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Schienenersatzverkehr mal anders: Zu Fuß statt mit dem Bus

Im Norden setzt die Bahn derzeit auf besonderen Schienenersatzverkehr: die eigenen Beine. Über die Schleibrücke bei Lindaunis müssen die Fahrgäste laufen. Das ist deutlich schneller als der Bus.

Ungewöhnlicher Schienenersatzverkehr
Fahrgäste laufen mit Koffern und anderem Gepäck über die Schleibrücke bei Lindaunis. Foto: Jonas Walzberg
Fahrgäste laufen mit Koffern und anderem Gepäck über die Schleibrücke bei Lindaunis.
Foto: Jonas Walzberg

Normalerweise fahren Züge auf der Strecke Kiel–Flensburg über die Schleibrücke bei Lindaunis. Seit Mitte September aber heißt es in Schleswig-Holstein für Fahrgäste: aussteigen und zu Fuß die Schlei passieren. Wegen Bauarbeiten ist die Brücke für Autos und Züge gesperrt.

Fußgänger und Radfahrer kommen aber noch rüber - ein Umstand, den sich die Deutsche Bahn zunutze macht. Statt auf Schienenersatzverkehr mit Bussen und kilometerlangen Umwegen setzt das Unternehmen in diesem Winter auf Pendelzüge und Fahrgäste, die gut zu Fuß sind.

Rund 350 Meter Laufstrecke

Es seien extra Ersatzhaltestellen am Nord- beziehungsweise am Südende der Brücke eingerichtet worden, sagte eine Bahnsprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Züge fahren von Flensburg beziehungsweise aus Kiel kommend an die Brücke heran, die Passagiere steigen aus, passieren die Schlei zu Fuß und steigen auf der anderen Seite der Brücke in den anderen Zug. Rund 350 Meter müssen sie so zurücklegen. Dafür haben sie zwölf Minuten Zeit, wie die Sprecherin weiter sagte.

Klingt ungewöhnlich - und das ist es auch. »Hier im Norden ist dieses Vorgehen zum ersten Mal geplant worden«, sagte die Bahnsprecherin. Der Fahrgastverband ProBahn erinnert an eine ähnliche Situation im Süden der Republik. Vor etwa 30 Jahren habe die Brücke über den Inn auf der Strecke von Mühldorf in Oberbayern nach Rosenheim einen Schaden, sagte Stefan Barkleit, Vorsitzender des Landesverbands Schleswig-Holstein/Hamburg, der dpa. Dort seien auch Haltepunkte an der Brücke errichtet worden »und das hat hervorragend funktioniert«.

Für Barkleit ist der Marsch über die Brücke »die absolut sinnvollste Lösung«. Die Brücke müsse neu gemacht werden und ein Ersatzverkehr mit Bussen würde weite Umwege mit deutlich längeren Fahrzeiten bedeuten, sagte Barkleit. »Das einzige Problem haben wir mit Rollstuhlfahrern. Für die muss dann ein Rollstuhltaxi organisiert werden, aber auch das ist machbar.«

Umweg wäre wesentlich länger

Laut Bahn werden etwa 40 Kilometer Umweg gespart. Die Fahrt mit Bussen dauert etwa eine halbe Stunde länger als der Gang über die Brücke. Die Lösung sei unter anderem mit dem Nahverkehrsverbund Nah.SH abgestimmt worden. »Dadurch ist ein zeitaufwendiger Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Eckernförde und Süderbrarup wie im vergangenen Winter nicht mehr notwendig.«

Die Deutsche Bahn erneuert seit September 2020 die Klappbrücke über die Schlei bei Lindaunis auf der Strecke Kiel–Flensburg. Die Brücke, deren älteste Teile nach Angaben der Bahn aus dem Jahr 1892 stammen, wird durch eine komplett neue Klappbrücke ersetzt. Bis zur geplanten Fertigstellung der neuen Brücke im Jahr 2025 wird die alte Klappbrücke jedes Jahr für mehrere Monate für Züge und Kraftfahrzeuge gesperrt werden.

© dpa-infocom, dpa:220927-99-910201/3