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Verschollener Fußballer schickte noch Nachricht aus Flugzeug

Nach einem Millionentransfer will der junge Argentinier Emiliano Sala im walisischen Cardiff durchstarten. Doch über dem Ärmelkanal verliert sich seine Spur. Seine letzte Whatsapp-Nachricht aus dem Flugzeug verheißt nichts Gutes.

Trauer in Nantes
Ein Fan des FC Nantes hält gelbe Blumen und ein Fußballmagazin mit dem verschollenen Fußballspieler Emiliano Sala auf dem Cover. Foto: David Vincent/AP
Ein Fan des FC Nantes hält gelbe Blumen und ein Fußballmagazin mit dem verschollenen Fußballspieler Emiliano Sala auf dem Cover. Foto: David Vincent/AP

PARIS. Schon bald nach dem Start der kleinen Propellermaschine beschleicht Emiliano Sala ein mulmiges Gefühl. Der 28-jährige Fußballprofi greift zum Handy und nimmt eine WhatsApp-Nachricht für seine Freunde auf.

»Ich bin hier oben im Flugzeug, das anscheinend gleich in seine Einzelteile zerfällt, und bin auf dem Weg nach Cardiff«, heißt es in der Sprachdatei. »Wenn ihr in eineinhalb Stunden keine Neuigkeiten von mir hört: Ich weiß gar nicht, ob die überhaupt jemanden schicken, um nach mir zu suchen, weil sie mich sowieso nicht finden werden. Dann wisst ihr schon Bescheid. Papa, ich habe solche Angst.«

Anscheinend empfand Sala diese Angst zurecht. Stunden später deutet vieles auf ein Unglück über dem Ärmelkanal hin. Das Kleinflugzeug mit dem argentinischen Fußballspieler an Bord verschwand auf dem Weg vom westfranzösischen Nantes ins walisische Cardiff vom Radar. Sala war nach einem Millionentransfer auf dem Weg zu seinem neuen Verein Cardiff City. Die Propellermaschine wurde zuletzt nahe der britischen Kanalinsel Guernsey geortet. Der Pilot hatte am späten Montagabend über dem Ärmelkanal den Kontakt zur Flugverkehrskontrolle verloren.

Der Vater des Spielers, Horacio Sala, bestätigte der renommierten argentinischen Zeitung »Clarín« die Authentizität der rund einminütigen Aufnahme, die Sala an befreundete Fußballspieler schickte. Im Hintergrund sind Motorengeräusche zu hören. Trotz seiner offenkundigen Sorge wirkt der Fußballer allerdings nicht panisch, sondern eher müde. Sala gähnt sogar mehrmals. Er hatte wohl einen langen Tag in Nantes hinter sich: »Ich bin total kaputt. Ich war in Nantes und habe Sachen erledigt - es wollte einfach nicht aufhören. Morgen geht es los, ich werde mit der neuen Mannschaft trainieren. Mal sehen, wie es läuft.«

Doch aus dem Trainingsauftakt wurde nichts. Stattdessen suchten Rettungskräfte bald darauf mit zwei Booten und fünf Flugzeugen die Meeresoberfläche nach Trümmern ab. »Es gibt keine Spur von dem Flugzeug«, teilte die Polizei Guernsey am Dienstagmittag mit, nachdem rund 1500 Quadratkilometer im Ärmelkanal durchkämmt waren. Am Abend wurde die Suche wegen Dunkelheit unterbrochen, am Mittwochmorgen sollte sie fortgesetzt werden.

Sala berichtete seinen Teamkollegen in Nantes bereits bei einem gemeinsamen Mittagessen am Montag von seiner Angst vor dem Flug nach Wales. Schon bei einem früheren Flug habe die Maschine vom Typ PA 46 Malibu heftig gewackelt, sagte der Verteidiger Nicolas Pallois der Zeitung »20 Minutes«.

Erst vor wenigen Tagen war Salas Wechsel vom FC Nantes zu Cardiff City bekanntgeworden. Am Dienstagabend versammelten sich Hunderte Anhänger des westfranzösischen Vereins in der Innenstadt von Nantes, um Blumen niederzulegen, wie der Radiosender Franceinfo berichtete.

»Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit von Emiliano Sala«, sagte der Vorsitzende von Cardiff City, Mehmet Dalman, der britischen Zeitung »Guardian«. Nach Angaben seines neuen Vereins sollte am Dienstag sein erster Tag mit dem Team sein. Das Training wurde letztlich abgebrochen.

Am Montag postete Sala auf Twitter ein Foto mit dem Team des FC Nantes und verabschiedete sich von seiner ehemaligen Mannschaft. Das Team twitterte, Sala werde für immer gelb und grün bleiben - das sind die Farben des französischen Vereins. Der Club erklärte am Dienstagnachmittag, man bete dafür, dass Sala und die anderen Passagiere gesund wiedergefunden werden. Medienberichten zufolge soll der Wechsel des Fußballers rund 17 Millionen Euro gekostet haben - ein Rekord für Cardiff City.

»Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Ich hoffe, dass wir bald gute Nachrichten bekommen«, sagte Salas Vater Horacio Sala dem argentinischen Fernsehsender C5N. »Für ihn und für uns alle war sein Transfer nach Cardiff ein großer Schritt. Er ist ein Junge vom Dorf, bescheiden, jemand, der immer gekämpft hat. Hoffentlich geht alles gut aus.«

Sala stammt aus dem Ort Cululú in Argentiniens nordöstlicher Provinz Santa Fe. Er spielte in Argentinien nie professionell Fußball, sondern bestritt seine gesamte Karriere in Frankreich, wo er in Orléans, Niort, Bordeaux, Caen und zuletzt in Nantes unter Vertrag stand.

Wegen des Verschwindens von Sala wurde auch das für Mittwochabend geplante Pokalspiel zwischen dem FC Nantes und SSG Entente vertagt. Nach Angaben der Sportzeitung »L'Équipe« soll das Spiel am Sonntag nachgeholt werden. (dpa)