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Aktuell Panorama

Von guten Seelen und Rettern in der Not

Krieg, Katastrophen und immer noch Corona prägten das Jahr 2022. Womöglich hat das so manch einen am Guten zweifeln lassen. Doch es gibt sie: kleine Geschichten, die Hoffnung spenden.

»Frida«
Wildschwein »Frida« zwischen zwei Kühen auf einer Weide an der Weser im Landkreis Holzminden. Die Kuhherde hat Frida aufgenommen und kümmert sich nun um das kleine Schweinchen. Foto: Julian Stratenschulte
Wildschwein »Frida« zwischen zwei Kühen auf einer Weide an der Weser im Landkreis Holzminden. Die Kuhherde hat Frida aufgenommen und kümmert sich nun um das kleine Schweinchen.
Foto: Julian Stratenschulte

Trotz vieler schlimmer Nachrichten aus aller Welt war 2022 nicht alles schlecht. Manch kleine Geschichte von Schutzengeln, treuen Seelen und Lebensrettern lässt weiterhin an das Gute im Menschen - und im Tier - glauben. Eine Auswahl:

Buddhistische Gastfreundschaft

Dank eines hilfsbereiten Buddhisten findet im Januar ein verwirrter Altenheimbewohner in einem buddhistischen Tempel in Losheim am See Schutz vor der winterlichen Kälte. Der Buddhist habe den als vermisst gemeldeten Mann in seinem Tempel so lange mit Mandarinen und Ingwertee versorgt, bis er von der Feuerwehr wieder nach Hause gebracht worden sei, so die Polizei im Saarland. Der leicht bekleidete Mann hatte sein Wohnheim verlassen und einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Die Suche endet schließlich damit, dass ein Feuerwehrmann an dem Tempel ein Foto des Gesuchten vorzeigt, auf dem der Buddhist seinen Gast erkennt.

Schlechtes Gewissen - auch noch nach 60 Jahren

Mit 60 Jahren Verspätung gibt im Februar ein Nutzer einer Mönchengladbacher Bücherei ein Buch zurück. Dabei handelt es sich um ein Buch des Sozialisten und Revolutionärs Friedrich Engels (1820-1895) aus dem Jahr 1883 - es ist also noch zu Lebzeiten Engels' gedruckt worden. 60 Jahre nach dem Ende der Leihfrist kommt es schließlich in einem Päckchen aus Südfrankreich zurück - zusammen mit einem zweiseitigen handgeschriebenen Entschuldigungsschreiben, wie die Stadtbücherei mitteilt. Der inzwischen 81-jährige Entleiher habe in dem Schreiben »tausendmal um Entschuldigung« für die verspätete Rückgabe gebeten. Die Stadtbibliothek zeigt sich glücklich über die Rückkehr ihres Eigentums. Und verzicht auf Mahngebühren.

Geld regnet vom Himmel

Geldscheine im Wert von mindestens 50.000 Euro flattern im Mai aus einem Hochhaus in Mainz. Mehrere Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Hochhauskomplex melden das »außergewöhnliche Unwetter«, wie die Polizei mitteilt. Doch behalten dürfen die glücklichen Finder das Geld nicht: Das Einstecken der Banknoten sei nicht erlaubt, betont eine Polizeisprecherin. Es handele sich dabei um eine Fundunterschlagung. Kurze Zeit später macht die Polizei den Besitzer der Scheine ausfindig. Er sei legal zu dem Geld gekommen, heißt es. Weitere Angaben zu den Hintergründen machen die Beamten nicht. Eine »besondere Ausnahmesituation« habe zu dem Geldregen geführt - welche, wird man wohl leider nie erfahren.

Teures Geschenk

Ein halbes Jahr nach dem Ende des verheerenden Vulkanausbruchs auf der Kanareninsel La Palma sorgt im Juni ein deutsches Paar mit einer selbstlosen Tat für Aufsehen. Das großzügige Paar verschenkt eines seiner beiden Häuser am Unglücksgebiet im Süden der spanischen Atlantikinsel an eine Familie, deren Heim von den Lavaströmen verschüttet und zerstört worden war, wie eine Regionalzeitung berichtet. Siglinde, die seit 32 Jahren auf La Palma wohnt, sieht in ihrer Wohltat nichts Besonderes: »Ich brauche keine zwei Häuser. Ich habe zwei und kann nur in einem wohnen«, sagt sie vor TV-Kameras achselzuckend. José Alonso Placencia, der das Haus an seinem Geburtstag bekommt, und seine Partnerin Viviane können ihr Glück nicht fassen: »Es ist ein Gefühl, das schwer zu erklären ist. Es ist wie ein Neuanfang, ein besonderer Geburtstag.«

Unbekannter Lebensretter

Ein unbekannter Badegast rettet im Juli in einem Freibad im Kreis Lippe ein regungsloses Kind aus dem Wasser. Der Mann habe das drei Jahre alte Kind aus dem Wasser gezogen und zum Bademeister gebracht, teilt die Polizei mit. Dank der Ersten Hilfe durch den Bademeister sei Schlimmeres verhindert worden. Das Kind sei wieder zu Bewusstsein gekommen und in ein Krankenhaus gebracht worden. Von dem Lebensretter sei jedoch keine Spur mehr gewesen. Deshalb habe er den Dank für sein beherztes Eingreifen nicht entgegennehmen können. »Das möchten wir gern nachholen«, heißt es von der Polizei, die den unbekannten Retter bittet, sich telefonisch zu melden.

Kostbarer Schatz

Damit hatte Francesca Teal wohl nicht mehr gerechnet: Die Amerikanerin erhält im August ihren verlorenen Diamantring zurück. Ein Fremder hat das Familienerbstück mit Hilfe eines Metalldetektors auf dem Grund des Ozeans entdeckt. Der Zeitung »The Boston Globe« sagt die Frau, sie habe den Ring, der einst ihrer Urgroßmutter gehört habe, am Strand von Hampton, New Hampshire, verloren. Ein tausendfach geteilter Facebook-Beitrag bringt schließlich Erfolg: Ein Mann steigt mit Neoprenanzug, Stirnlampe und Metalldetektor ins Wasser und findet das Schmuckstück nach tagelanger Suche tatsächlich auf dem sandigen Meeresboden und bringt ihn der Besitzerin zurück. Sie sei überwältigt von der Güte Fremder, schreibt die Glückliche auf Facebook. Es sei unglaublich, »auf diese positive Art Zeuge von Menschlichkeit zu werden.«

Tatkräftige Unterstützung für 102-Jährigen

In Indien organisiert ein offiziell für tot erklärter 102 Jahre alter Mann im September einen aufsehenerregenden Protest. Damit will er beweisen, dass er noch lebt - und so weiter Rente erhalten, wie indische Medien berichten. Das Schreiben mit der Rentenforderung reicht er demnach jedoch nicht alleine ein: Er organisiert eine Hochzeitskutsche, eine Blaskapelle und Unterstützer, die ihn auf seinem Weg zur Behörde begleiten. Bei dem Protest sagt der Mann den Reportern, dass er seit seinem offiziell registrierten Tod im März keine Rente mehr erhalten habe. Seither habe er vergebens versucht, bei den Ämtern zu beweisen, dass er noch lebe. Auch sein Enkel habe bei den örtlichen Behörden im Bundesstaat Haryana eine Beschwerde eingereicht.

Retter in Not

Ein aufmerksamer Zeitungszusteller im französischen Bourg-Bruche wird im November zum Retter in der Not einer älteren Abonnentin. Dem Boten fällt zunächst auf, dass die Zeitungen mehrerer Tage noch im Briefkasten stecken, wie die Zeitung »Dernières Nouvelles d'Alsace« berichtet. Als am nächsten Morgen der Briefkasten noch immer nicht geleert ist, schlägt der Bote im Bürgermeisteramt des kleinen Dorfs Alarm. Feuerwehr und Polizei rücken an und finden die Bewohnerin auf dem Boden liegend und unterkühlt, aber lebend vor. Der Dank der alten Dame erreicht den Schutzengel standesgemäß. Auf seinem Zeitungsstapel findet er einen Zettel vor: »Guten Tag, die Abonnentin dankt Ihnen, dass Sie ihr das Leben gerettet haben.«

Tierische Schutzengel

Eine Kuhherde bei Holzminden ist seit diesem Jahr um ein ungewöhnliches Mitglied reicher: Wildschwein-Frischling Frida hat sich den Kühen angeschlossen. Frida habe wohl den Anschluss zu ihren Artgenossen verloren, als diese den Fluss durchquert hätten, vermutet Landwirt Friedrich Stapel, der das kleine Schweinchen beim morgendlichen Füttern entdeckt hat. »Mit einmal habe ich gesehen: Da hinten läuft doch etwas Kleines hinterher.« Wildschwein Frida sei in die Herde integriert, eine Kuh kümmere sich fürsorglich um das Jungtier. Auch Platz im Stall will der Bauer über den Winter für das Schweinchen freihalten: »Es jetzt alleine zu lassen, wäre ja auch unfair.«

© dpa-infocom, dpa:221226-99-17957/3