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Syltdamm? Neuer Vorstoß zur Umbenennung des Hindenburgdamms

Wie könnte man eine umstrittene und ungeliebte, aber viel genutzte Bezeichnung durch eine andere ersetzen? Eine offizielle Umbenennung ist ein Weg. Doch was tun, wenn der Name gar kein offizieller ist?

Hindenburgdamm
Ein Autozug der Deutschen Bahn fährt über den Damm auf die Nordseeinsel Sylt. Foto: Daniel Bockwoldt
Ein Autozug der Deutschen Bahn fährt über den Damm auf die Nordseeinsel Sylt.
Foto: Daniel Bockwoldt

Wer mit dem Zug zur Nordsee-Insel Sylt will, fährt über den landläufig so bezeichneten Hindenburgdamm. Doch diese Bezeichnung ist umstritten. Nun gibt es einen neuen Anlauf, einen anderen Namen für den Bahndamm zu etablieren. Die Sache ist allerdings durchaus kompliziert: Es gibt kein offizielles Namensschild an der Strecke, das einfach ersetzt werden könnte.

So wollen die Grünen im Amt Südtondern - zu dem die Stadt Niebüll gehört, in der die Autozüge nach Sylt starten - mittelfristig eine Resolution in den Kreistag Nordfriesland einbringen. »Sinn dieser Resolution kann nur sein, dass von Seiten der öffentlichen Träger der Begriff «Hindenburgdamm» nicht mehr benutzt wird in der Hoffnung, dass sich das auch auf den «Volksmund» übertragen wird«, sagte Stephan Wiese vom Grünen Ortsverband Südtondern.

Dass sich die Bezeichnung »Hindenburgdamm« in den Sprachgebrauch eingebürgert hat, rührt wahrscheinlich aus der Gegebenheit, dass der damalige Reichspräsident Paul Hindenburg bei der Eröffnung des Dammes 1927 anwesend war. Und der damalige Reichsbahn-Chef Julius Dorpmüller in seiner Rede Hindenburg huldigte und befand: Auf dessen Namen »wollen wir« den neuen Damm taufen - »er heiße «Hindenburgdamm»«.

Hindenburg - eine umstrittene Figur

Der Generalfeldmarschall (1847-1934) ist eine umstrittene Figur. Der Reichspräsident in der Weimarer Republik gilt heute vielen vor allem als »Steigbügelhalter Hitlers«, den er zum Reichskanzler machte und damit die Diktatur erst ermöglichte. In vielen Städten - etwa Lübeck und Kiel - wurden nach Hindenburg benannte Straßen und Plätze nach zum Teil langen und kontroversen Debatten schon umbenannt.

Die Deutsche Bahn führt das Bauwerk offiziell unter der schnöden Nummer 2010. »Die einzigen Eisenbahnbauwerke, die offiziell getauft werden, sind Tunnel«, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn der Deutschen Presse-Agentur.

Auch wenn die Bahn die Verbindung in der Vergangenheit ebenfalls durchaus als Hindenburgdamm bezeichnet hat, soll dies nun eigentlich der Vergangenheit angehören. Sprich: Auf den Internetseiten und anderenorts sollte der Name »Hindenburgdamm« nicht mehr auftauchen. Auch der Chef der Sylt Marketing GmbH, Moritz Lust, sagte der dpa, »das ist ein sensibles Thema, mit dem wir uns befassen«.

Roland Klockenhoff vom Ortsverband Insel Sylt der Grünen, sagte dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag unlängst, das sei ein Thema. Man sei der Meinung, »dass der Name «Hindenburgdamm» überfällig ist«. Es gehöre zu den Benimmregeln, so wie man heute Schokokuss sage – letztendlich gehöre es sich nicht mehr.

Der Lübecker Psychotherapeut Karl-Heinz Haase, der Mitglied der deutsch-israelischen Gesellschaft ist, schlug die Bezeichnung »Syltdamm« vor, die unproblematisch sei. »Jeder würde das verstehen.«

© dpa-infocom, dpa:221204-99-772391/3