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Wann wird's mal wieder richtig Winter?

Ja, es ist Winter. Doch sieht es nicht danach aus: weder Schneemann noch Eisschollen in Sicht. Das war doch früher anders - oder?!

Wintertag in den Bergen
Weiße Pracht: Wanderer gehen bei Sonnenschein durch eine schneebedeckte Landschaft im bayerischen Bad Hindelang. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Weiße Pracht: Wanderer gehen bei Sonnenschein durch eine schneebedeckte Landschaft im bayerischen Bad Hindelang. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Offenbach (dpa) - Wer zirkelte diesen Winter schon mit Schlittschuhen Pirouetten auf zugefrorenen Seen? Oder wurde bei Schneeballschlachten so richtig gut eingeseift? Wohl kaum jemand - zumindest unter denjenigen, die in Deutschland blieben.

Denn das Wetter hierzulande zeigt sich dieser Tage trist, grün und oft zu mild.

THESE: In unseren Breitengraden muss man sich langsam aber sich von schneereichen und frostigen Wintern verabschieden.

BEWERTUNG: Das stimmt, die Wahrscheinlichkeit für Bilderbuchwinter sinkt nach Ansicht von Wetterexperten.

FAKTEN: Wieder keine weiße Weihnacht! So stöhnte man im Dezember fast allerorten. Und auch Schneemänner bewachten im bisherigen Winter kaum deutsche Vorgärten. Wieder einmal. Was waren das früher doch für Winter! Kalt und weiß.

»Das trügt ein bisschen, aber nicht völlig«, sagt Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Ja, damals sei es häufiger kälter gewesen. Zwischen 1961 und 1990 gab es im Winter im Schnitt 0,2 Grad. Im Vergleich dazu zeigt sich die aktuelle Jahreszeit recht mild: Im Dezember waren es in Deutschland 3,8 Grad, und auch im Januar ist bisher keine Kälte hereingebrochen.

Sicherlich gab es auch damals schon Ausreißer nach oben wie etwa 1974/75 mit 3,6 Grad. Doch lagen von den zehn wärmsten Wintern seit 1881 fünf in den vergangenen 15 Jahren.

Natürlich kann auch in milden Wintern Schnee fallen, wenn regional oder an bestimmten Tagen Temperaturen um die null Grad herrschen. Klimaprojektionen haben festgestellt, dass sich Winterniederschläge in Zukunft sogar intensivieren dürften. Allerdings gehen DWD-Experten davon aus, dass durch den erwarteten weiteren Anstieg der globalen Temperaturen das Wasser häufiger als Regen denn als Schnee vom Himmel kommt. Die Folge: Matsch statt Winterpracht.

So auch aktuell: grün, braun und grau soweit das Auge reicht. Immerhin dauert für Meteorologen der Winter noch bis Ende Februar. Die kältesten Abschnitte im Jahr sind in der Regel von Ende Januar bis Anfang Februar. Besteht also dieses Jahr noch Hoffnung?

Antworten könnte die Jahreszeitenvorhersage des DWD geben. Das ist keine Wettervorschau, wie sie etwa in Apps für die nächsten Tage gemacht wird. Sie ist vielmehr Indiz, was aus den Beobachtungen der Vergangenheit verknüpft mit Modellklimavorhersagen in einem bestimmten Zeitraum in naher Zukunft klimatisch zu erwarten ist.

Auf diesen Jahreszeiten-Wetterkarten ist abzulesen, dass von Februar bis April 2020 die Temperatur in Deutschland wahrscheinlich bis zu einem Grad höher ist als das Mittel der Jahre 1990 bis 2017. Dieses lag bei ungefähr 5 Grad.

»Das spricht für einen milden, frühen Frühling«, sagt DWD-Experte Andreas Paxian. Er schränkt allerdings ein, dass das überhaupt nicht sicher ist. Für die kommenden Monate seien für Deutschland nur sehr unzuverlässig Langzeitvorhersagen möglich. Denn Europa ist ein klimatisch hoch variables Gebiet.

Der letzte Strohhalm: Bauernregeln. Eine von ihnen besagt: Schaltjahr gleich Kaltjahr. Doch auch hier sagt die Statistik: Pustekuchen. Die Schaltjahr-Winter waren im Schnitt sogar um 0,2 Grad wärmer als der Mittelwert aller Winter seit 1881, so der DWD.

Ob Deutschland also doch noch einen richtigen Wintereinbruch erlebt, darüber ließe sich nur spekulieren. Die Wahrscheinlichkeit ist vielleicht nicht besonders hoch, ausgeschlossen ist es aber nicht.