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Füllstand der Gasspeicher sinkt erstmals wieder leicht

Deutschland setzt auf seine großen Gasspeicher, um über den Winter zu kommen. Die Bundesnetzagentur verzeichnet nun erstmals seit langem wieder einen rückläufigen Trend.

Gasspeicher
Ein Gasspeicher bei München. Foto: Peter Kneffel
Ein Gasspeicher bei München.
Foto: Peter Kneffel

Aus den deutschen Gasspeichern wird derzeit im Durchschnitt wieder etwas mehr Gas entnommen als eingespeichert. "Erstmalig sehen wir ein leichtes Ausspeichern" aus den deutschen Gasspeichern", schrieb der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am Wochenende auf Twitter.

So sei der Füllstand aller deutschen Gasspeicher zusammengerechnet am Donnerstag um 0,03 Prozent auf 99,26 Prozent gesunken. Die Füllstände werden immer mit Verzögerung mitgeteilt. Neuere gesicherte Angaben zum Füllstand lagen am Sonntagnachmittag noch nicht vor.

In einem weiteren Tweet merkte Müller an, dass es sich bei den minus 0,03 Prozent um einen Nettowert handle. Einzelne Gasspeicher speicherten weiter ein, andere hätten Gas abgegeben, erklärte er.

Lieferungen aus Frankreich und Norwegen

»Wir haben viel Gas gespeichert, aber der Winter kann lange dauern«, schrieb Müller. Um eine Gasmangellage zu vermeiden, müsse Deutschland Gas sparen, Flüssiggas-Terminals bauen und die Infrastruktur sichern.

Auch neue Gaslieferanten sichern die deutsche Versorgung. Aus Frankreich etwa hat Deutschland seit Mitte Oktober insgesamt rund 1600 Gigawattstunden Erdgas erhalten. Das geht aus im Internet veröffentlichten Daten der Bundesnetzagentur hervor. Demnach erhielt Deutschland bis Donnerstag vergangener Woche täglich zwischen 34 und 111 Gigawattstunden Erdgas. Das Gas fließt über die einzige Verbindungsstelle zwischen beiden Ländern bei Gersheim-Medelsheim im Saarland. Zum Vergleich: Aus Norwegen flossen im gleichen Zeitraum täglich rund 1460 Gigawattstunden Erdgas nach Deutschland.

Zuletzt waren die Füllstände der deutschen Gasspeicher immer weiter gestiegen. Das lag unter anderem an den noch recht hohen Temperaturen im Herbst. Die Bundesnetzagentur hatte aber bereits am Freitag angekündigt, dass die Ausspeicherphase bald beginne.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände ab. Am 1. Februar sollen sie laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 Prozent gefüllt sein.

Lindner: Preise werden hoch bleiben

Mit einem Gasmangel im Winter rechnen dagegen immer weniger Menschen in Deutschland. Das ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach im Auftrag der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. Demnach gingen im August 2022 noch 52 Prozent der Befragten davon aus, dass im kommenden Winter in Deutschland nicht genügend Gas zur Verfügung steht und der Gasverbrauch beschränkt werden muss. Bis Oktober sank dieser Anteil auf 36 Prozent.

In einem Gastbeitrag in der »Wirtschaftswoche« schwor Bundesfinanzminister Christian Lindner die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland am Samstag auf anhaltend hohe Energiepreise ein. »Es ist absehbar, dass die Energiepreise mittelfristig nicht mehr auf das Vorkrisenniveau sinken werden«, schrieb der FDP-Politiker.

Bereits an diesem Sonntag stand auch rechnerisch fest: 2022 ist das teuerste Tankjahr aller Zeiten - selbst wenn für den Rest des Jahres Benzin und Diesel verschenkt würden. Das geht aus Daten des ADAC hervor. Bei Superbenzin der Sorte E10 wurde diese Grenze mit dem Samstag überschritten, bei Diesel war sie sogar schon vor einem Monat gefallen.

© dpa-infocom, dpa:221105-99-396423/4