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Royaler Rassismus und Selbstmordgedanken: Meghan packt aus

Angriffe auf einzelne Mitglieder der Königsfamilie blieben aus, Sprengkraft besitzt das Interview von Meghan und Harry dennoch. Das Paar beantwortet viele Fragen - und spricht auch über Schmerzhaftes.

Interview
Prinz Harry und Herzogin Meghan sprechen mit Oprah Winfrey über das Leben am britischen Königshaus. Foto: Joe Pugliese/Harpo Productions/PA Media/dpa
Prinz Harry und Herzogin Meghan sprechen mit Oprah Winfrey über das Leben am britischen Königshaus. Foto: Joe Pugliese/Harpo Productions/PA Media/dpa

LOS ANGELES. Enormer Druck, der Palast als goldener Käfig und Rassismusvorwürfe gegen die Royals: Mit deutlichen Worten haben Herzogin Meghan und Prinz Harry ein erschütterndes Bild des britischen Königshauses gezeichnet.

Persönliche Angriffe gegen Mitglieder der royalen Familie vermied das Paar. Doch brisant sind die Aussagen im Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey dennoch. Immer wieder kam die Sprache auf Rassismus - und Meghan berichtete ausführlich von Selbstmordgedanken.

»Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein«, sagte Meghan in dem mit Spannung erwarten Interview des US-Senders CBS über ihre Zeit, in der sie mit Sohn Archie schwanger war. »Ich dachte, es würde die Situation für alle lösen.« Es sei keine abstrakte Idee mehr gewesen. Von der königlichen Familie fühlten sich der Enkel von Queen Elizabeth II. und seine Frau im Stich gelassen - gerade beim Thema Rassismus. In den Jahren, die Meghan im Palast verbrachte, sei nie ein Familienmitglied gegen rassistische Angriffe und »koloniale Untertöne« in der Berichterstattung aufgestanden, kritisierte Harry. »Das hat weh getan.«

Im Gegenteil: Rassismus hat das Paar nach eigenen Worten auch von der engeren Familie erfahren. Als sie mit Söhnchen Archie schwanger war, habe es Bedenken gegeben, »wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird«, sagte Meghan. Während sie alle anderen Fragen offen beantworteten, schwiegen sich die Eheleute hier aber über die Details aus. Er werde nie sagen, wer mit ihnen darüber gesprochen habe, betonte Harry. Und Meghan sagte, sie wolle sich nicht genauer äußern, weil dies »sehr schädlich« für einige Personen wäre. Es sei aber wohl klar, dass ein dunkelhäutiges Baby ein Problem für den Palast gewesen wäre. Die Mutter der 39-Jährigen Amerikanerin ist schwarz.

Meghan Markle
Zwei Bildschirme in Sydney zeigen australische Fernsehnachrichten über ein Interview von Prinz Harry von Großbritannien und seiner Ehefrau Herzogin Meghan. Foto: Rick Rycroft/AP/dpa
Zwei Bildschirme in Sydney zeigen australische Fernsehnachrichten über ein Interview von Prinz Harry von Großbritannien und seiner Ehefrau Herzogin Meghan. Foto: Rick Rycroft/AP/dpa

Mit großem Trommelfeuer hatte der US-Sender CBS das Interview beworben und mit mehreren Clips die Stimmung angeheizt. Schon vor der Ausstrahlung wirkte die Stimmung zwischen dem Paar, das vor rund einem Jahr mit Archie in Meghans Heimat USA ausgewandert war, und dem Palast vergiftet. Zwar äußerten sich Queen und Co. nicht zu dem Interview und gingen demonstrativ ihren täglichen Pflichten nach. Doch in der britischen Öffentlichkeit gerieten Meghan und Harry schwer unter Beschuss.

Es sei eine Frechheit, dass sie an der Ausstrahlung festhielten, obwohl Harrys Großvater Prinz Philip im Krankenhaus liegt, hieß es. Der Druck wurde immer größer: Aus dem Palast wurden Mobbing-Vorwürfe gegen die Herzogin durchgestochen, die nun untersucht werden sollen, und auch die Arbeit der Wohltätigkeitsorganisation des Paares, Sussex Royal, wird nun unter die Lupe genommen.

Doch das Paar bemühte sich sichtlich, nicht alle Brücken einzureißen. Harry nannte seine Großmutter, die Queen, als Vorbild. Meghan lobte ihre Schwägerin, Prinz Williams Ehefrau Kate, als »gute Person« und widersprach damit Berichten über einen Bruch. Und auch mit seinem Bruder William hofft Harry auf eine Versöhnung. »Zeit heilt alle Wunden, hoffentlich«, sagte er. Nur seinen Vater Charles kritisierte der Prinz. »Ich werde ihn immer lieben, aber es gab sehr viele Kränkungen.« Er fühle sich im Stich gelassen, obwohl der Thronfolger ihn doch eigentlich verstehen müsse - eine klare Anspielung auf die Turbulenzen um seine Mutter Prinzessin Diana, die 1997 auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Die britische Königsfamilie hat Anfang 2020 laut Prinz Harry ihre finanzielle Hilfe für den Enkel der Queen eingestellt. »Ich habe aber das, was meine Mutter mir hinterlassen hat. Und ohne das hätten wir das nicht geschafft«, sagte Harry. Er habe die »Anwesenheit« seiner Mutter, Prinzessin Diana, während der Probleme mit seiner Familie gespürt. Es sei so gewesen, als habe sie seine Situation kommen sehen.

Interview
Prinz Harry von Großbritannien und seine Ehefrau Herzogin Meghan während des Interviews mit der US-Moderatorin Winfrey. Foto: Joe Pugliese/Harpo Productions/AP/dpa
Prinz Harry von Großbritannien und seine Ehefrau Herzogin Meghan während des Interviews mit der US-Moderatorin Winfrey. Foto: Joe Pugliese/Harpo Productions/AP/dpa

Das zur besten US-Sendezeit ausgestrahlte Gespräch war das erste Interview von Meghan und Harry, seitdem das Paar seine royalen Pflichten aufgegeben hatte.

In zwei Stunden - inklusive zahlreicher Werbeblöcke - ließ Moderatorin Oprah Winfrey kaum ein Thema aus. Und erhielt einige Exklusivnachrichten. Sie hätten bereits drei Tage vor der weltweit übertragenen Traumhochzeit im ganz privaten Kreis geheiratet, erzählte Meghan. Und dass das zweite Kind, das sie derzeit erwartet, ein Mädchen sein wird. »Einen Jungen zu haben und ein Mädchen, was kann man mehr wollen?«, sagte Harry. Die beiden wollten es aber bei zwei Kindern belassen.

Das Baby wird im Sommer erwartet. Bis dahin will Großbritannien die Corona-Pandemie weitestgehend überstanden haben, die derzeit ein Familientreffen im Haus Windsor verhindert. Gespannt wartet das Land darauf, ob auch die Royals dann die Reisefreiheit nutzen werden. (dpa)