München (dpa) - Mit dem Hit »Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben« singt sich Jürgen Marcus in den 1970er Jahren ins kollektive Gedächtnis.
Bis heute darf sein Evergreen - einer der wohl bekanntesten und erfolgreichsten des deutschen Schlagers - auf fast keiner Party fehlen. Nun ist er im Alter von 69 Jahren gestorben.
»Schweren Herzens gebe ich bekannt, dass Jürgen Marcus den Kampf gegen die chronische Lungenkrankheit COPD verloren hat und bereits Mitte Mai in unserer gemeinsamen Wohnung (...) in München verstorben ist«, teilte Manager und Lebensgefährte Nikolaus Fischer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Marcus litt seit 2002 an COPD (Chronic obstructive pulmonary disease, chronisch obstruktive Lungenerkrankung).
Seine schlechter Gesundheitszustand war es auch, der seine Karriere 2017 vorzeitig beendete. Fischer gab damals den Abschied des Sängers von der Bühne bekannt. Fünf Jahre zuvor hatte sich der Sänger wegen der Krankheit schon aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
In seinen Hochzeiten war Marcus für seine blonde Mähne, den lässigen Hüftschwung und sein strahlendes Lächeln bekannt. »Musik ist doch etwas Wunderbares, weil man die Gefühle von Menschen einfangen kann«, hatte er in einem Interview mal gesagt und betont, dass er es nicht Leid sei, seinen bekanntesten Hit auf Konzerten zum Besten zu geben. »Ich bin ja dankbar, dass ich diese Lieder habe. Wenn ich auftrete, warten die Leute schon darauf, und das ist etwas Besonderes.«
Marcus kam am 6. Juni 1948 im nordrhein-westfälischen Herne zur Welt. Der Musiker war eigentlich gelernter Maschinenschlosser und hieß bürgerlich Jürgen Beumer. Schon mit 19 Jahren sang er und zog mit seiner ausdrucksvollen Stimme die Aufmerksamkeit auf sich. Doch das Sprungbrett auf die große Bühne war die Hauptrolle des Claude im Hippie-Kultmusical »Hair«, die er Ende 60er Jahre ergattert hatte.
Erfolgsproduzent Jack White, der auch David Hasselhoff als Sänger entdeckte, wurde auf den jungen Mann aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Der Durchbruch gelang mit »Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben« (1972). »Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass es ein Erfolg wird - der Text war extrem gut«, sagte Jürgen Marcus später über seinen berühmtesten Song. Weitere Hits wie »Ein Festival der Liebe«, »Auf dem Bahnhof der vielen Geleise« und »Ein Lied zieht hinaus in die Welt« folgten. Bis 1982 bescherte ihm der Erfolg 36 Auftritte in der Hitparade, er war damals der Interpret mit den meisten Nummer-Eins-Hits.
1976 ging er beim Eurovision Song Contest für Luxemburg an den Start. Mit dem französischen Song »Chansons pour ceux qui s'aiment« holte er Rang 14 - von der deutschen Jury gab es für seinen Auftritt null Punkte.
Marcus experimentierte mit verschiedenen Produzenten und arbeitete unter anderem mit Andrew Lloyd Webber zusammen. Eine amerikanische Firma wollte ihn für den internationalen Markt aufbauen. Der Song »Liberation Day« floppte 1988 allerdings schon in Deutschland. In den 90er Jahren wechselte er als Produzent mit eigenem Studio die Seiten.
Privat war Marcus mehr als 20 Jahre mit seinem Lebensgefährten Fischer liiert. Das Paar wohnte bis zu Marcus' Tod gemeinsam in München. »Es war sein ausdrücklicher Wunsch, in aller Stille beigesetzt zu werden«, teilte Fischer weiter mit und bat um Respekt für diese Entscheidung.
Die Zeit fern vom Scheinwerferlicht wusste der Sänger, der auch in ein paar Filmen und Serien zu sehen war, sehr zu schätzen. »Wenn man ständig nur den Beruf im Kopf hat, dann wird man zu verbissen, und das tut, glaube ich, keinem gut.«