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Bundestag beschließt Plan für intelligente Stromzähler

Die Bundesregierung will mehr Energie aus Wind und Sonne. Das bringt aber schwankende Strommengen mit sich. Ausgleich sollen flexible Tarife und intelligente Stromzähler bringen. Das soll sich auch für Verbraucher lohnen.

Smart Meter
Ein Smart-Meter-Gateway zur Datenübertragung ist an einem digitalen Stromzähler zu sehen. Foto: Markus Scholz
Ein Smart-Meter-Gateway zur Datenübertragung ist an einem digitalen Stromzähler zu sehen.
Foto: Markus Scholz

Intelligente Stromzähler sollen in deutschen Haushalten zum Standard werden. In Kombination mit variablen Stromtarifen könnten Haushalte damit ihren Stromverbrauch steuern und Geld sparen können. Neue Vorgaben für die Geräte und ihre Nutzung sowie einen Fahrplan zur weiteren Verbreitung beschloss der Bundestag am Donnerstag mit den Stimmen der Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP sowie der CDU/CSU. AfD und Linke stimmten dagegen.

Was Verbraucher davon haben

Smart Meter - auch intelligente Stromzähler genannt - sind vernetzte Messgeräte für Wärme oder Strom, die den Verbrauch automatisch an die Anbieter übertragen und auch für Verbraucher sichtbar machen. »Wie viel Strom verbraucht welches Gerät, zu welchen Tageszeiten ist der Verbrauch am höchsten und wo gibt es die größten Einsparpotenziale?«, zählte der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, Bernhard Rohleder, auf. »Smart Meter werden die Menschen beim Energiesparen massiv unterstützen. Der eigene Verbrauch wird dann perspektivisch etwa per Smartphone-App so einfach abzulesen sein wie der Spritverbrauch beim Auto oder der Ladestand des Handys.«

Die neuen Zähler können auch registrieren, wenn Strom ins Netz eingespeist wird, was für Besitzer von Solaranlagen auf dem Dach oder dem Balkon wichtig ist.

Dynamische Stromtarife

Die Bedeutung erneuerbarer Energien wird weiter wachsen, bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland mit erneuerbaren Energien bestritten werden. Doch die Produktion von Windräder und Solaranlagen schwankt mit dem Wetter. Ab 2025 sollen alle Stromversorger dynamische Tarife anbieten müssen, bei denen der Strompreis je nach Angebot steigt oder sinkt. Derzeit gibt es diese Pflicht nur für große Versorger.

Mit einer größeren Verbreitung klimafreundlicher Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos wird auch der Stromverbrauch stärker steigen, eine effiziente Nutzung also wichtiger. Dynamische Tarife sollen Anreize setzen, Wäsche zu waschen oder das Elektroauto zu laden, wenn gerade viel Strom vorhanden und der Preis günstig ist. Das könnten Verbraucher künftig per App steuern. Der gezielte Konsum werde dazu beitragen, das Stromsystem insgesamt zu stabilisieren, sagte die Grünen-Abgeordnete Ingrid Nestle.

Die Kosten

Privatleute und kleine Verbraucher sollen für einen intelligenten Stromzähler künftig nicht mehr als 20 Euro pro Jahr zahlen müssen. Für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen sollen es 50 Euro pro Jahr sein. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüßte das. »Dies ermöglicht, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem eingebauten intelligenten Messsystem mehr Geld sparen können, als sie für anfallende Entgelte der Messstellen zahlen müssen«, erklärte der Leiter des Teams Energie und Bauen, Thomas Engelke. Diese Obergrenzen müssten aber langfristig stabil bleiben.

Ähnlich äußerte sich auch der Deutsche Mieterbund. Falls beim Einbau ein neuer Zählerschrank erforderlich sei, müssten Vermieter diese Kosten tragen und dürften sie nicht auf Mieter umlegen. »Außerdem müssen alle Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit von Mietenden gewährleistet werden.«

Der Datenschutz

Vertreter der AfD warnten vor einer staatlichen Steuerung des Stromverbrauchs, der Abgeordnete Marc Bernhard mahnte, es könne zur Überwachung von Bürgern kommen. Ampel-Abgeordnete versicherten, der Datenschutz werde gewahrt und sogar noch verbessert. Es gelte der Grundsatz der Datensparsamkeit, sagte der FDP-Politiker Michael Kruse. »Wir wollen keine Daten-Stasi.«

Zu Warnungen, es könne zu Abschaltungen kommen, sagte der CDU-Abgeordnete Thomas Jarzombek: »Das ist totaler Quatsch.« Robin Mesarosch von der SPD betonte am Beispiel von Elektroautos: »Jeder behält die Kontrolle. Man darf immer laden, wenn man es möchte, ganz klar. Aber man darf eben auch von seinem intelligenten Messsystem profitieren, das einem Hinweise gibt, wann man Geld sparen kann.«

Der Fahrplan

Regierung und Bundestag wollen die Geräte schneller in die Fläche bringen, weshalb ein Fahrplan für die weitere Verbreitung, den so genannten Rollout, beschlossen wurde. Dabei soll eine Hürde wegfallen: Bisher war der Einbau intelligenter Zähler immer erst erlaubt, wenn mindestens drei Unternehmen Geräte der fraglichen Entwicklungsstufe anbieten. Das gilt angesichts des wachsenden Angebots an Geräten inzwischen als verzichtbar, bald können also mehr Geräte einfacher eingebaut werden, auch wenn manche Funktionen erst später per Update kommen.

Für den weiteren Einbau intelligenter Stromzähler gibt es zwei Stufen. Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 6000 bis 100 000 Kilowattstunden Strom haben ab 2025 einen Anspruch darauf, dass bei ihnen bei Interesse binnen vier Monaten ein solcher Zähler eingebaut wird. Das Gleiche gilt für Haushalte mit einer installierten Stromerzeugungskapazität zwischen 7 und 100 Kilowatt.

2028 kommt eine Pflicht zum Einbau in Haushalten mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100 000 Kilowattstunden oder Erzeuger mit einer installierten Stromleistung ab 100 Kilowatt.

© dpa-infocom, dpa:230420-99-387176/5