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Dax steckt weitere Zinserhöhungen weg

Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Donnerstag gegen die weltweite Zinserhöhungsspirale immun gezeigt. Nach dem kleinen Schritt der US-Notenbank Fed zeichnet sich Experten zufolge ein Ende des aktuellen Zinszyklus ab. Der Dax machte dank einer festen Eröffnung an der Wall Street zwischenzeitlich größere Verluste wett und schloss 0,04 Prozent tiefer bei 15.210,39 Punkten. Der MDax stieg letztlich um 1,49 Prozent auf 27.263,98 Zähler.

Dax
Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen
Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland.
Foto: Fredrik von Erichsen

Die übrigen europäischen Börsen präsentierten sich uneinheitlich: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone endete 0,3 Prozent höher. Der französische Cac 40 stieg um 0,1 Prozent, während der britische FTSE 100 um 0,9 Prozent fiel. In New York gewann der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,9 Prozent.

Im Mittelpunkt standen neuerliche geldpolitische Straffungen. Am Vorabend hatte die Fed angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor ihren Leitzins um lediglich 0,25 Prozentpunkte angehoben. Vor den Umwälzungen hatten Fachleute überwiegend eine Erhöhung um 0,5 Punkte erwartet. Am Donnerstag folgten die Zentralbanken der Schweiz, Norwegens und Großbritanniens mit höheren Leitzinsen.

Es zeichne sich ab, dass die Fed in diesem Jahr nur noch eine kleine Zinserhöhung vornimmt, erwartet Robert Halver von der Baader Bank. »Das Ende der Zinswende ist erkennbar und nach einer der Glaubwürdigkeit geschuldeten Karenzzeit scheinen selbst Leitzinssenkungen nur noch eine Frage der Zeit zu sein.« Der Experte glaubt, dass unter diesen Umständen Wachstumsaktien allmählich wieder für Anleger interessanter werden als die sogenannten Substanzwerte.

Im Bankensektor dagegen blieb die Stimmung von Bedenken geprägt, zumal sich US-Finanzministerin Janet Yellen am Vortag gegen eine »pauschale« Einlagensicherung zur Stabilisierung des US-Bankensystems ausgesprochen hatte. Für die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank ging es am Dax-Ende um 4,1 beziehungsweise 3,2 Prozent bergab.

Gefragt waren einmal mehr Aktien aus dem Rüstungssektor. Rheinmetall zogen um 2,0 Prozent an. Das deutsche Verteidigungsministerium will aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondertopf für die Bundeswehr mehr als 100 Radpanzer vom Typ Boxer beschaffen. Mit den 4,5 Prozent höheren Hensoldt-Aktien fiel ein weiterer Branchenwert positiv auf.

In der zweiten Börsenreihe ging es mit plus 15,5 Prozent besonders stark für Nemetschek nach oben, obwohl der Bausoftware-Hersteller wegen der Umstellung auf ein Abo-Modell 2023 mit einem langsameren Wachstum rechnet. Laut dem Stifel-Analysten Chandramouli Sriraman zeigt der Ausblick aber, dass sich das Abo-Modell in den kommenden Jahren bezahlt machen wird. Dann rechnet Nemetschek nämlich mit einer Wachstumsbeschleunigung.

Eine klar positive Reaktion mit plus 4,5 Prozent gab es bei Scout24. Dabei kam gut an, dass der Betreiber eines Online-Immobilienportals seinen Aktionären nach einem kräftigen Gewinnzuwachs im vergangenen Jahr mehr Dividende zahlt.

Klare Schwäche zeigten dagegen die Aktien von CTS Eventim mit einem Abschlag von 2,3 Prozent am MDax-Ende. Der Eventvermarkter rechnet 2023 mit einer stabilen Umsatz- und Gewinnentwicklung. Am Markt war aber Händlern zufolge jeweils ein kleiner Anstieg erwartet worden.

Noch größer war der Druck bei dem Laserspezialisten LPKF mit einem Kurseinbruch von mehr als 10 Prozent. Erstmals seit Oktober sackten sie wieder kurz unter die Neun-Euro-Marke ab. Analyst Adrian Pehl vom Investmenthaus Stifel stufte die Geschäftsziele in einer ersten Reaktion als »vorsichtig« ein.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0895 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0879 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,23 Prozent am Vortag auf 2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,12 Prozent auf 125,93 Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,56 Prozent auf 137,12 Punkte.

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