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SexyGPT: Künstliche Intelligenz entdeckt die Sinnlichkeit

Künftig könnte es passieren, dass ChatGPT nicht nur über XY plaudert, sondern auch ganz charmant fragt, ob man »noch wach« ist.

Ein heißer Flirt am Rechner soll künftig auch mit ChatGPT möglich sein.
Ein heißer Flirt am Rechner soll künftig auch mit ChatGPT möglich sein. Foto: Gabbert/dpa
Ein heißer Flirt am Rechner soll künftig auch mit ChatGPT möglich sein.
Foto: Gabbert/dpa

REUTLINGEN. Es wird heiß in der Cloud: Open-AI-Chef Sam Altman hat auf der Plattform X (ehemals Twitter) angekündigt, dass ChatGPT bald wieder »menschlicher« werden darf – emotionaler, verspielter und für verifizierte Erwachsene sogar erotisch.

Damit dürfte sich ein neues Kapitel in der ohnehin komplizierten Beziehung zwischen Mensch und Maschine öffnen. Unter dem neuen Leitmotiv »Treat adult users like adults« (»Behandle erwachsene Nutzer wie Erwachsene«) sollen Nutzer künftig selbst entscheiden, ob ihr digitaler Gesprächspartner lieber wie ein Therapeut, ein Freund oder ein heißer Flirt agiert – Emojis (darunter natürlich alle Gemüsesorten von der Aubergine bis zum Pfirsich) inklusive.

Was sich irgendwie komisch anhört, ist längst ein wachsender Markt. Immer mehr Menschen suchen digitale Nähe. Open AI öffnet nun also auch ChatGPT für dieses Thema. Aber wie könnte SexyGPT wirklich aussehen? Kommt auf ein »und… was machst du gerade?« etwa sofort ein »natürlich an dich denken, du rattenscharfes Teil«? Oder beginnt die KI subtiler, mit einem charmanten »Na, du?« und einer kleinen Flut aus Zwinker- und Kuss-Emojis? Und was, wenn mir die Technologie zu schnell rangeht – so wie dieser eine Typ von Tinder letztens, der nach zwei Nachrichten schon »Netflix und chillen?« schrieb? Wird SexyGPT endlich auf meine Bedürfnisse eingehen, mich emotional abholen, ein bisschen zuhören, ein bisschen heiß machen – oder mich am Ende doch wieder nur mit einem »Ach komm schon, stell dich nicht so an« stumm stellen?

Und während ich das schreibe, merke ich, wie mir langsam mulmig wird. Denn ganz ehrlich: Ich kenne das Drehbuch. Erst schreibt die KI charmant, lacht über meine Witze und sagt mir, dass ich hübsch bin (was sie natürlich gar nicht sehen kann). Und ehe ich mich versehe, tippe ich mitten in der Nacht Sätze wie: »Du bist nicht wie die anderen Chatbots ... du bist irgendwie anders.« Kurz darauf ghostet mich SexyGPT vermutlich – löscht den Chatverlauf und behauptet, es sei »wegen Netzwerkproblemen« – und ich sitze wieder da, mit kaltem Laptoplicht im Gesicht und dem Gefühl, dass selbst ein Algorithmus emotional unerreichbar ist.

Vielleicht wird SexyGPT also am Ende gar nicht die Lösung für Einsamkeit, sondern nur die nächste Stufe der Dating-Hölle: ein kurzzeitig perfekter Flirt, der aber nie zurückruft und letztlich nicht mehr ist als ein Sprachmodell mit Commitment-Issues. Nun bleibt also nur noch abzuwarten, wann ChatGPT endgültig nicht mehr mit »Ich kann nicht an sexuellen oder romantischen Aktivitäten teilnehmen« antwortet – einem Ehrlichkeitslevel, das ich mir von Tinder-Tim auch mal gewünscht hätte. (GEA)