Lokalblatt und Nationalzeitung in einem: Die »Penguin News« muss einen erheblichen Spagat bewältigen.
»Am selben Tag schreibe ich über die Arbeit des ständigen Ausschusses für Finanzen und einen Kuchenverkauf oder Lokalsport«, erzählt Nick Roberts. Der 27-Jährige ist stellvertretender Chefredakteur der »Pinguin-Nachrichten« - der einzigen Zeitung der Falklandinseln. Insgesamt arbeiten hier nur drei Journalisten. Auch Zeitungsgründer Graham Bound schreibt noch regelmäßig Kolumnen. Eine kleine Truppe.
Das Blatt finanziert sich mit Werbung
Aber das Wochenblatt hat Erfolg, die Auflage von 1000 Stück ist regelmäßig vergriffen - bei gerade mal 3400 Einwohnern des britischen Überseegebiets eine stolze Quote. Eine Ausgabe kostet 2 Pfund (2,30 Euro), dazu kommen einige Hundert zahlende Online-Abonnenten.
Die Berichterstattung auf den Inseln vor der argentinischen Küste ist angesichts des kleinen Straßennetzes und der weiten Entfernungen immer wieder herausfordernd. Westfalkland ist nur sehr aufwendig zu erreichen, von dort schicken immer mal wieder Farmer einen Bericht an die Redaktion. In der Hauptstadt Stanley auf Ostfalkland, in der etwa drei Viertel der Einwohner leben, ist der Zugang deutlich einfacher - zumal alle miteinander bekannt scheinen.
»Penguin News«-Chefin Lisa Watson legt Wert darauf, dass das 1979 gegründete Blatt unabhängig ist. Von der Regierung gibt es keine finanzielle Unterstützung, das Blatt finanziert sich vor allem durch Werbung. Hier liegt allerdings eine Achillesferse, denn Unternehmen könnten versuchen, Druck aufzubauen. Auf den Falklandinseln gibt es aufgrund der geringen Einwohnerzahl mehrere Monopole, etwa beim Internetbetreiber.
Auch das politische System hat Tücken. Formal ein britisches Überseegebiet, hat der Gouverneur, der von der Queen entsandt wird, vornehmlich repräsentative Aufgaben. Die acht direkt gewählten Abgeordneten, die mit ihren Bereichen ein wenig Ministern ähneln, haben allerdings auch nicht das Sagen. Letztlich entscheiden die Direktoren der einzelnen Geschäftsbereiche sowie der »Vorstandsvorsitzende« (Chief Executive), ein Mitglied des britischen Öffentlichen Dienstes. Für dessen Ernennung sind die Abgeordneten und der Gouverneur zuständig. Je nach Zusammenspiel sei es schwierig, transparente Einblicke in Entscheidungen zu erhalten, kritisiert Roberts.
Durch die Winzigkeit der Inseln sind andere Dinge dann wiederum transparenter als einem lieb sein kann. Roberts muss vorsichtig sein, zu einfach sind anonymisierte Menschen aus seinen Berichten sonst zu identifizieren. »Bei meinem ersten Bericht von Gericht habe ich bei einer Zeugenaussage auch die genaue Kreuzung genannt. Sofort wussten alle: Das kann nur diese Person gewesen sein, denn von der anderen Straßenseite ist die Stelle nicht einsehbar«, erzählt er.
© dpa-infocom, dpa:220628-99-827525/3