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Tote Zehnjährige - Staatsanwalt geht von Tötungsdelikt aus

Es sind noch viele Fragen offen im Fall des toten Mädchens von Wunsiedel. Für die Staatsanwaltschaft ist jedoch inzwischen klar: Es war kein Unfall. Man ermittle wegen eines Tötungsdelikts.

Wunsiedel
Die Straße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum wurde von der Polizei abgesperrt. Foto: Daniel Vogl
Die Straße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum wurde von der Polizei abgesperrt.
Foto: Daniel Vogl

Ein kleines Gässchen führt direkt von der katholischen Kirche Zu den zwölf Aposteln hin zur Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel. Vögel zwitschern, die Sonne scheint. Die Polizistinnen und Polizisten vor Ort interessiert das freilich nicht.

Sie müssen klären, was sich vor wenigen Tagen hinter diesen Mauern abgespielt hat: Ein Mädchen, zehn Jahre alt, ist leblos gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Tötungsdelikt aus. Am Donnerstag sagte Matthias Goers, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hof, man habe aber weder Beschuldigte noch Tatverdächtige.

Nach dem mutmaßlich gewaltsamen Tod des Mädchens gingen die Ermittlungsbehörden nicht von einem Sexualdelikt aus. Die Kriminalbeamten könnten »Mutmaßungen hinsichtlich eines möglichen Sexualdeliktes derzeit nicht bestätigen«, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Goers sagte: »Wir gehen von keinem Sexualdelikt aus.« Die Polizei ermittelt mit einer 40-köpfigen Sonderkommission zu den Hintergründen des Todes.

Landesfamilienministerin Scharf besucht Einrichtung

Ansonsten halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bedeckt. Am Donnerstagnachmittag traf Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) in Wunsiedel ein. Für etwa eine Stunde zog sie sich in die Einrichtung zurück, begleitet von Landrat, Bürgermeister, örtlichem Landtagsabgeordneten. Danach legte sie einen Blumenstrauß ab - und lobte das Haus für die Begleitung der anderen Kinder. Der Träger habe sofort reagiert und das Personal verstärkt, sagte sie. Es werde »Hand in Hand« zum Wohl der Kinder gearbeitet.

Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen sei weiterhin in der Einrichtung. Wie viele genau derzeit dort sind, sagte sie nicht. »Die Kinder brauchen Schutz in ihrer gewohnten Umgebung, damit sie mit ihren Betreuerinnen und Betreuern die Situation aufarbeiten können.«

Sie hoffe, dass es bald ein Ermittlungsergebnis gebe, damit wieder Normalität in der Einrichtung einkehren könne. »Es ist dramatisch, was sich hier ereignet hat.« Die Einrichtung habe einen hervorragenden Ruf, ergänzte sie.

Die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung fügt sich unauffällig in das Bild der 9200-Einwohner-Stadt ein. Gerade wird am Komplex saniert, im Garten der Anlage sind Spielgeräte aufgebaut. Es gibt zwar einen Zaun, hermetisch abgeriegelt freilich ist die Anlage nicht.

Nach Angaben des Trägers werden dort etwa 90 Kinder und junge Erwachsene im Alter von 3 bis 19 Jahren betreut. Das Personal des Hauses besteht aus ebenfalls etwa 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Facheinrichtung sei für junge Menschen und ihre Familien da, die Hilfe zur Erziehung benötigten, hieß es auf der Website des Hauses. »Die Kinder kommen aus schwierigen Situationen«, schilderte Ministerin Scharf.

© dpa-infocom, dpa:230406-99-227880/8