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S-Bahn-Unglück: Spekulation über menschliches Versagen

Nach dem schweren S-Bahn-Unfall südlich von München wird die Bergung vorbereitet. Die Unglücksursache ist noch immer nicht geklärt. Aber es gibt Spekulationen.

Zusammenstoß von Münchner S-Bahnen
Die aufeinander geprallten S-Bahnen an der Unfallstelle in der Nähe des Bahnhofes Ebenhausen-Schäftlarn bei München. Foto: Matthias Balk
Die aufeinander geprallten S-Bahnen an der Unfallstelle in der Nähe des Bahnhofes Ebenhausen-Schäftlarn bei München.
Foto: Matthias Balk

Auch am Tag zwei nach dem S-Bahn-Unglück bei Schäftlarn bietet sich an der Unfallstelle ein Bild der Verwüstung. Neben den Gleisen türmen sich Trümmer: herausgerissene S-Bahn-Türen, Sitzpolster, Teile der Seitenverkleidung, Elektronik.

Der Tacho des Zuges von München Richtung Wolfratshausen zeigt 40 Stundenkilometer. Ob dies das Tempo ist, mit dem der Zug mit der entgegenkommenden Bahn kollidierte, ist aber unklar.

Die beiden mit 95 Menschen besetzten Bahnen waren am Montagnachmittag im Berufsverkehr auf eingleisiger Strecke frontal zusammengestoßen. Ein Fahrgast wurde getötet, 18 Menschen wurden verletzt. Die Untersuchungen zur Unfallursache laufen - vermutet wird menschliches Versagen. Darauf mehren sich Hinweise.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Bei der Staatsanwaltschaft hieß es am Mittwoch, es werde ergebnisoffen ermittelt. Allerdings sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bereits am Dienstag: »Nach gegenwärtigem Stand gibt es keine Hinweise darauf, keine Anzeichen dafür, dass es um technisches Versagen geht.« Im Moment möglicherweise eher im Vordergrund stehe, »dass einer der beiden Triebwagenführer, der Lokführer einen Fehler gemacht haben könnte«.

Die beiden Lokführer waren am Dienstag noch nicht vernehmungsfähig. Bei der Polizei hieß es am Mittwoch, es gebe keinen neuen Stand. Die Ermittler hatten die Fahrtenschreiber der beiden Triebwagen sichergestellt, mehrere Zeugen wurden bereits vernommen.

Die Bergung der beiden S-Bahnen soll voraussichtlich am Donnerstag beginnen, wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilte. Mit Hilfe von Kränen sollen die havarierten Fahrzeuge geborgen werden. In Vorbereitung hierzu sei in der vergangenen Nacht bereits der Fahrdraht der Oberleitung auf einer Länge von mehreren Hundert Metern abgebaut worden, erläuterte die Bahn.

Bergung wohl mit Spezialkran

Für die Bergung der zertrümmerten Bahnen auf dem erhöht gelegenen Bahndamm wird voraussichtlich auch ein Spezialkran benötigt. Mehrere Zugteile waren aus den Gleisen gesprungen.

Nach der Bergung der beschädigten S-Bahnen sollen laut Bahn die Schäden an der Infrastruktur begutachtet und behoben werden. Eine Prognose, wann die Strecke wieder freigegeben werden könne, sei derzeit noch nicht möglich.

Der Streckenabschnitt zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Die S-Bahnen der Linie S 7 in Richtung Wolfratshausen verkehren bis Höllriegelskreuth und wenden dort. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen nach einem festen Fahrplan ist laut Bahn zwischen Wolfratshausen und Höllriegelskreuth eingerichtet.

© dpa-infocom, dpa:220216-99-150803/3