Man hatte zuletzt den Eindruck, die Superhelden seien müde geworden. Marvel - früher ein Garant für Verkaufsschlager - performte mit seinen jüngsten Geschichten an den Kinokassen nicht mehr besonders heldenhaft. Manche kritisierten die Comic-Figuren der letzten Filme als schablonenhaft, die Plots als unübersichtlich. Dieses Jahr kommt nun anders als in den Vorjahren nur ein einziger Marvel-Blockbuster ins Kino. Und der soll es wieder richten.
Marvel hat Glück, dass für diesen Film zufällig zwei der beliebtesten Superhelden-Figuren überhaupt zurückkommen - seit Jahren personifiziert von Ryan Reynolds und Hugh Jackman. Zwei Hollywood-Ikonen in ihren berühmtesten Rollen. In »Deadpool & Wolverine« zeigt sich nun: Die beiden sind überhaupt nicht müde. Und Marvel kann auch 2024 noch unterhalten.
Warum Deadpool und Wolverine so beliebt sind
Der Blockbuster ist der dritte Teil rund um den Anti-Helden Deadpool, verkörpert von Reynolds. Die Fans mögen seine Figur, weil sie ironisch ist, gern direkt mit dem Publikum spricht und sich viel anarchischer verhält als andere Marvel-Helden. Im neuen Film kommen auch seine queeren Seiten wieder zum Vorschein.
Und dann Wolverine. Als muskulöser Protagonist mit legendären Koteletten hat Jackman mit der sehr erfolgreichen »X-Men«-Reihe anderen Comicverfilmungen den Weg geebnet. Jackman spielte den Charakter vielschichtig, und sein Look war so ikonisch, dass es Anleitungen zum Nachmachen gab (»Du wünschst dir einen coolen Backenbart à la Wolverine? Wir verraten dir, wie es geht.«)
»Willkommen im Marvel Cinematic Universe«, sagt Deadpool im neuen Film zu Wolverine. »Du kommst eher zu einem Tiefpunkt«, kommentiert der Filmheld gewohnt selbstreferenziell die Lage, in der sich Marvel gerade befindet. Später macht er sich darüber lustig, dass Marvel das Plot-Element »Multiversum« - also die Tatsache, dass sich Helden in verschiedenen Universen bewegen - einfach überstrapaziert habe.
»Deadpool & Wolverine« spielt aber selbst in verschiedenen Universen. Eigentlich starb Jackmans Figur 2017 im viel gelobten Blockbuster »Logan – The Wolverine«. Aber glücklicherweise gelten die Naturgesetze in Comicverfilmungen ja nur bedingt, vor allem, wenn besagte Multiversen ins Spiel kommen.
Darum geht es im neuen Film
Deadpool will eigentlich inzwischen ein ruhiges Leben führen und arbeitet als Autohändler. Doch eines Tages erfährt er, dass seine Existenz und die seiner Freunde in Gefahr ist. Ein Bösewicht namens Mr. Paradox will ihn auslöschen. Aus bestimmten Gründen kann nur Wolverine Deadpool retten. Er muss ihn also ausfindig machen und reist dafür durch die Zeit.
Auf seinem Trip durch Parallelwelten trifft Deadpool erst auf den toten, dann auf diverse lebendige Wolverines. Einen davon - ein besonders grantiger, meist betrunkener Wolverine - bringt Deadpool nun dazu, ihm zu helfen. Auf ihrem Kampf gegen Mr. Paradox werden sie aber erstmal mit einer weiteren Bösewichtin (Emma Corrin, bekannt aus »The Crown«) konfrontiert. Auch sie will den beiden nichts Gutes.
»Deadpool & Wolverine« ist gespickt mit gewohnt brachialem, oft vulgärem Humor und kurzweiliger Action. Mehrere Stars und Comic-Helden haben Gastauftritte.
Die Freundschaft zwischen Reynolds und Jackman
Die Chemie zwischen den Charakteren stimmt. Das liegt auch daran, dass Reynolds und Jackman privat befreundet sind. Die beiden pflegen eine lustige »Bromance«, an der sie ihr Publikum gern teilhaben lassen.
»Deadpool & Wolverine« ist auch die Geschichte einer Freundschaft. Im Film, aber vor allem hinter der Kamera. Jackman und Reynolds kennen sich seit langem. Auch mit dem Regisseur des aktuellen Films, Shawn Levy, sind sie befreundet.
Schon lange unterhalten Reynolds und Jackman ihre Fans immer wieder mit Scherzen übereinander auf Instagram. Und mit öffentlichen Auftritten, bei denen sie sich gegenseitig zu närrischem Wahnwitz anstacheln.
Zum Beispiel bei einem Interview mit den beiden zum neuen Film in Berlin. Frage: Was macht eine gute Freundschaft aus? Sie so ernst zu nehmen wie eine romantische Beziehung? »Ich denke, es gibt überraschend viele Überschneidungen«, sagt Reynolds der dpa. Küsse zum Beispiel, wirft Jackman ein. Reynolds: »Ja, genau. Mit richtigem Einsatz.« Jackman: »Zahnhygiene.« Reynolds: »Wrestling.«
Als Jackman täglich 6.000 Kalorien essen musste
Dann macht Reynolds aber doch einen aufrichtigen Versuch. Und denkt über seine Freundschaft mit Jackman nach. »Ich denke, eine wirklich dauerhafte Beziehung basiert in der Regel auf Vertrauen«, sagt er. »Vertrauen ist alles. Aber auch, die andere Person anzufeuern und zu unterstützen. Wenn du wirklich willst, dass die andere Person Erfolg hat. Das ist ein gutes Zeichen.«
Die Ernsthaftigkeit hält dann aber nur bis zur nächsten Frage. Wie fand es Jackman, für die Rolle als Wolverine wieder monatelang Krafttraining zu machen und täglich 6.000 Kalorien zu sich zu nehmen? »Als wir mit dem Film begannen, hatte ich vier Kinder«, schaltet sich Reynolds ein. »Jetzt habe ich zwei. Er hat die großen gegessen.«
Ja, mit »Deadpool & Wolverine« macht Marvel wieder Spaß. Und zwar vor allem, weil der Film seinen Hauptdarstellern so viel Spaß macht.
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