Boris Becker und die Frauen. Jahrelang waren Details aus dem Privatleben der Tennis-Legende ein gefundenes Fressen für den Boulevard. Die Ehe mit Barbara, der »Besenkammer«-Seitensprung mit Angela Ermakova, über den Becker selbst freizügig erzählte, die neue und schließlich doch wieder gescheiterte Liebe zu Lilly.
Kaum ein Abschnitt blieb verborgen. Dass der 54-Jährige in Deutschland in den vergangenen Jahren eher Ziel von Spott und Schadenfreude war und weniger wegen seiner historischen Rekorde bewundert wurde, lag zum Teil wohl auch daran, dass Beckers Liebesleben stets in der Öffentlichkeit stattfand.
Doch nun sind es Beckers Frauen, in der Berichterstattung bisher häufig auf den Status »Partnerin von« reduziert, die die schwere Aufgabe übernehmen, den gefallenen Star zu schützen und ihm in der Öffentlichkeit den Rücken zu stärken.
Frauen spielen zentrale Rolle
Das begann schon während des Prozesses in London. An jedem Tag wurde Becker von seiner Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro, die in der britischen Hauptstadt als politische Risikoanalystin arbeiten soll, ins Gericht begleitet. Demonstrativ händehaltend zeigte sich das Paar den wartenden Kameras. Als das Urteil und drei Wochen später das Strafmaß - zweieinhalb Jahre wegen Insolvenzstraftaten - verkündet wurde, saß seine Freundin neben Beckers ältestem Sohn Noah. Verabschieden konnte sie sich nicht, der 54-Jährige musste den Saal sofort durch eine Seitentür verlassen und wurde kurz danach in ein Gefängnis im Londoner Bezirk Wandsworth abtransportiert.
Seit zwei Jahren etwa sollen Boris und Lilian ein Paar sein. In der Patchworkfamilie des dreifachen Wimbledon-Siegers spielt sie bereits eine wichtige Rolle. »Lilian ist seine Freundin, sie kümmert sich auch hauptsächlich um alles, was mit Boris zu tun hat«, erzählte Noch-Ehefrau Lilly Becker der Zeitschrift »Bunte« (Donnerstag). »Sie ist sein Rückgrat und stärkt ihn, das hat sie ja auch während des gesamten Prozesses gemacht.« Tatsächlich ist die Tochter des früheren Verteidigungsministers des afrikanischen Inselstaats São Tomé und Príncipe nun eine von drei zentralen Säulen des einstigen Ausnahmesportlers während seiner Haft.
Keine Eifersüchteleien
»Wir Frauen werden jetzt zusammenhalten - wir sind alle über Boris verbunden«, kündigte Lilly Becker an. »Da gibt es keine Eifersucht oder so etwas.« Sie selbst kümmere sich vor allem um den gemeinsamen Sohn Amadeus (12), der ihren Angaben zufolge erst zwei Tage nach dem Urteil von dem Prozess gegen seinen berühmten Vater erfuhr. »Und Barbara ist für mich da, das hat sie mir gesagt und dafür bin ich ihr dankbar«, sagte Lilly Becker.
Die Unterstützung soll den einstigen Tennis-Star durch seine Haft tragen. »Lilian, Barbara und ich, wir sind wie ein Ring, den wir um Boris schließen, um ihn zu schützen«, kündigte Lilly Becker an. »Wir werden nicht zulassen, dass man schlecht über ihn spricht. Viele zerreißen ihn gerade, das werden wir nicht zulassen.«
Von Beckers aktueller Partnerin gab es bisher kein öffentliches Wort, sie verschwand nach dem Urteil mit einem Taxi. Von Ex-Frau Barbara, mit der er die Söhne Noah und Elias hat, ist keine direkte Stellungnahme bekannt. Während des Verfahrens betonte sie aber: »Insgesamt ist natürlich Familie das Wichtigste.« Die drei Frauen seien miteinander in Kontakt, sagte Lilly Becker der »Bunten«. »Barbara ist in Miami, Lilian und ich hier. Natürlich rücken wir jetzt alle enger zusammen.«
Rückendeckung erhält Becker auch von Angela Ermakova, seiner Kurzzeit-Affäre und Mutter seiner Tochter Anna. »Ich fühle Mitleid. Ich denke, wie kann ich helfen«, sagte Ermakova bei Bild TV. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Becker die größte Herausforderung seines Lebens bewältigen werde. »Nur einer hat mit 17 Jahren Wimbledon gewonnen. Für junge Sportler kann er immer ein Vorbild für seine Hingabe zu seinem Sport sein.«
Wie kämpferisch sich die Frauen geben, zeigte Lilly Becker in ihrem ausführlichen »Bunte«-Interview. Dort ging sie hart mit dem Urteil ins Gericht. »Meiner Meinung nach wurde an ihm ein Exempel statuiert«, polterte die 45-Jährige. Becker, von dem sie noch nicht geschieden ist, müsse natürlich für seine Fehler geradestehen. »Doch zweieinhalb Jahre Gefängnis sind aus meiner Sicht unverhältnismäßig«, sagte sie. »Boris ist eine öffentliche Person und auf der ganzen Welt bekannt. Ihm vor den Augen der Weltöffentlichkeit den Prozess zu machen, empfinde ich als unwürdig. Das Verfahren hätte hinter verschlossenen Türen stattfinden müssen«, kritisierte Lilly Becker.
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