Essen (dpa) - Die Deutschen kaufen wieder mehr Schnittblumen. Rund 3,1 Milliarden Euro haben sie im vergangenen Jahr für Rosen, Tulpen und Co. ausgegeben.
Das waren knapp 5 Prozent mehr als 2018, wie der Zentralverband Gartenbau (ZVG) am Montag mitteilte. »Die Talfahrt beim Schnittblumenabsatz scheint beendet«, sagte ZVG-Präsident Jürgen Mertz vor Beginn der Pflanzenmesse IPM in Essen. Bei der reinen Fachmesse zeigen mehr als 1500 Aussteller von Dienstag bis Freitag (28. bis 31. 1.) Neuheiten und Trends der Branche.
Ein Grund für das satte Plus bei den Schnittblumen sind die guten Geschäfte am Valentins- und Muttertag sowie zu Weihnachten. »Die jungen Leute kommen wieder«, sagte Merz zum wachsenden Feiertagsgeschäft. Das stelle er auch im eigenen Gartencenter fest. »Zuletzt hatten wir überwiegend Traditionskäufer, jetzt sind wieder mehr jüngere Kunden dabei.« Mit weitem Abstand die beliebteste Schnittblume ist in Deutschland die Rose. Auf sie entfallen nach Branchenangaben etwa 40 Prozent der Ausgaben für Schnittblumen.
Die Branche ist aber auch mit dem Markt für Zierpflanzen insgesamt zufrieden. Der Gesamtumsatz ist nach vorläufigen Zahlen um 2,9 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro gestiegen. So viel sei in Deutschland noch nie mit Blumen, Topfpflanzen und anderen Gewächsen für Haus und Garten umgesetzt worden. Die rechnerischen Pro-Kopf-Ausgaben seien von 105 Euro (2018) auf 108 Euro im vergangenen Jahr gestiegen.
Besonders teure Blumensträuße sind aber die Ausnahme. Für einen Strauß aus einer einzelnen Blumenart haben die Kunden laut einer vom Bundesagrarministerium und dem Gartenbauverband in Auftrag gegeben Marktstudie 2018 im Durchschnitt 3,49 Euro ausgegeben. Für aufwendiger gebunden Sträuße aus verschiedenen Blumen zahlten sie durchschnittlich 10,70 Euro.
Die Käufer greifen dabei immer stärker beim Discounter zu, 2018 entfielen auf den sogenannten System-Einzelhandel 42 Prozent des Umsatzes mit Zierpflanzen. Das hat ähnliche Folgen wie in anderen Branchen. »Die Zahl der klassischen (kleinen) Floristen, die in wenig frequentierten Stadtbereichen angesiedelt sind, verringert sich stetig«, heißt es in der Marktstudie. Im Jahr 2018 hätten die Blumenfachgeschäfte nur noch einen Marktanteil von 25 Prozent gehabt.
Hobbygärtner setzen nach Beobachtung des Gartenbauverbands vermehrt auf Stauden, die mehrere Jahre in Folge blühen. Gefragt seien zunehmend insektenfreundliche Pflanzen, berichtete Eva Kähler-Theuerkauf vom Gartenbauverband Nordrhein-Westfalen. Stauden ersetzten zunehmend die klassischen Beet- und Balkonpflanzen, die meist jedes Jahr neu eingesetzt werden müssen.
Die Folge: Während die Ausgaben der Kunden für Stauden um 9 Prozent gestiegen seien, seien sie bei Beet- und Balkonpflanzen auf dem Vorjahresniveau verharrt. Mit 1,8 Milliarden Euro haben die Kunden für Beet- und Balkonpflanzen 2019 aber noch drei Mal so viel ausgegeben wie für Stauden.
Die Dürrephasen der vergangenen Jahre haben bei den Gartenbaubetrieben die Nachfrage nach Bäumen und Sträuchern steigen lassen - weil vertrocknete Gehölze ersetzt wurden. Bei den Kommunen bestehe an diesem Punkt aber noch erheblicher Nachholbedarf, kritisierte Mertz. Gerade einmal durchschnittlich 50 Cent pro Einwohner gebe die öffentliche Hand laut der neuen Marktstudie aus. »Grün in der Stadt« werde als wichtiger Klimabaustein angepriesen, getan werde aber zu wenig.