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Datenklau am Geldautomaten auf dem Rückzug

Datendiebe haben an Geldautomaten immer seltener Erfolg. Die Milliardeninvestitionen in mehr Sicherheit zahlen sich aus. Doch noch gibt es Lücken im weltweiten Netz - und Kriminelle sind erfinderisch.

Geldautomat
Eine Frau hebt mit ihrer Girokarte Bargeld von einem Geldautomaten ab (Illustration). Foto: Fabian Sommer/dpa
Eine Frau hebt mit ihrer Girokarte Bargeld von einem Geldautomaten ab (Illustration). Foto: Fabian Sommer/dpa

Frankfurt/Main (dpa) - Moderne Technik legt Datendieben an Geldautomaten in Deutschland zunehmend das Handwerk. Im laufenden Jahr gab es erneut weniger Versuche als im Vorjahr, Kartendaten und Geheimnummern von Bankkunden auszuspähen.

Der Schaden durch solche »Skimming«-Attacken sank auf ein Rekordtief. Doch Experten warnen: Um auf dunklen Wegen an Bares zu kommen, zeigen sich Kriminelle erfinderisch.

Nach Angaben von Euro Kartensysteme manipulierten Kriminelle in den elf Monaten bis einschließlich November dieses Jahres 227 Mal Geldautomaten, um Daten abzuschöpfen. Im Vorjahreszeitraum hatte die Frankfurter Einrichtung, die sich für die deutsche Kreditwirtschaft um das Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten kümmert, 428 solcher »Skimming«-Fälle gezählt. Im Gesamtjahr 2018 waren es 449. Dabei können einzelne Automaten mehrfach angegriffen worden sein.

Begehrtestes Ziel: Berlin mit bisher 109 Fällen in diesem Jahr. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat für die Häufung der Fallzahlen in der Hauptstadt eine einleuchtende Erklärung: »Dies dürfte im Wesentlichen der dortigen hohen Anzahl an ausländischen, insbesondere außereuropäischen Touristen geschuldet sein, deren Zahlungskarten teilweise noch nicht mit dem EMV-Chip ausgestattet sind. Daten dieser Karten lassen sich durch die Täter leichter verwerten.«

Denn im Grunde funktionieren Kartendubletten nur noch dort, wo Bezahlkarten noch mit vergleichsweise leicht kopierbaren Magnetstreifen ausgerüstet werden. In Deutschland setzt die Branche seit Jahren auf die sogenannte EMV-Technologie. Dabei sind Bezahlkarten mit einer Art Mini-Computer ausgestattet, die Karte wird bei jedem Gebrauch auf Echtheit geprüft.

Kartenfälschungen auf Basis von Kundendaten, die in Deutschland geklaut wurden, kamen in diesem Jahr vor allem in Indien (knapp 60 Prozent Schadensanteil), Indonesien (16 Prozent) und den USA (13 Prozent) zum Einsatz.

Insgesamt summierte sich der Bruttoschaden durch »Skimming« im laufenden Jahr Euro Kartensysteme zufolge bis einschließlich November auf rund 1,28 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es rund 1,34 Millionen Euro, im Gesamtjahr 2018 dann 1,44 Millionen Euro.

Mehr als die Hälfte des Schadens holt sich die heimische Kreditwirtschaft aus dem Ausland zurück. Seit dem 1. Januar 2019 greifen auch in Indien internationale Abkommen, wonach für Schäden aus betrügerischen Geschäften mit geklauten Kartendaten die Länder mit den niedrigsten Sicherheitsstandards aufkommen müssen. In Indonesien ist dies ab 1. Januar 2022 der Fall.

Die Experten von Euro Kartensysteme ziehen ein ermutigendes Fazit: »Kartenfälschungsfälle durch Skimming sterben langsam aus.« Auch das BKA kommt in seinem aktuellen Lagebild zur Kriminalität an Geldautomaten zu dem Schluss, »dass die in den letzten Jahren mit der Umstellung auf Chiptechnologie eingeführten, überwiegend technischen Sicherheitsmaßnahmen greifen. Skimming-Delikte bleiben, zumindest für Deutschland, kein Kriminalitätsphänomen von herausragender Bedeutung.«

Das BKA warnt jedoch zugleich, dass auch die Täter mit der Zeit gehen. Das zeige sich beispielsweise an »vermehrten Hackingangriffen auf Geldautomaten-Netzwerke«. Auch das Jackpotting nehme zu: Dabei schleusen Kriminelle eine Schadsoftware auf den Rechner des Geldautomaten. Anschließend erfolgt über den infizierten Rechner ein Zugriff auf das Auszahlungsmodul des Geldautomaten, um so möglichst viele unautorisierte Bargeldauszahlungen nacheinander zu veranlassen.

Verbraucher in Deutschland, die Opfer von »Skimming« geworden sind, müssen normalerweise keinen finanziellen Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstitute solche Schäden - vorausgesetzt, die Kunden sind sorgfältig mit ihrer Bankkarte und PIN umgegangen.

Weil jedoch viele Verbraucher entgegen aller Warnungen Karte und Geheimzahl zusammen in ihrem Geldbeutel aufbewahren, gelingt es Kriminellen häufig, sich auf diesem Weg Zugang zu fremden Konten zu verschaffen. 10.004 Fälle von Diebstahl oder Verlust von Zahlungskarten wurden bis einschließlich November des laufenden Jahres in Deutschland gezählt und damit mehr als in den elf Monaten des Vorjahres (9329). Der Bruttoschaden durch solche Fälle stieg von gut 13,3 Millionen Euro auf nun gut 13,5 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2018 waren es 10 098 Fälle, der Schaden durch Diebstahl und Verlust von Zahlungskarten lag bei 14,5 Millionen Euro.