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Schneemassen ohne Ende: Bisher sieben Tote

Zugeschneite Straßen, schneebedeckte Wälder, Winterdienste im Dauereinsatz - vor allem im Süden Bayerns müssen die Menschen mit massenhaft Schnee fertig werden. Auch der Westen Österreichs versinkt im Schnee.

Lawine in Bayern
Einsatzkräfte räumen im Berchtesgadener Land nach einer Lawine eine Straße frei. Foto: Bernd März
Einsatzkräfte räumen im Berchtesgadener Land nach einer Lawine eine Straße frei. Foto: Bernd März

MÜNCHEN. Gesperrte Zugstrecken, Unterrichtsausfall und hohe Lawinengefahr: Vor allem im Süden Bayerns und in Österreich kämpfen die Menschen mit den Schneemassen. Die Siedlung Buchenhöhe in Berchtesgaden und die Gemeinde Jachenau sind weitgehend abgeschnitten, aber mit Nahrung ausreichend versorgt.

Fahrgäste der Regionalbahnen südlich von München mussten auch am Donnerstag mit gesperrten Strecken klarkommen. Seit Tagen schneit es vor allem im Alpenraum immer wieder. Dort gilt auch für Donnerstag die zweithöchste Lawinenwarnstufe. In Bayern kam seit dem Wochenende ein Mensch in einer Lawine ums Leben.

Feuerwehreinsatz
Feuerwehrmänner schaufeln in Buchenhöhe Schnee vom Dach eines Hauses. Foto: Bernd März
Feuerwehrmänner schaufeln in Buchenhöhe Schnee vom Dach eines Hauses. Foto: Bernd März

In Österreich starben seit dem Wochenende mindestens sieben Menschen im Schnee. Darunter waren zwei Deutsche, die am Sonntag in Vorarlberg von Lawinen verschüttet wurden. Am Mittwoch wurde ein 16 Jahre alter Deutsch-Australier vor den Augen seiner Familie beim Skifahren von einer Lawine in den Tod gerissen.

Winter in Bayern
Auf breiter Front: Räumfahrzeuge des Winterdienstes sind auf der Autobahn 9 in Bayern im Einsatz. Foto: Matthias Balk
Auf breiter Front: Räumfahrzeuge des Winterdienstes sind auf der Autobahn 9 in Bayern im Einsatz. Foto: Matthias Balk

Zudem starben zwei Skifahrer, die bei Stürzen im meterhohen Schnee versanken, und zwei junge Schneeschuhwanderer, die am Montag tot unter einem Lawinenkegel gefunden wurden. Seit Samstag werden außerdem zwei Tourengeher vermisst. Im Skigebiet Wildkogel waren am Mittwoch sechs Schüler aus Sachsen-Anhalt von einer Lawine erfasst und teils verschüttet worden, sie konnten sich alle retten.

Zugausfall
Nichts geht mehr: »Kein Zugverkehr« steht auf einer Fahrgastinformationstafel am Bahnhof von Miesbach. Foto: Lino Mirgeler
Nichts geht mehr: »Kein Zugverkehr« steht auf einer Fahrgastinformationstafel am Bahnhof von Miesbach. Foto: Lino Mirgeler

Entwarnung gab es noch nicht: Meteorologen erwarten in Österreich weitere Schneemassen und damit eine Verschärfung der Lawinengefahr. Es müsse mit bis zu einem halben Meter Neuschnee gerechnet werden, berichtete der Wetterdienst des Senders ORF. Zu vielen Orten wurden die Zufahrtsstraßen wegen Lawinengefahr gesperrt. Dadurch sitzen auch immer mehr Touristen fest. Wie schon am Mittwoch sind die beliebten Reiseziele Obertauern, Lech, Zürs und Hallstatt weiter nicht zu erreichen.

Winterdienst
Ein Schneepflug räumt eine Straße in Ramsau am Dachstein. Österreich versinkt im Schnee. Foto: Harald Schneider/APA
Ein Schneepflug räumt eine Straße in Ramsau am Dachstein. Österreich versinkt im Schnee. Foto: Harald Schneider/APA

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ist bis mindestens Mitte nächster Woche vor allem im Alpenraum mit Schnee zu rechnen. Eine Unwetterwarnung wegen heftiger Schneefälle gilt bis Freitag.

Auf den Straßen kam es vielerorts zu Unfällen bei Glatteis. Bei Wermsdorf in Sachsen kam ein Autofahrer bei einem Frontalzusammenstoß ums Leben. Ein weiterer Mann kam schwer verletzt ins Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte. Ein Kleintransporter war am Mittwochnachmittag auf glatter Straße auf die Gegenfahrbahn gekommen. Der Wintereinbruch brachte den Zugverkehr im Vogtland und in Ostsachsen teilweise zum Erliegen. Wie die Länderbahn am Donnerstag mitteilte, geht auf einigen Strecken wegen umgestürzter Bäume und Schneeverwehungen nichts mehr.

Winter in Bayern
Ein paar Tage zusätzliche Winterferien: Ein Zettel an einer Schule in Holzkirchen weist auf witterungsbedingten Unterrichtsausfall hin. Foto: Lino Mirgeler
Ein paar Tage zusätzliche Winterferien: Ein Zettel an einer Schule in Holzkirchen weist auf witterungsbedingten Unterrichtsausfall hin. Foto: Lino Mirgeler

Vor allem im südlichen Oberbayern kamen in der Nacht viele Fahrzeuge ins Schlingern und rutschten in Straßengräben, wie die Polizei mitteilte. Eine Sprecherin schätzte die Zahl der Unfälle auf bis zu 100. Das Landratsamt für den südlichen Landkreis Berchtesgadener Land rief am Donnerstag wegen der anhaltenden Schneefällen den Katastrophenfall aus. Für viele Kinder vor allem in Oberbayern bedeutet das Wetter schulfrei. Landkreise lassen aus Sicherheitsgründen den Unterricht ausfallen - manchmal flächendeckend, manchmal nur in einzelnen Schulen.

Schneefall im Erzgebirge
Tief verschneiter Wald auf dem Fichtelberg: Tief »Benjamin« brachte gewaltige Schneemassen ins Erzgebirge. Foto: Andre März
Tief verschneiter Wald auf dem Fichtelberg: Tief »Benjamin« brachte gewaltige Schneemassen ins Erzgebirge. Foto: Andre März

Die Fahrer Dutzender Lastwagen mussten die Nacht zum Donnerstag in ihren Fahrzeugen auf der Autobahn München-Berlin verbringen, wie eine Sprecherin der Thüringer Autobahnpolizei sagte. Zu den Verkehrsbehinderungen auf der A9 war es am Mittwoch gekommen, weil Dutzende Lastwagen an einer Steigung ins Rutschen geraten waren und danach quer standen. Nach Angaben der Polizei staute sich der Verkehr auf der A9 vorübergehend von der bayerisch-thüringischen Landesgrenze in Richtung Berlin bis südlich von Hermsdorf.

Auch auf der A8 saßen in der Nacht zum Donnerstag Hunderte Lastwagen- und Autofahrer wegen Schneefalls und Glätte fest. Vom Abend an seien immer wieder Laster auf der schneeglatten Fahrbahn ins Rutschen geraten und hätten Behinderungen verursacht, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Der Verkehr sei dadurch zwischen Ulm und Nellingen in Baden-Württemberg auf einer Länge von etwa 35 Kilometern zum Erliegen gekommen. Der Stau habe sich erst am Donnerstagmorgen wieder aufgelöst.

Miesbach
Ein Radlader lädt in der Innenstadt von Miesbach zusammengeschobenen Schnee auf einen LKW. Der Landkreis Miesbach hatte zuvor Katastrophenalarm ausgelöst. Foto: Lino Mirgeler
Ein Radlader lädt in der Innenstadt von Miesbach zusammengeschobenen Schnee auf einen LKW. Der Landkreis Miesbach hatte zuvor Katastrophenalarm ausgelöst. Foto: Lino Mirgeler

Der Wintereinbruch brachte auch den Zugverkehr im Vogtland und in Ostsachsen teilweise zum Erliegen. Wie die Länderbahn am Donnerstag mitteilte, geht auf einigen Strecken wegen umgestürzter Bäume und Schneeverwehungen nichts mehr. Die Hauptstrecken des Trilex von Bischofswerda nach Zittau und von Bischofswerda nach Görlitz sind wegen Baumstürzen komplett gesperrt. Die Räumung der Strecke nach Görlitz sei schwierig, da das Befahren des Waldes lebensgefährlich sei, teilte das Bahnunternehmen mit Bezug auf Auskünfte der Feuerwehr mit.

In Richtung Zittau fahre ein Erkundungszug mit Sägetrupps, um die Trasse zu räumen. Zwischen Dresden und Bischofswerda würden die Züge pendeln. Ein Ersatzverkehr ist den Angaben zufolge nicht möglich, weil die Busbetriebe witterungsbedingt keine Überlandfahrten machen können. Wie lange die Sperrungen dauern, war zunächst nicht absehbar.

Lawinenwarndienst Steiermark

Lawinenwarndienst Niederösterreich

Lawinenwarndienst Bayern

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) schließt einen Zusammenhang zwischen den aktuellen Schneemassen in den Alpen und dem Klimawandel nicht aus. »Die Atmosphäre ist wärmer geworden, deshalb gibt es mehr Feuchtigkeit«, sagte der Klimaforscher Peter Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit gebe es eine massive Nord-Windströmung, die das Potenzial hat, große Mengen Feuchtigkeit zu transportieren. »Diese Windströmung läuft genau gegen die Mittelgebirge und gegen die Alpen.« Intensive Schneefälle seien die Folge. (dpa)