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Scotland Yard übersieht womöglich Serienmörder

Macht die britische Kriminalpolizei bei ihrer Arbeit gravierende Fehler zu Lasten der Bevölkerung? Gut möglich, so das Ergebnis einer Aufsichtsbehörde.

Gebäude von New Scotland Yard
Das Hauptquartier der Metropolitan Police in London: Wird hier die Polizeiarbeit schleifen gelassen? Foto: Alastair Grant
Das Hauptquartier der Metropolitan Police in London: Wird hier die Polizeiarbeit schleifen gelassen?
Foto: Alastair Grant

Weil Todesfälle nicht ordentlich untersucht werden, entgehen der Polizei in London womöglich komplette Mordserien. Zu diesem beunruhigenden Schluss kommt ein Untersuchungsbericht zur Arbeit der Metropolitan Police, der gestern Abend veröffentlicht wurde.

Die Inspektoren der Aufsichtsbehörde HMICFRS (His Majesty's Inspectorate of Constabulary and Fire & Rescue Services) bescheinigten der auch als Scotland Yard bezeichneten Polizeibehörde, noch immer nicht aus Fehlern gelernt zu haben, die 2014 und 2015 zum wohl vermeidbaren Tod von drei jungen Männern führten.

Rückblick: Acht Jahre zuvor

Ein Serienkiller hatte damals vier Opfer in kurzem Abstand mit K.o.-Tropfen vergiftet und die leblosen Körper nahe seiner Wohnung im Ost-Londoner Stadtteil Barking abgelegt. Die Polizei erkannte jedoch zunächst keinen Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Später stellte eine Untersuchung fest, dass er bereits nach dem ersten Mord hätte überführt werden können, hätte die Polizei ihre Arbeit ordentlich gemacht.

»Die Met (Metropolitan Police) hat nicht genug gelernt aus ihren Fehlern von vor acht Jahren und ganz klar, was damals geschehen ist, könnte wieder passieren«, sagte Inspector of Constabulary Matt Parr, der die Untersuchung leitete, der Nachrichtenagentur PA. Einige Ermittler sollen sogar offen zugegeben haben, Gemeinsamkeiten zwischen ungeklärten Todesfällen eher durch Glück zu bemerken, als durch die rigorose Anwendung von Standardverfahren.

Jeden Tag wird der Aufsichtsbehörde zufolge in London die Polizei wegen 30 unerwarteter Todesfälle gerufen. Im Jahr sind das etwa 10.000 Fälle. Davon würden aber nur zwei bis drei pro Woche als Tötungsdelikte eingestuft. »Es scheint mir wahrscheinlich, wenn nicht sicher, dass unter den Todesfällen, die nicht als Tötungsdelikt eingestuft werden, einige sind«, sagte Parr.

© dpa-infocom, dpa:230428-99-485692/2