nun in ihrer Geldpolitik ein Spagat gelingen - weitere deutliche Zinserhöhungen könnten den Markt verunsichern. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt weiter robust. Was eigentlich gut klingt, kann aber die Verbraucherpreise weiter in die Höhe treiben. Denn ein starker Arbeitsmarkt gilt gemeinhin als Treiber für die Löhne und damit für die Teuerung. Offen ist daher, ob sich Fed-Chef Powell wirklich auf eine Zinspause bei den kommenden Sitzungen festlegen wird.

»Das schlimmste Szenario für (die Notenbank) wäre, zu signalisieren, dass sie fertig ist, und dann durch die Daten gezwungen zu werden, eine Kehrtwende zu machen«, zitierte die »New York Times« Blerina Uruci von der US-Fondsgesellschaft T. Rowe Price. Klar scheint, dass die Fed zumindest absehbar nicht vor hat, die Zinsen zu senken. Stattdessen dürfte sie die hohen Zinssätze für einige Monate konstant halten und erst dann langsam damit beginnen, sie zu senken. Zinssenkungen schon ab dem Sommer, auf die einige spekuliert hatten, sind mit den jüngsten Prognosen der Fed aber wohl vom Tisch.

© dpa-infocom, dpa:230503-99-536298/2