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Warum NoFap-Anhänger weniger masturbieren wollen

Selbstbefriedigung - viele tun es regelmäßig, aber kaum einer redet darüber. Jetzt wollen es manche seltener tun und reden umso mehr davon: Die Anhänger von NoFap halten Pornos für schädlich und motivieren sich, eine Zeit lang nicht zu masturbieren.

Pornos im Internet.
Pornos im Internet. Foto: Markus Niethammer
Pornos im Internet.
Foto: Markus Niethammer

BERLIN. Die Frauen nennen sich Femstronauten, die Männer Fapstronauten, und beide wollen die Finger von sich selbst lassen: NoFap heißt ein Internetforum aus den USA, das auch in Deutschland Anhänger hat. Die Website will Menschen helfen, von Pornos loszukommen. Dafür verzichten die meisten eine Zeit lang darauf, Hand an sich zu legen - oft 90 Tage. Welches Ziel genau sich die Anhänger setzen, ist ihnen überlassen. Religiöse Motive spielen keine Rolle, nicht mal eine Bewegung will NoFap sein, lediglich eine »porn recovery website« - eine Seite, auf der sich Pornogestresste erholen können.

Mehr als 90 000 Videos finden sich zum Begriff NoFap auf der Video-Plattform Youtube - »to fap« ist das englische Slangwort für onanieren. »Ich habe es 60 Tage geschafft, keine Pornos zu schauen, nicht zu masturbieren und sexuell abstinent zu bleiben«, sagt ein junger Mann, der sich Vackurah nennt. Er wirkt aufgekratzt und berichtet: er sei selbstbewusster, habe kaum noch Muskelkater, schlafe besser, wolle alles aus sich rausholen. Der Online-Fitnesscoach Ram Ghuman berichtet nach 30 Tagen Verzicht von mehr Zeit, Selbstbewusstsein und Motivation - auch zu flirten.

Im NoFap-Forum, das mehr als 150 000 Mitglieder hat, ähneln sich die Berichte. Auch von einem Anstieg des Testosteron-Spiegels ist die Rede. Aber was ist da aus ärztlicher Sicht dran?

»Es passiert im Körper weder etwas, wenn man onaniert, noch wenn man nicht onaniert«, antwortet Wolfgang Bühmann, wissenschaftlicher Schriftleiter des Berufsverbands der Deutschen Urologen. »Es gibt keine körperlichen Folgen und schon gar keine Hormonänderungen oder sonst irgendwelche Dinge«, betont der Mediziner. 

Psychologisch sieht es vielleicht anders aus. »Ich glaube schon, dass sich die Erfahrung, dass sexuelles Verhalten gestaltbar ist, positiv oder kurzfristig positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken kann«, sagt die Sexualtherapeutin Sandra Gathmann. (dpa)