FRANKFURT/MAIN. Die Commerzbank wird ihr vergleichsweise dichtes Filialnetz möglicherweise ausdünnen. In der Debatte über die künftige Ausrichtung des Instituts sind dem Vernehmen nach auch Filialschließungen kein Tabu.
Das »Handelsblatt« (Mittwoch) berichtete über Planspiele, die Zahl der Zweigstellen von derzeit rund 1000 auf 800 bis 900 zu verringern. Nach Informationen des »Manager Magazins« liegt sogar ein Szenario auf dem Tisch, bei dem am Ende nur 600 bis 650 Standorte übrig bleiben könnten. Ein Commerzbank-Sprecher wollte die Berichte auf Anfrage am Mittwoch nicht kommentieren.
Die Commerzbank sucht nach dem Platzen der erhofften Fusion mit der Deutschen Bank nach Antworten auf Ertragsschwäche und Zinstief. Mit der Konzentration auf Privatkunden sowie Firmenkunden und Mittelstand sieht sich das im MDax gelistete Institut zwar grundsätzlich gut aufgestellt. Mit der Profitabilität jedoch war der Vorstand um Martin Zielke zuletzt nicht zufrieden. Im ersten Halbjahr brach der Gewinn auf 391 Millionen Euro ein nach 533 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Und die Aussichten trüben sich zusehends ein: Die Konjunktur schwächelt, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte die Strafzinsen für Bankeinlagen noch verschärfen. Bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang August hatte Zielke eingeräumt, es werde »deutlich ambitionierter«, das Jahresziel einer leichten Gewinnsteigerung zu erreichen: »Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu.«
Im Herbst will das Management einen Plan vorlegen, wie die Bank, deren größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, in den nächsten Jahren nach vorne gebracht werden soll. Dann läuft die seit Oktober 2016 verfolgte Strategie aus.
Bei ihren Zweigstellen setzt die Commerzbank seit einiger Zeit auf einen Mix aus Kleinstfilialen und großen Standorten mit Komplettangebot. Privatkundenvorstand Michael Mandel hatte noch im Dezember betont: »Die Diskussion über Filialschließungen halte ich für verfehlt.« Seit Jahren habe die Bank stabil rund 450.000 Kundenbesuche pro Tag in ihren Filialen. »Man sieht: Das Digitale ersetzt nicht die Filiale.« Letztlich gehe es um ein effizientes, flächendeckendes Angebot. (dpa)